Das klischeebeladene Cover der österreichischen Power Metal Band ECLIPTICA lädt nicht gerade dazu sein, sich mit der Band näher zu beschäftigen. Nackter Engel mit schwarzen Flügeln, viel Rauch und Feuer und verhältnismäßig grellen Farben, da wurde kaum was ausgelassen. Doch wenn man darüber hinwegsieht und sich die Musik mehrmals anhört, weiß diese durchaus zu gefallen.
Doch eins nach dem anderen, beginnen wir am Anfang von ECLIPTICA. 2003 stellte die Band ursprünglich ein Soloprojekt vom Ex- Drunken Angels (ebenfalls eine Power Metal Band) Gitarrist Markus Winkler dar. Winkler holte sich mehrere österreichische Underground-Musiker ins Boot und produzierte die erste Demo-Scheibe. Das Kind trug den „unverbrauchten“ Namen „The Legend of King Artus“. Nachdem sich die Idee herumgesprochen hatte und einige Zeit verging, kamen und wechselten die restlichen fünf Mitglieder des Projektes und formten somit die jetzt noch bestehende Bandbesetzung. 2005 begannen die Aufnahmen zu ihren jetzt vor mir liegenden Debüt „The Awakening“, welches seine Bewährungsprobe am 13.04.07 vor einem 500-Mann-starken Publikum hatte und erfolgreich bestand.
ECLIPTICA ist von der Sorte Power Metal Bands, die wir mögen und auch irgendwie kennen: Sie erfinden den Power Metal nicht neu und stechen nicht atemberaubend aus dem riesigen See der Power Metal-Bands heraus, allerdings versuchen sie immerhin, mit einigen progressiven Einflüssen ihrer Musik einen einzigartigen Touch zu verleihen.Das Intro der Scheibe beginnt zunächst ruhig, mit hohen Keyboardklängen und explodiert am Ende mit pompösen und heroischen Gesang. Der anschließende Song „ The End of Silence“ schließt sich fast nahtlos an. Nach zackigen Riffs – und einigen sehr ansprechenden und irgendwie ganz leicht an Black Metal erinnernden Melodieänderungen – beginnt der pompöse Gesang und das Lied wird zunehmend progressiver, der Power Metal-Charakter bleibt jedoch bis zum Ende erhalten. Der Song wirkt nicht richtig abgeschlossen beziehungsweise wie eine Art Vorgeschmack auf die kommende Musik des Albums. Die Lieder haben zum Teil etwas Überlänge, was die kurzweilige Scheibe aber keinesfalls unnötig in die Länge streckt.
Generell mischen ECLIPTICA mehrere Elemente und Gernes, obwohl der Power Metal- Anteil natürlich deutlich überwiegt. Neben den progressiven Einflüssen hört man deutliche Anklänge an alten Heavy-Metal-Meistern heraus, allen voran Metallica. Einige Riffteile könnten sogar direkt von den Altmeistern stammen; vor allem beim Lied „Twilight Hall“ scheint das Intro vom Klassiker „For whom the bell tolls“ als Inspirationsquelle gedient zu haben. Was mich positiv überrascht, ist die weibliche Sängerin Evelin Pieler. Ich bin keinesfalls Freund von weiblichem Gesang in Metal Bands, der oft zu kitschig und hoch in meinen Ohren klingt. Doch hier ist dem keinesfalls so. Ihre Stimme gliedert sich ganz wundervoll in die Musik ein und unterstützt die männliche Stimme von Thomas Tieber so gut sie kann. Dieser muss allerdings noch seinen eigenen, charakteristischen Stil finden. Im Lied „Evil Love“ könnte man meinen, Grave Digger Sänger Chris Boltendahl höchstpersönlich habe die Vocals dafür eingesungen. Bei der Produktion gibt es aber eigentlich nichts zu meckern, bis auf das manchmal dumpf wirkende Schlagzeug ist diese sehr stimmig und harmonisch ausgefallen.
Abschließend ist zu sagen, dass ECLITPICA den Power Metal natürlich nicht neu erfinden oder etwas phänomenal Außergewöhnliches auf den Markt bringen, doch alles in Allem haben die sechs Österreicher ein solides Stück Metal auf die Zuhörerschaft losgelassen. Jeder, der auf guten alten Power Metal beziehungsweise Heavy Metal steht, darf ruhig ein Ohr riskieren.
Wertung: 6 / 10