Review Hel – Tristheim

Wäre das aktuelle Album „Tristheim“ der Pagan Metal Genies HEL – hinter denen Valdr und Skaldir stecken – ein Auto, so würde es sich hiermit ohne Zweifel um eine metallic-schwarze S-Klasse handeln. Nie aufdringlich, eher gediegen der Auftritt und trotzdem weiß jeder, mit was er es zu tun hat. In der Tat wirkt das Digipack des Nachfolgers der Baldr Vertonung „Falland Vörandi“ edler als der große Rest der Welt und strotzt nur so voller Anmut. Für einen kurzen Moment zögert man, möchte es gar nicht mit bloßen Fingern berühren, doch ein Blick ins Booklet verzaubert erneut. Ein wahres Kunstwerk, was hier auf die Beine gestellt wurde.

Doch was erwartet den Hörer? Ein S65 AMG mit 12 Zylindern, oder doch der kleinste Diesel? Nichts von dem, viel eher ein Blick von innen durch die Scheiben hinaus in einen tristen Herbsttag. Man hat sich weder an einen Nachfolger von „Orloeg“ noch an einem „Falland Vörandi“ Part II versucht, sondern geht erneut einen eigenen Weg, ohne die Wurzeln zu verlieren. „Tristheim“ ist ein komplett akustisches Album voller Naturmystik geschaffen von Akustikgitarre, Klavier, Cello und Akkordeon. Die Musik regt zur inneren Besinnung an. Die Minuten verfliegen, während man sich auf den Weg zu seiner inneren Mitte macht und die imaginären Regentropfen an die Fensterscheibe der Seele tropfen. Es ist unheimlich schwierig einzelne Songs herauszugreifen, die besonders herausstechen. Mir persönlich gefällt vor allem auf Grund der perfekten Lyrik und deren Intonation „Gedanken“:

„Wo komm ich her? Wo geh ich hin? Wer sagt mir was ich mach‘ und wer ich bin? Jeder Tag verrinnt wie das Wasser im Sand und was kann für immer sein? Gibt es eine Ewigkeit?“
Es sind diese Fragen die einem unweigerlich durch den Kopf schießen, wobei zu keiner Zeit stört, dass nur die wenigsten Titel die Länge von drei Minuten übersteigen, da sich „Tristheim“ als homogenes Ganzes präsentiert, das eher die mystische, als die melodische Seite akustischer Musik präsentiert. Vor allem die pure Reinheit der Musik, die klar ist wie ein Gebirgsquell, macht die Faszination daran aus. Eine Rückbesinnung zu gedankengetragener akustischer Musik, die vollkommen ohne elektronische Spielereien wie Samples auskommt. Hier wird auch wieder deutlich, zu was die Deutsche Sprache durch ihren ganz speziellen Klang fähig ist. Sie scheint für diese Art von Musik wie gemacht zu sein und die Kombination aus bedeutungsschwangerer Lyrik und ihrer instrumentellen Begleitung entfaltet sich bei jedem Song erneut in ihrer ganzen Perfektion. Einzig bei „Lenger enn erindring“ wird unter Mithilfe von Lars Jensen (Myrkgrav) der Gesang auf norwegisch vorgetragen, was eine schöne Abwechslung darstellt.

Ebenso wie das gesamte Konzept des Albums und seine Aufmachung von einfacher Schönheit sind, so schwer ist es doch, das Album in hohle Worte kleiden zu wollen. Freunde von Bands wie Empyrium und Menschen die auf der Suche nach Klängen, die das Prädikat „Akustische Musik mit naturmysthischem Hintergrund“ wirklich verdient haben, werden mit „Tristheim“ keinen Fehler machen.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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