Nicht gerade eilig hatten es MENHIR mit ihrem neuen Album. Inzwischen sind seit dem Meisterstück „Ziuwari“ sechs Jahre ins Land gezogen und mit dem frühsommerlichen Einbruch 2007 kam auch das „Hildebrandslied“ mehr oder weniger unerwartet daher, gab es doch bis knapp eine Woche vor der tatsächlichen Veröffentlichung kaum Informationen mehr über den Fortschritt des Albums. So stieg die Hoffnung der Anhänger auf ein hochklassiges Album wohl enorm, und zumindest optisch kann man ihm hohe Qualität bescheinigen. Ein schickes A5-Digipack mit einigen stimmungsvollen Fotos der bandeigenen Reenactmentgruppe Ulfhednar sowie schön aufbereiteten Texten zu allen Liedern und eine Erklärung und Übersetzung des Hildebrandliedes präsentieren die Musik mehr als ansprechend.
Etwas enttäuschend dürfte für viele der erste Blick auf die Gesamtspieldauer der Scheibe sein. Wenn man bedenkt, dass dermaßen viel Zeit seit der letzten Veröffentlichung verstrich, wirken knappe 41 Minuten auch wirklich nicht gerade übermäßig viel. Doch lassen wir diesen Punkt fürs erste außer Acht, schließlich zählt Qualität noch immer mehr als Quantität.
Der Einstieg gestaltet sich für MENHIR-Anhänger nicht gerade schwer, „Das alte Lied des Windes“ bietet von Beginn an Riffs und Melodien, wie sie nur von den Thüringern (oder auch allgemein eigentlich nur von thüringischen Gruppen) stammen können. Geändert hat sich nicht viel, die auf „Ziuwari“ eingeschlagene Schiene wird weitergefahren und stellenweise verfeinert bzw. verändert. So treten die Black Metal-Elemente immer weiter in den Hintergrund und machen dafür Platz für mehr Melodien und epische und auch oft getragene Klänge. Mehr als zuvor noch thront über allem der Klargesang von Heiko, der an Kraft und Erhabenheit noch mal zulegte und nun nahe der Perfektion erklingt. Seinen Keifgesang setzt er inzwischen recht selten ein, was nur folgerichtig ist, steht er dem klaren Gesang doch um einiges nach. Wenn, dann werden die bösartigen Klänge an sinnvollen Stellen eingesetzt.
Der Höhepunkt und Mittelpunkt des Albums ist – wie wohl unschwer zu erraten – das „Hildebrandslied“ in zwei Teilen plus dem „Intro“, insgesamt dauert es so 16 Minuten. Und in dieser Zeit, vor allem im ersten Teil, wird dem Höhrer ein Gänsehautschauer nach dem nächsten über die Haut gejagt, MENHIR zaubern eine fantastische, ergreifende und episch-erhabene Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Augen schließen, träumen und genießen ist hier angesagt. Teil 2 ist anschließend eine akustische Lagerfeuernummer, die mal wieder vor allem vom Barden- und auch Männerchorgesang lebt.
„Dein Ahn“ ist unter den restlichen vier Liedern das einzige, das noch eine schwarzmetallische Grundstimmung in sich trägt und somit vergleichsweise düster daherkommt. Das Eröffnungsstück, „Des Kriegers Gesicht – Ulfhednar“ sowie das abschließende „Weit in der Ferne“ dagegen sind typische MENHIR-Lieder voller schöner Melodien und majestätischer Ausstrahlung, an denen alle alten Anhänger Freude haben dürften.
Die Thüringer erschufen mit „Hildebrandslied“ ein tolles Pagan Metal-Album, mit dem sie den „Ziuwari“-Stil konsequent fortführen und erfreulicherweise immer mehr auf Klargesang denn Keifen setzen, was der Truppe bestens zu Gesicht steht. Die Begeisterung, die man beim Hören von „Ziuwari“ verspürt, will sich aber oftmals trotz der gesteigerten Epik nicht einstellen, womit der Vorgänger aktuell unerreicht bleibt und gegenüber dem großartigem Titelstück verblasst der Rest des Albums ein wenig.
Wertung: 8 / 10