Review April – Tidelines

Was verbindet man mit dem Namen APRIL? Hm… wenn man ein so fanatischer Turtle-Anhänger ist wie der Kollege Popp, sicherlich den Namen der rothaarigen Reporterin. Passt der Bezug aber als Einleitung zur Besprechung von „Tidelines“? Eigentlich nicht, das Cover ist zwar ziemlich rot geraten, aber damit hat es sich schon…
Ah, klar, wie wär’s denn mit dem Monat? Unvorhersehbares Wetter, mal Sonne mal Regen und manchmal sogar ein kleiner Wintereinbruch (okay, die Hälfte der Redaktion ist zu jung um das noch zu kennen, aber ja, im April gab es sogar mal Schnee!!!). Na das passt doch schon ziemlich gut, um die Musik der fünf jungen Finnen zu beschreiben, die sie auf „Tidelines“ zum ersten mal der Öffentlichkeit präsentieren. Dass sie dabei nicht als unbeschriebenes Blatt agieren, muss an dieser Stelle auch gleich noch erwähnt werden. Zum einen durfte man sich bereits als Support-Act für Bullet For My Valentine die ersten Lorbeeren verdienen, zum anderen konnte man den von Nightwish bekannten Soundtüftler Tero Kinnunen für die Produktion gewinnen. Scheint also ein ziemlich sonniger April zu werden… Doch um beim Wettervergleich zu bleiben, was hier alles zusammengewürfelt wurde, würde jeden Meteorologen in den Wahnsinn treiben. Von knallharten Metalriffs bis zu Grunge/Alternative-Anleihen und netten Pop(p)-Ohrwürmchen findet alles irgendwie seinen Weg auf das Album. Das ist per se ja eher positiv zu werten, den Einstieg macht es dennoch nicht gerade leicht!

Mit „Power Of One“ (übrigens meinem absoluten Lieblingsstück von Sonata Arctica – aber das interessiert an dieser Stelle glaub ich kein Schwein) lotet man dann auch gleich zu Anfang die Grenzen zwischen Metal und Alternative recht interessant aus und offenbart auch sogleich die große Schwachstelle der Band, den Sänger. Dieser schafft es nicht, sich in das sehr homogen vorgetragene musikalische Schaffen seiner Mitstreiter würdig einzureihen, da helfen auch ein paar ziemlich heftige Shouts nicht. Was beim ersten Hören noch bitter aufstößt, braucht aber einfach nur ein paar Durchläufe und man hat sich auch mit Hakim Hietikko arrangiert. Nach drei kurzen Minuten ist der Spuk auch schon vorbei und „First Blood“ (eine Hommage an Rambo?) setzt ziemlich treibend und mit einem total eingängigen Refrain ein und weiß auf Anhieb zu gefallen. Das ruhigere „Stain“ plätschert dann aber mehr als dass es mitreißt – ein zu kalter Frühsommerregen, nachdem es gerade so aussah, als würde es etwas aufklaren. Was „Stain“ zu wenig hatte, hat „Soul Of Eliminate“ zu viel. Die Shouts sollten noch mal geübt werden, was geboten wird, klingt eher nach hysterischen Zicken als nach finnischen Rockern. Irgendwie werd ich damit nicht warm. Da laufen mir „Colourblind „ und „Dead Man Walking“ doch schon viel besser rein. Zwei wirklich kesse Stücke, leicht rotzige Punk-Attitüde wird gekonnt mit Metalelementen verschmolzen. Das sind die Momente, an denen immer wieder das Potential der Jungs durchscheint, das sich leider auf „Tidelines“ noch viel zu oft versteckt.

Was ich von “Weakened to Speak“ halten soll, weiß ich auch nicht so recht, der Funke springt einfach nicht über, auch wenn es objektiv gesehen nicht viel auszusetzen gibt, zu nachvollziehbar gehen die Jungs aus Helsinki hier zur Sache. Besser gelingt hingegen das sehr derbe „Time is up“. Auch wenn das Geschrei nach wie vor nicht so richtig gefällt, ist die Mischung mit rockigen Parts doch sehr interessant. Ein echtes Highlight haben APRIL dann aber doch noch im Gepäck. Bei “Two Steps (For a new Revolution)“ machen sie fast alles richtig. Metalgitarren, druckvolle Bässe und Gesangslinien, die ein bisschen nach Grunge klingen, können hier richtig überzeugen! Die Pianoballade „Fading“ passt nicht so richtig ins Bild – oder vielleicht deshalb gerade doch – und beschließt das mit knapp 38 Minuten recht kurze Debüt.

Etwas zwiespältig ist der Eindruck, den das Album hinterlässt. Nach dem ersten Hören ist noch ziemlich viel Abneigung vorhanden, die im Laufe der Zeit immer mehr von positiven Aspekten überwogen wird, schließlich aber nicht völlig ausgeräumt werden kann. Es gibt einfach sowohl durchaus interessante und mutige Parts wie auch deutliche Schnitzer. Dass es sich hierbei um ein Debüt handelt und noch dazu um ein sehr eigenwilliges, muss den Jungs hoch angerechnet werden, denn eben der Facettenreichtum, den man sich zumutet, macht das Album erst zu etwas besonderem, aber eben auch sehr angreifbar.

Die Zeit wird zeigen, ob sich das Quintett noch steigern kann, muss oder sollte um international bestehen zu können. Eine interessante Duftmarke haben sie jedenfalls schon mal gesetzt, die ich zum antesten auch jedem empfehlen kann.

Wertung: 7.5 / 10

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