Der BASILISK, jenes unheilvolle Ungetier, welches so manchem Helden des Rollenspiels DSA („Das schwarze Auge“) zum Verhängnis wurde, denn jeder, der diese Ausgeburt der Hölle anschaut, stirbt, weil das Tier so hässlich ist. Fraglich, ob die süddeutschen Dark Metaller der gleichnamigen Band selbiges im Sinn haben, denn gar so schlecht hört sich das neueste Output „Dark Seasons“ eigentlich nicht an.
Wobei der Begriff „Dark Metal“ hier allerdings recht frei interpretiert wird. So finden sich in den dreizehn Songs Anleihen diverser musikalischer Größen, seien es Viking-Sound a la Ensiferum oder Moonsorrow, atmosphärische Keyboards, die von Dimmu Borgirs „For All Tid“ nur allzu bekannt sein dürften, bis hin zu fast psychodelischen Gitarrenarrangements nach Pink-Floyd-Art. Somit ist klar, BASILISK gehen vielschichtig an die Sache ran, wobei zu bedenken ist, dass die Band inzwischen ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert hat und da darf selbst eine Band ohne Deal schon mal etwas mehr zeigen.
Dass sie dies auch tut, lässt sich sicher nicht bestreiten. Zwar nicht unbedingt bei Lied eins, auch nicht bei zwei, drei oder vier (die allesamt nicht schlecht, aber meiner Meinung nach von zuviel Klischees, als es dem Konzept gut tut, behaftet sind), aber immerhin, der fünfte Song („Am Abgrund“) deutet schlummerndes Potential an. Eine nicht unbedingt innovative Lyrik wird in feine, dunkel-gotische Klänge eingeflochten, Frontmann Sixten und Basser Frank, eben auch für den Zweitgesang zuständig, liefern stimmlich einiges Vorzeigbares ab und auch sonst kann der Song überzeugen. Selbiges gilt für das folgende „Inkarnation“, das deutlich härter strukturiert ist, aber gerade die dem Song entsteigende Power macht ihn interessant, der einfache, aber gewaltige Refrain tut sein Übriges und fertig ist ein Song in bester Dark-Metal-Manier. „Fear“ ist ein zweieinhalbminütiges Instrumental, welches vom Keyboardsound, wie bereits erwähnt, enorm an Dimmu Borgir zu glorreichen Anfangstagen erinnert, bleibt aber mit der Zeit auch kann gut im Ohr hängen.
Danach folgt leider wieder eine Leerphase, denn alle Lieder von acht bis elf laufen doch irgendwie emotionslos vorüber. Schade, einen wirklichen Grund kann ich gar nicht ausmachen, die Arrangements sind keine Verkehrten, Gesang, Instrumentierung und Melodien sorgen für reichlich Abwechslung, aber dennoch wollen die Lieder sich mir nicht erschließen. Zum Glück gilt dies nicht für die das Album beschließenden „Believe“, welches wieder auf Altbewährtes zu setzen scheint, und die schöne Ballade „Crying Child“. Bei „Believe“ hätte zumindest das eröffnende Keyboard-Gitarrenspiel auch gut und gerne von einer finnischen Vikingband (s.o.) stammen können, der hauptsächlich eingesetzte Röchelgesang passt da nicht schlecht, auch der clean gesungene Zwischenpart ist nett anzuhören, so dass die Frage bleibt, warum diese Perle erst am Ende des Albums auftaucht. „Crying Child“ ist eben eine Ballade, für viele vielleicht nicht unbedingt der Rede wert, aber ich denke, dass der Song unterbewertet wäre, wenn man ihm nicht ein paar Worte zubilligen würde. Vor allem deshalb, weil hier die Pink-Floyd-Ansätze am deutlichsten zu Tage treten, was einmal mehr die stilistische Bandbreite von BASILISK unterstreicht. Aber auch der weitestgehend klare Gesang, der vielleicht hier und da mit etwas zuviel Hall unterlegt ist, weiß zu gefallen. Aufgrund des Gesangeffekts hört es sich zwar die ganze Zeit so an, als wenn es sich um eine Live-Aufnahme in einer mächtigen Kirche handelt (als Veteran erinnere ich mich an die netten Funktionen an der ersten Playstation).
Insgesamt liefern die Jungs aus Donaueschingen eine grundsolide Arbeit ab, einige Songs stechen hervor, leider versinken andere dafür im Mittelmaß. Bei einer Band, die hier ihr Debüt vorgelegt hätte, würde man sicher gratulieren, sie auf das eine oder andere aufmerksam machen und mit dem Segen in eine gute Zukunft entlassen. Für eine Band wie BASILISK, die schon zehn Jahre dabei ist, ist „Dark Seasons“ aber irgendwie zu mager und zu unfertig geraten.
Wertung: 6.5 / 10