Es gibt sie ja nicht allzu oft, diese Momente der absoluten Verblüfftheit die einen überfährt, Momente in denen einem die Spucke weg bleibt. Als ich die ersten Tracks von THE BERZERKER hörte, war einer dieser Momente. Was mich da aus Australien erreicht, ist purer Wahnsinn und wirklich hart zu verkraften. Die Band bezeichnet sich selbst als „Industrial Death Metal“, man stellt sich also einen Drumcomputer, Samples, tiefe Riffs und noch tiefere Growls vereint in einem abartigen Soundbild vor. Verspreche ich zu viel?
Man sollte definitiv offen für extreme Spielarten a lá Brutal Death, Grind, etc. sein, wenn man mit THE BERZERKER per Du sein möchte. Gerüchte gab es zum Beispiel zum Live-Drumming auf einer der letzten Touren. Experten wollen gemessen haben, dass Ex-Schlagzeuger Gary bis zu 19bps pro Hand schaffe, was – wäre mit offiziellen Messmethoden gemessen worden – Weltrekord wäre. Dazu muss man aber sagen, dass auf den Studioalben stets mit Drumcomputer gearbeitet wird, das Projekt muss momentan ja ohne Schlagzeuger auskommen. Gut bemerkbar ist, das dieser (aus meiner Sicht) herrlich überladene Basskick-Sound, welcher uns auf diesem Album stets begleiten wird, an Gabba, Dance und diverse Drum’n’Bass Acts erinnert. Doch das ist nicht weiter schlimm, unseren Freunden des musikalischen „anderen“ Ufers würde das Lachen sehr schnell vergehen, sobald ihnen der erste Track „False Hope“ entgegen hämmert. Das Intro beginnt mit viel Groove, welcher schlussendlich aber in vernichtende Blastbeats übergeht, spätesten dann wird sehr heftiger Grindcore an den Tag gelegt. Die Shouts liegen irgendwo zwischen kontrollierten, sehr tief angesiedelten Death Growls und abartigen Kreischeinlagen, positiv überrascht bin ich von der klar merkbaren Harmonie zwischen den Vocals und den Gitarren-Riffs.
Spätestens nach dem ersten Track geht es aber wirklich gewöhnungsbedürftig zur Sache, was nicht zwangsläufig heißen mag, dass dies schlecht ist. Es ist einfach ein einzigartiger Stil, es werden diverse Einflüsse aus verschiedenen Musikrichtungen vereint, und man wirkt dabei noch schier unendlich brutal. Eines ist diese Musik hier ganz ohne Zweifel: heavy as fuck. Was unter dieser Tatsache ein wenig leidet ist natürlich die Abwechslung, das Drumming hört sich quasi immer identisch an, Augenblicke ohne Blastbeats gibt es selten, und wenn mal Auflockerung betrieben wird, dann in einem sehr berechenbarem Maß. Das ist an dieser Stelle ganz klar ein Kritikpunkt, die ersten vier Tracks sind so allesamt verdammt gleich und nur schwer voneinander unterscheidbar. Erst „Weapons Of War“ schafft es, diesen Eindruck etwas zu entschärfen, da es sich um einen „handfesten“ Song mit typischen Abläufen handelt. Generell legt das Duo im Mittelteil scheinbar mehr Wert auf lockere Unterhaltung, die vor allem durch Groove und Headbang-Potenzial zu überzeugen weiß. So ist zum Beispiel „The Cancer“ einer der schnellsten Tracks des Albums, trotzdem ist auch dieser unheimlich interessant anzuhören. In erster Linie machen das die dynamischen Verläufe aus, was das Album als Gesamtes ebenso auszeichnet.
Das Fazit muss lauten: Reinhören schadet nicht. Man kann zu solcher Musik keine klare Empfehlung abgeben, es gibt viel zu viele Faktoren, die einem diese Band schmackhaft machen oder genau das Gegenteil bewirken. „Animosity“ jedenfalls kann mich nach ein paar Hördurchgängen durchaus begeistern, wenn auch die Gitarrenarbeit und der Gesang nichts wirklich Außergewöhnliches sind. Negativ fällt zudem auch die Spielzeit von gut 28 Minuten auf – das ist schon recht wenig.
Wertung: 7 / 10