Review Mnemic – Passenger

Sie sind zurück: MNEMIC, die Dänen denen Handwerk es ist, „Future Fusion Metal“ zu zelebrieren, und dies mit „Passenger“ bereits in der dritten Ausgabe. Neu bei den Aalborgern ist Sänger Guillaume Bideau, der von Scarve abgeworben wurde und den alten Fronter Michael Bøgballe ersetzt. Eine schwere Aufgabe, den wohl auffallendsten Charakter einer Band zu ersetzen, aber bereits nach dem ersten Probe singen war die Band von Guillaume schwer beeindruckt – einer Zusammenarbeit stand zu diesem Zeitpunkt nichts mehr im Wege.

Mit dem Geräusch eines startenden Fluggerätes in „Humanaut“ wird „Passenger“ nicht unbedingt sanft eingeleitet. Darauf folgt Guillaume, der sich gleich zu Beginn die Seele aus dem Leib schreit, ehe ein wildes Durcheinander aus Samples, protzenden Gitarren und fetten Drums ausbricht. Mit den Zeilen „Is anyone out there?“ geht das förmliche Intro zu Ende, ganz im Stile des Cover-Artworks gehalten. Ein anderes Bild – das wohl seriösere – zeigt „In The Nothingless Black“. Ein sehr mit Energie geladener Song der sofort zeigt, wen wir hier vor dem Mikrofon haben. Sehr abwechslungsreicher Gesang und ansprechende Gitarren-Riffs machen das Stück recht interessant. Nach 30 Sekunden der erste Schreck: das ist doch „Ghost“ von „Mechanical Spin Phenomena“? Ja, hört sich ein wenig danach an, den Rest würde ich aber nur entfernt mit den „alten“ MNEMIC vergleichen wollen, das neue Material unterscheidet sich doch stark davon. Ich kann es nur noch mal sagen, Guillaume gibt der Band mit seiner Art zu singen ein anderes Gesicht. Der Wechsel von clean und melodiös zu bösem Gekreische zeigt ganz anderes dynamisches Verhalten als es bei Michael Bøgballe tat. Mit „Meaningless“ folgt dann schon die erste Single des Albums. Wer sich das Digi-Pack kauft, wird feststellen, dass es dazu bereits ein Video gibt.

Auch in diesem Track das Bild von vorher, häufige Wechsel der Stimmlage, Melodie und Hass reichen sich die Hand nur zu oft. Dazu kommen dann auch noch diverse Effekte die das Soundbild zusätzlich verändern sollen. Erstmals an die alten MNEMIC-Zeiten muss ich schließlich erst bei „Psykorgasm“ denken. Dieser Song ist eigentlich zu jedem Zeitpunkt im Stile der beiden Vorgänger gehalten und würde auf „The Audio Injected Soul“ genau so gut passen wie auch auf Passenger. Der Song ist nämlich toll anzuhören und zieht das Klangbild fortlaufend durch. Puh, und jetzt wird es anstrengend, denn eigentlich wollte ich kein Track by Track Review schreiben, aber auch zu „Pigfuck“ muss ich was erwähnen, schließlich ist er der erste Track der einen enorm hohen Grad an Verspieltheit an den Tag legt, im Mittelteil nimmt dies nahezu Meshuggah-Maße an. Feine Sache bisher, und die nächste Überraschung folgt zugleich. „In Control“ bringt mich glatt dazu, etwas fassungslos aus meiner Wäsche zu schauen, derartige Hooklines würde ich mir eher von Bullet For My Valentine erwarten wenn meine Schwester mal wieder MTV sieht. Eigentlich den ganzen Song lang wird dieses Bild kaum verändert, lediglich ein paar Parts der Strophe sind etwas wütender – aber nicht weit weg von der Massentauglichkeit, trotzdem kein schlechter Song, das sollte meine Beschreibung keineswegs zum Ausdruck bringen.

Als wären meine Gebete erhört worden, sind „Electric I’d Hypocrisy“ und „Stuck Here“ schließlich zwei Songs die dem Stil der vergangenen Alben recht ähnlich sind. Ich kann nicht großartig viel darüber schreiben, es ist eigentlich nichts derartig Auffälliges daran, aber eben dem „älteren“ Stil nachempfunden. Gegenteilig dazu muss mein persönlicher Lieblingssong „Shape Of The Formless“ erwähnt werden. Der wohl effektivste Nackenbrecher dieser Scheibe überzeugt mich durch das Nahezu-Kotzgeräusch von Guillaume, das finde ich ja mal richtig klasse, ich stelle mir das nur mal bei einem Karaoke-Contest vor, herrlich wäre das. Oder DSDS, aber egal.

Insgesamt ist MNEMIC’s neuester Output „Passenger“ klarerweise keine Enttäuschung. Man hat es ständig mit Musik auf hohem Niveau zu tun, und man bekommt auch genügend Neues zu hören, was sich klarerweise positiv auf die Abwechslung auswirkt. Zu bemängeln gibt es aus meiner Sicht nur die Tatsache, dass keiner der 11 Songs ein absolut unwiderstehlicher Top-Track ist, kein Nackenbrecher oder dergleichen, und das gefällt mir gar nicht. So muss man (leider) sagen, dass diese CD hier für Fans zwar absolut uneingeschränkt zu empfehlen ist, für Neulinge jedoch schnell eine Ernüchterung bedeuten könnte.

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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