Nachdem der Bandname zunächst einmal für gehörige Verwirrung sorgte – es handelt sich hierbei nämlich nicht um die Dark-Metaller um Shouter Mordan aus Düsseldorf, sondern um eine französische Truppe mit Sängerin – machte ich mich zunächst auf die Suche nach Informationen, da der Promo leider kein entsprechendes Papier beilag. Die Geschichte reicht bis ins Jahr 2000 zurück, über die obligatorischen und zahlreichen Besetzungswechsel kam man schließlich dazu, mit „The Glassy Waters“ das zweite Album aufzunehmen und nun herauszubringen.
Hierzulande dürfte der Fünfer aus Frankreichs Westen wohl weitgehend unbekannt sein und ich vermute mal, dass sich daran auch mit dem vorliegenden Album nicht viel ändern wird. Das liegt zwar nicht daran, dass die CD besonders schlecht wäre, aber erstens ist „Manitou Music“ nicht unbedingt dafür bekannt, große Bands in den eigenen Reihen zu haben und zweitens ist das Songmaterial bei aller Qualität eines auf keinen Fall: bedingungslos innovativ. Gotischer Metal mit Frauengesang hat seine Blütezeit wohl langsam aber sicher hinter sich, da müsste die Musik schon außergewöhnlich gut sein. Sicher, es sind viele gute Ansätze vorhanden, nach einem etwas längeren melodischen Intro folgt mit „Seed Of Pain“ ein wirklich ordentliches Lied, welches von einem eingängigen Refrain mit einer schönen Gesangslinie von der gerade einmal 20-jährigen Frontfee Mylene Genoux lebt. Zum Ende wird sogar richtig geprügelt, ein Stilmittel, welches die Band ruhig öfter zum Einsatz bringen könnte, denn – und das ist eine weitere, jedoch nicht so gravierende Schwäche, ebenso wie die etwas dünn geratene Produktion – auf die Dauer ist mir „The Glassy Waters“ etwas zu midtempolastig. Dies gilt zwar auch für den vierten Titel, „Illusion“, immerhin agiert die Gitarre hier aber hintergründig neumetallisch. Im ersten Moment ist dies etwas gewöhnungsbedürftig, spätestens wenn der zuckersüße Refrain einsetzt, ist es mit der Härte erst mal vorbei. Dazu noch ein paar männliche Vocals und fertig ist ein Song, der wirklich gut gefällt. „Mehr davon“, möchte man lauthals schreien, „es geht doch“. Leider bleiben derartige Highlights in der Folge aus, „One Day You`ll Set In The Land Where You Belong“ basiert hauptsächlich auf einigen netten Pianoeinlagen, für eine wirklich herausstechende Ballade taugt es aber doch nicht, dafür fehlen irgendwie die „Aha“-Momente. Eher schon würde ich noch „One In A Hole“ und „Fury“ hervorheben. Ersteres ist recht metallisch gehalten, Mylene überzeugt hier mit sehr tiefem Gesang (auch wenn man ihr ein elfenhaftes Geträllere nicht vorwerfen kann), insgesamt rockt der Song aber vor allem beim geprügelten Ende ganz amtlich. „Fury“ könnte mit seinen acht Minuten Spielzeit so etwas wie das Herzstück des Albums sein, es baut sich langsam auf, wodurch eine schöne Atmosphäre entsteht und mit fortlaufender Dauer schleicht sich sogar fast so etwas wie progressive Komplexität ein.
Über die anderen Lieder, also auch das Guns`N`Roses-Cover „Sweet Child O`Mine“, welches ich im Original nicht mal kenne, lege ich mal den Mantel des Schweigens, allesamt sind sie nicht wirklich schlecht, um hier den großen Wurf zu landen, reicht es aber (noch) nicht. Allerdings, und das muss man den Franzosen, die teilweise noch dazu sehr jung sind, zu Gute halten, dass sie schon wissen, wie ein guter Song funktioniert. Dies haben sie mit „Seed Of Pain“ oder vor allem auch „Illusion“ bewiesen. Beim nächsten Album einfach mehr davon, auch wenn es sich natürlich leicht sagen lässt, dann sind auch wesentlich mehr Punkte drin als ordentliche
Wertung: 6.5 / 10