Hard Rock ist ein alter und ehrwürdiger Vertreter der Stromgitarrenmusik und hat in der Vergangenheit die Musikszene tief greifend verändert. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser prestigeträchtigen Vergangenheit fühlen sich eine Vielzahl der Vertreter dieses Genres nicht dazu gemüßigt für Innovation zu sorgen, was dazu führt, dass man sich zeitlos auf hohem Niveau in einer Art Käseglocke befindet, die von kaum einer Band mal verlassen wird. Geschieht dies allerdings doch, so merkt man erst so richtig, was einem die ganze Zeit gefehlt hat und das es tatsächlich Hard Rock-Bands gibt, die im Jahr 2007 angekommen sind!
Genau so eine Band sind THE POODLES und damit genug der philosophischen Einleitung. Ein mehr als kluger Schachzug von AFM die Jungs (unter denen sich auch zwei Mitglieder von Talisman befinden) unter Vertrag zu nehmen, denn das vorliegende Album wurde in Schweden und Finnland bereits im Mai 2006 veröffentlicht und hat sowohl die schwedischen Charts angeführt, wie auch schon Goldstatus erreicht, von den erfolgreichen Singleauskopplungen ganz zu schweigen. Man hat also im wahrsten Sinne des Wortes nichts anbrennen lassen.
Mit „Metal Will Stand Tall“ haben die vier Schweden nun also auch bei uns ein Album abgeliefert, das von Selbstbewusstsein nur so strotzt. Hier werden die typischen Trademarks in ein mal leicht selbstironisches („Metal Will Stand Tall“) mal getragen-klassisches („Song For You“ – geniale Balllade mit klassischem Tenor) Gewand gepackt und so ein für Hard Rock völlig untypischer Abwechslungsreichtum erzeugt. Besonders Sänger Jakob Samuel zeigt eine wirklich herausragende Leistung und deckt von äußerst emotional („Crying“) bis hymnisch mitreißend („Night Of Passion“) jedes Sektrum ab! Auch die gemeinsame Arbeit mit Tess (Alcazar) beim Titeltrack gelingt hervorragend. Songs wie „Shadows“ erzeugen schon beim ersten Hören eine tolle Gänsehaut und wären der optimale Soundtrack für jeden Italo-Western (zumindest bis plötzlich die düster bedrohliche Atmosphäre gekonnt in einen fröhlichen Mitsingrefrain umschwenkt).
Aber auch ganz normale Hard Rock Nummern wie „Dancing With Tears In My Eyes“ hat das Quartett im Programm (übrigens eine Coverversion von Ultravox). Normal aber nur dann, wenn es normal ist dass man morgens aufwacht und beim rasieren schon wieder wie selbstverständlich den Refrain vor sich hin pfeift. Teilweise geht die „Eingängkeit“ wie bspw. Bei „Kingdom of Heaven“ soweit, dass einen das leise Gefühl beschleicht den Song schon irgendwoher zu kennen.
„Metal Will Stand Tall“ ist ein wirklich großartiges Album geworden, dass ich jedem Freund von rockigeren Tönen – und auch jedem der es noch werden möchte, uneingeschränkt empfehlen kann.
Ähnliche Musik anzuführen ist in diesem Fall etwas schwierig, da man die rockende Grundstimmung mit Chören aufpeppt und gekonnt mit den unterschiedlichsten Elementen bereichert. Auch die Bezeichnung als schwedische Antwort auf Wig Wam halte ich für eher fraglich, da man deutlich bodenständiger vorgeht als die Glam Rocker.
Also schnell die Stiefel aus dem Schrank geholt, die Lederjacke übergeworfen, Sonnenbrille aufgesetzt und die Pudel (trotz allem ein bescheuerter Name) bei ihrer Europatournee mit Hammerfall und Krokus abgefeiert, denn das die CD in den Plattenschrank muss brauch ich wohl nicht mehr zu erwähnen…
Wertung: 9 / 10