NOCTERNITY sind ja mittlerweile im Black Metal eine Instanz. Heutzutage sind sie doch flächendeckend bekannt und sogar Whyrhd, seines Zeichens Cold Dimensions-Chef und ehemalige lunare Aurora, gehört der Band an. Der Erfolg fing mit einem ganz bestimmten Album an, welches da „Onyx“ heisst. Erst hiermit hob man sich empor, obschon die vorherigen Werke alles andere als schlecht sind. Es liegt also auf der Hand, dass dieses Album einen gewissen Zauber in sich trägt und wenn schon nicht das, so wenigstens einen nicht unerheblichen Status besitzt.
Im Vergleich zu den Vorgängern haben die Griechen einiges an ihrem Stil getan, so sind epische Auswüchse a la „Aura“ auf „Onyx“ mehr oder weniger vollkommen absent. Hinzu kommt, dass der Gesang nicht so stark nach vorne drängt, sondern vielmehr von hinten heischend und gedämpft keifend zu vernehmen ist. Dafür liegen die Instrumente vielmehr im Bereich des permanent Wahrnehmbaren, soll heissen, sie stehen anstatt des Gesanges im Vordergrund. Diese Änderung der Marschrichtung zeichnete sich aber bereits bei „Crucify Him“ ab, insofern wird der Hörer nicht wirklich umgeworfen von der überraschenden Wendung der Musik der Griechen.
Nun hört man also das Album und darf feststellen, dass nur vier richtige Lieder benötigt worden sind, um etwas klanglich so vielfältiges zu komponieren, dass andere Truppen dafür geschätzte 89 Tracks benötigen würden. Man wähnt sich oft im nächsten Lied, findet sich aber doch beim bisherigen verharrend wieder. Die Übergänge der Wechsel sind kaum fließend zu nennen, das käme einer Untertreibung gleich. Je mehr man in die Klangcollagen von NOCTERNITY eintaucht, wird man feststellen, dass man zuvor vorschnell urteilte. Die dramatischen und epischen Elemente sind zwar nicht mehr in Form des Keyboards vorhanden, das ist wahr, doch insgesamt sind sie doch noch schwer präsent. Man ziehe dafür nur „Secreta Aura (The Key)“ heran, in welchem die Gitarre wunderschön anmutig über die Szenerie schwirrt, dieser ihren Stempel aufdrückt und den Hörer wahrlich berührt. Achtet man nun darauf, wann weiter Atmosphäre entsteht und verzückt, so muss man nicht lange suchen; in „Valyrian Steel (Blood of the Dragon)“ kann man einiges auditiv entdecken wie aber ebenso auch in allen weiteren Stücken. Insofern darf man mit Genuss lauschen, um die Klangeswelt von „Onyx“ mal vereinfacht in ihrer Wirkung darzustellen. Der Ausklang von Vinterriket erinnert wenigstens mich noch einmal an das Ende der „En Oria“. Alles andere als schlecht, möchte man meinen.
Tatsächlich ist es so, dass NOCTERNITY ihre Musik vielfältiger und tiefgründiger auf „Onyx“ schichten, man nimmt allerlei Klangdetails und verschiedenste Facetten wahr, wenngleich freilich nicht direkt bewusst. Man darf den Griechen attestieren, hier ein sehr gutes Werk erschaffen zu haben. Dennoch ist es nicht auffallend viel besser als „En Oria“, nur eben anders kreiert. Dies wird auch der Knackpunkt des Ganzen sein, warum „Onyx“ hochgelobt wird und eben einen recht wichtigen Punkt in der Geschichte der Band markieren dürfte.
Wertung: 8.5 / 10