Review The Young Gods – Super Ready/Fragmenté

Obwohl ich dem Industrial-Genre alles andere als abgeneigt bin, kannte ich die drei Schweizer von THE YOUNG GODS bisher noch gar nicht. Wie mir der Promozettel jedoch verrät, hatte diese Band einen nicht geringen Einfluss auf die Szene und sogar der kreative Vulkan Mike Patton nennt diese Band als prägenden Einfluss. Während es aber Bands wie Ministry und Nine Inch Nails in den Neunziger Jahren geschafft haben, ein breites Publikum anzusprechen, ist dies den Schweizern bis heute nicht recht gelungen. Mit „Super Ready/Fragmenté“ liegt nun bereits das neunte Album vor, auf dem es zu beweisen gilt, dass die Band ihren Namen zu Recht trägt.

Und bereits nach dem ersten Durchlauf bleibt zu meiner Überraschung einiges hängen. Das Album hat zwar Ecken und Kanten, die es zu erforschen und durch häufigeren Konsum des Werks abzuschleifen gilt, dennoch entfaltet sich einiges der Kunstfertigkeit der Eidgenossen bereits beim ersten Durchlauf, was für ein Album dieser Art durchaus ungewöhnlich ist. Doch was macht „Super Ready/Fragmenté“ derart zugänglich bei gleichzeitig sehr hoher Komplexität? Hauptgrund für mich ist der Gesang Franz Treichlers. Egal ob Englisch oder Französisch, die beiden Sprachen werden häufig sehr organisch miteinander vermischt, die textlich oft sehr einfachen Gesangslinien setzen sich im Kopf fest und gehen tagelang nicht mehr hinaus. Der Gesang baut auf einer Mischung aus gesampleter Geräuschkulisse, groovender Bassline, Trip Hop-artigen Beats und echtem Schlagzeugspiel auf. Hier wird Industrial aus Zutaten der Bereiche Electronica, Techno, Punkrock und Grunge gebraut, was dem Zuhörer aber einiges an Aufgeschlossenheit abverlangt. Extrem harte, gitarrenlastige Songs sucht man auf „Super Ready/Fragmenté“ vergebens, dennoch gibt es schnelle und harte Abschnitte wie zum Beispiel bei „Everythere“, bei dem Schlagzeuger Trontin richtig Gas gibt, und verzerrte Gitarren und allerlei Hintergrundgeräusche mitziehen. Die meisten Songs halten sich im Midtempo Bereich und wirken, wenn man sich darauf einlässt und konzentriert zuhört, nicht selten hypnotisch und nehmen einen in ihrer Atmosphäre gefangen. Das Album klingt wie aus einem Guss und zusammengehörend, könnte aber mehr und deutlichere Höhepunkte vertragen. So dringt das Album über die gesamte Länge in das Ohr des Hörers ein, man ist gefangen von dem dichten Sound, kann danach aber keinen Song nennen, der besonders hervorgestochen ist.

Nach einigen Durchläufen bin ich wirklich überrascht von der Leistung der Schweizer. „Super Ready/Fragmenté“ besticht durch seine dichte Atmosphäre, der nicht überzogenen Experimentierfreudigkeit und dadurch gesteigerten Eingängigkeit bei gleichzeitig hohem musikalischem Niveau. Fans greifen hier sowieso bedenkenlos zu. Musikliebhaber, die den elektronischen Einfluss nicht scheuen, dürfen ebenfalls ein Ohr riskieren. Wer jedoch metallische Härte, sägende Gitarren und Double-Bass Attacken am laufenden Band sucht, ist eindeutig bei der falschen Band. Die drei Eidgenossen von THE YOUNG GODS haben bei mir mit ihrem neusten Album einen großen Eindruck auf der Industrial Landkarte hinterlassen und das Interesse auf ältere Outputs geweckt.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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