Review Sentenced – Buried Alive (DVD)

„Auch wenn es verrückt klingt, aber die Band ist uns inzwischen zu groß geworden.“, bekennt Sami Lopakka im Interview auf dieser DVD. Es war einer der Gründe, die Band zu Grabe zu tragen. Auf 16 Jahre mit acht Alben kann man zurückblicken, SENTENCED treten nun auf ihrem Höhepunkt ab und verabschieden sich. Und einen besseren Abschied, als sie sich hier schaffen, könnte man sich gar nicht wünschen.
Gute vier Monate nach dem „Funeral Album“, am 1. Oktober 2005, absolvierten SENTENCED im finnischen Oulo ihr allerletztes Konzert, das ganze zwei Stunden dauerte und 25 Lieder umfasst, ein würdiger Rahmen also für den Abschied von der großen Bühne. Der Abschied soll auch endgültig sein, eine Reunion oder ähnliches schließt die Band im Interview prinzipiell aus.

Würdig war nicht nur der Rahmen, sondern auch das Konzert selbst. Bis auf ein paar vereinzelte Pyros und Feuereffekte mutet der Auftritt recht minimalistisch an, dekoriert wurde lediglich mit einigen trockenen Zweigen und die Band selbst ist einheitlich schwarz gekleidet, das alles überträgt perfekt die musikalische Melancholie auch auf die Bühne. Die Musiker selbst übrigens geben noch mal alles und rocken sich ein letztes mal die Seele aus dem Leib. Als besonderes Geschenk an die Fans kommt sogar Ursänger Taneli Jarva für fünf Lieder noch mal auf die Bühne, zum ersten mal seit seinem Abschied nach „Amok“, und gibt mit „Northern Lights“ sogar einen Song aus der Death Metal-Vergangenheit zum besten.Auch die Lichteffekte sind recht zurückhaltend, dafür setzen sie die Band umso wirkungsvoller in Szene und verbreiten mit ihrem vorwiegend rötlich-bräunlich-gelblichen Ton eine schon düstere und beinahe morbide Atmosphäre. Gut ist auch, dass das Bild nicht auf Hochglanz getrimmt ist, zwischendurch werden sogar recht grobkörnige und verwackelte Bilder eingestreut, ausserdem gibt es überdurchschnittlich viele Nahaufnahmen und – hurra! – angenehme Schnitte und Kamerafahrten. Der Klang wirkt weitgehend unbearbeitet, so dass hier wirklich Livefeeling aufkommt. Schade ist für deutsche Fans hier einzig, dass die Ansagen komplett in Finnisch gehalten sind.

Das lässt mich auch immer wieder vor allem an das letzte Konzert auf deutschen Boden Wacken 2005 denken, bei dem auch schon eine sehr bedrückende Stimmung inklusive trauriger Gesichter herrschte. Unvergessen bleibt mir vor allem „The Rain Comes Falling Down“, denn gerade bei diesem Lied schlossen sich die Wolken des norddeutschen Nachthimmels und unterbrachen für einige Minuten ihren Dauernieselregen…Wieviel SENTENCED selbst dieses letzte Konzert bedeutet, sieht man allein schon in den Gesichtern ihrer selbst. Ville Laihiala hat bei der Ansage zum endgültig abschließenden Lied „End Of The Road“ einen ganz dicken Kloß im Hals und im Laufe des Songs scheint er seine Tränen nicht mehr ganz zurückhalten zu können. Wer SENTENCED selbst live gesehen hat und die Musik im Laufe der Zeit lieben gelernt hat, muss bei solchen Bildern einfach selbst traurig werden, anders geht das bei diesen geballten Emotionen kaum.

Wer nach dem Konzert Lust auf Mehr hat, der kann beruhigt zur Bonus-DVD greifen, die noch knapp drei Stunden Material liefert. Neben allen acht Musikvideos und den obligatorischen Discografie und einer Fotogallerie (hier mit einem gigantischem Umfang von 300 Bildern) sowie insgesamt 45 Minuten teils sehr interessanter Interviews gibt es mit „Home Soil Funeral Procession“ noch eine ausführliche Dokumentation. Hier werden zu Beginn Bilder von Fotoshooting-, Videodreh- und Autogrammsessions gezeigt. Ist schon recht witzig zu sehen, wie die Fünf mit einem Sarg durch die Straßen laufen und das Teil eh überall als Anhängsel dabei haben wie ein Haustier.
Weiteres Videomaterial gibt es noch unter den Punkten „Festival Tour“ und „Club Tour“, mehr oder weniger das übliche Backstage- und Unterwegs-Zeug, bei dem es noch mal Spaß und Freude im Übermaß gibt. Das finnische Gebrabbel ist hier zum Glück auch mit englischen Untertiteln versehen.
Das DVD-Menü ist auf beiden Scheiben übrigens wirklich klasse gemacht, Schwarz-Weiß-Bilder der Band mit dem Sarg, Schaufeln, auf dem Boot etc. zieren jede Seite.

Für alle Fans der „Northernmost Killers“ ist „Buried Alive“ eine unverzichtbare DVD, neben dem tollen Konzert bietet sie schließlich auch massig interessantes Bonusmaterial inklsuive einer Wagenladung schwarzem und gerne auch niveaulosem Humor. SENTENCED hat sich hier ein würdiges Vermächtnis gesetzt, ein großer Abschluss einer großartigen Karriere mit zahlreichen Liedern, die viele noch sehr lange in Erinnerung behalten werden.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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