Review Chimaira – Resurrection

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Groove Metal

Definitiv kein unbeschriebenes Blatt ist der Sechser CHIMAIRA aus Cleveland, Ohio. Lob, Kritik, Gerüchte und Dinge zum Schmunzeln, diese Band hat sehr viel mitgemacht, ausgeteilt und eingesteckt. Irgendwo im weltweiten Netz schnappte ich folgende Phrase auf: „Von Nu Metal zu „Industrial“ Melodic Metal, weiter zu Epic Metal – was erwartet uns jetzt?“, und da ist sicherlich was dran. Aber nicht nur musikalisch gab es Turbulenzen, in den Wochen vor Beginn der Aufnahmen zu „Resurrection“ drehte sich alles um den Wiedereinstieg von Andols Herrick, Urgestein am Schlagzeug, der den nicht untalentierten Kevin Talley (die Liste an Ex-Bands ist lang) ersetzte und CHIMAIRA zur Gründungs-Besetzung verhalf.

Fast Tradition ist es für CHIMAIRA, dass der erste (und gleichzeitige Titel-)Track einer kommenden CD bereits im Vorfeld veröffentlicht wird, und der Hörerschaft als erste Kostprobe dient. Dieser Track, „Resurrection“, schlägt in die nahezu identische Schiene wie der unmittelbare Vorgänger. Sehr straighter, riff-betonter Thrash Metal – nicht in Reinkultur, aber definitiv Thrash Metal. Erste Unterschiede sind bei den elektronischen Spielereien von Chris Spicuzza auszumachen, sie sind deutlich zu hören, haben aber nur einen begleitenden Effekt, bereichern das Klangbild aber angenehm an Details. Die Samples geben den Riffs einen sehr industriellen Touch, ihr versteht? Die vorgelegte Kost ist kein Songwriting-Wunder, aber für den ambitionierten Hörer gutes Material, headbangen olé.

Seit dem letzten Album ist die „headbangbarkeit“ (Achtung: Eigenkreation) ja durchaus ein Markenzeichen für die Band, die beiden Gitarristen Rob und Matt würde ich schon als talentiert bezeichnen, vor allem das Schreiben und Zusammenstellen von Riffs gelingt immer wieder hervorragend. In „Worthless“ geht es erstmals schneller und aggressiver zur Sache. Hier wird gleich nach dem kurzen Intro eine Salve nach der anderen abgefeuert, mosh-tauglich nennt man das dann. Sänger Mark bemüht sich im Refrain auch noch zusätzlich und bringt sehr tiefe Growls ins Spiel, allerdings ist das lyrische Niveau an dieser Stelle eher flach gehalten. Phrasen wie „Worthless, nobody cares if you die, you are fucking worthless, nobody cares.“ sind halt nun mal nichts Besonderes. Mark Hunter bemüht sich aber tatsächlich, seinem Gesang etwas mehr Abwechslung und Mehrtönigkeit zu verleihen – was sich positiv auswirkt. Ein gravierender Unterschied zum Vorgänger-Album lässt sich übrigens auch im Klang des Schlagzeuges ausmachen. War Kevin Talley ein Death Metal Drummer, so bringt Andols die Band in eine viel „cleanere“ Richtung. Es wird auf übermäßigen Einsatz von Double-Bass verzichtet, vielmehr spielt Andols vermehrt Cymbals und Snares beziehungsweise mittlere und tiefe Toms.

Epic Metal – das Stichwort von vorhin muss ich nun noch einmal aufgreifen. „Six“ ist ein wahrer Koloss, satte neun Minuten und 45 Sekunden dauert das Stück und führt von schnellen Slam-Parts über Effekt-betonte und/oder ruhige Passagen zu sehr schön arrangierten Melodien und Soli. Ja, das gab es schon, aber der feine Unterschied ist folgender: Die Schwachstellen des Vorgängers „Chimaira“ werden gekonnt mit Passagen und Elementen des 2003 erschienenen Albums „The Impossibility Of Reason“ ergänzt und erweitert. „The Flame“ erinnert mich zum Beispiel stark an dieses Album und dessen unerschöpfliches Potenzial an Groove. „Resurrection“ ist simpel gesagt verdammt abwechslungsreich gehalten, man nehme nur „Needle“ als Beispiel, wo gegen Ende des Songs wild mit Blast Beats und purerer Aggressivität gearbeitet wird. „Empire“ schlussendlich ist ein absolut würdiger Abschluss einer CD eines solchen Formates. Ein letztes Mal wird mit hohem Tempo und Aggressivität drauf los gebolzt. Dazwischen immer wieder erleichternde 2-Step Parts, den letzten Schliff stellt das Solo dar, da macht das Hören Freude.

Die beiden Bonustracks sind dann nochmal der letzte Kick, wenn man an Mark’s tiefen Growls und den absolut drückenden Riffs Gefallen gefunden hat. Vor allem „Paralyzed“ steht einem „echten“ Death Metal Song in nichts nach und langt ordentlich zu.

CHIMAIRA haben den richtigen Schritt gemacht. „Chimaira“ (das Album) war an manchen Stellen zu verschachtelt, zu langatmig oder zu eintönig, das hat sich hier definitiv geändert: das Maß an Abwechslung hat zugenommen und bringt dem Hörer stets neue Überraschungen. Es wird oft zwischen Groove und Aggressivität beziehungsweise Brutalität gewechselt, ein Song kann ruhig beginnen und in gut eingesetzten Blast Beats untergehen. Für Fans sowieso ein Muss, für Skeptiker der nötige Tritt in den Arsch.

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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