Trotz der zwei Alben, die MITHRAS vor ihrer neuen Langrille „Behind The Shadows Lie Madness“ veröffentlicht hatten, habe ich noch nie zuvor etwas von dieser Band gehört. Sie besteht derzeit lediglich aus zwei Mitgliedern, die alleine sämtliche Instrumente einspielen, was angesichts der hochkomplexen Songstrukturen wirklich bewundernswert ist. Musikalisch dreht sich hier viel um Technik, aber man legt auch extrem großen Wert auf eine eigenwillige Atmosphäre, was bereits das abgedrehte, an Suffocation erinnernde Artwork klar macht. Astronomisch-philosophisch mutet das optisch gar an und ich kann nur sagen; die Musik untermauert das ganze ganz gut. Die Leadgitarren schallen förmlich und erzeugen einen noch nie dagewesenen Klang, wechseln sich dann mit brutalen, blastbeatunterlegten Knüppelpassagen ab.
Sehr atmosphärisch eröffnet das Intro „The Journey And The Forsaken“ und versprüht eine Atmosphäre, die man sonst vielleicht aus beeindruckenden Weltraumdokumentationen oder Mysteryfilmen kennt. Irgendwie schaurig-schön eben. Schnell drischt man aber drauf los „To Fall From Heavens“ beginnt mit schwerem Riffing, das gar ein wenig an Behemoth erinnert. Der Gesang variiert hier stark, tiefes Gegrowle wird gepaart mit cleanem Gesang, der ein wenig eigenartig wirkt. Bald aber kommt das Element ins Spiel, dass die Musik von MITHRAS wahrlich dominiert: Die Leadgitarren. Die Leads sind sehr abgefahren und – wie schon erwähnt – mit einem sehr hallenden Klang ausgestattet, was ein wirklich unvergleichliches Klangbild erzeugt, der Musik einen Ambienttouch und somit ein völlig eigenständiges Gesicht verpasst. Auch bei den darauffolgenden Songs macht man davon ausgiebig Nutzen, die etwas langsameren, groovigen Passagen gehen aber immer recht schnell wieder ins Geknüppel über, das aber auch nicht von schlechten Eltern ist. Die Kompositionen sind allesamt wirklich gut durchdacht und arrangiert, jedoch fühlt man sich nach einer gewissen Zeit etwas überfordert. Man kann die Songs schwer noch auseinanderhalten, da MITHRAS nicht konsequent verschiedene Elemente eingebaut haben. Toll wirkt da trotzdem als kleines Zwischenspiel die Synthesizertracks „When The Light Fades Away“ oder „The Beacon Beckons“. Auch die etwas seichte Produktion hätte man noch verbessern können, was dem Album sicher noch den letzten Schliff verpasst hätte.
Wer völlig neuartigen, experimentellen Death Metal ausprobieren will, der sollte sich diese Scheibe keinesfalls entgehen lassen. Gewagt wird hier viel, alles in allem muss man dem Duo auch attestieren, dass sie es vermochten, einen fast eigenen Musikstil zu kreieren, aber hier und da sollte man noch einiges verbessern. Die Atmosphäre und die Leadmelodien sind großartig, dennoch mangelt es etwas an offensichtlicher Abwechslung, besonders im Bereich der Rhythmik. Ein bisschen weniger Geknüppel und dafür mehr groovige oder generell langsamerem Passagen hätten sicher nicht geschadet. Trotzdem kann ich hierfür meine vollste Empfehlung aussprechen.
Wertung: 7 / 10