Hier haben sich zwei spanische Kapellen, die beide aus Barcelona stammen dürften, zusammengetan und ihr jeweils erstes Werk in einer Split untergebracht. Von der Besetzung her handelt es sich bei SPECTRE allem Anschein nach um die Nachfolgeband von Argar, welche mir positiv in Erinnerung geblieben sind. Jedoch fehlt hier der Keyboarder Nocturnoz, somit darf man nicht mehr mit den fantastischen Klängen dieses Instrumentes rechnen. Über GRIM FUNERAL scheint im Gegenzug nichts weiter bekannt zu sein, im Booklet finden sich auch nur die üblichen Aussagen über das Leben und Black Metal.
Wenn man sich kurz fassen wollte, so könnte man diese Split als rohen, räudigen Black Metal beschreiben, der sich hauptsächlich in der Produktion unterscheidet. SPECTRE tönen nicht in derselben Lautstärke wie GRIM FUNERAL, dort ist der Sound schwächer. Es handelt sich hier um musikalische Ergüsse, die manche Zeitgenossen als Rumpelkammer-BM beschreiben würden. Bei GRIM FUNERAL kreischt der Sänger in hohen Gefilden und ab und an wird die Musik unterbrochen um atmosphärische Parts einzubauen, so beispielsweise in „My Grim Funeral“. Eine Akustikgitarre erklingt ab und an, dazu der klagende Gesang, welcher von Leid und Pein zu erzählen scheint. Zur Bekräftigung ertönt danach eine melancholisch zurückblickende Gitarrenmelodie, welche die Düsternis vollendet. Doch es dauert nicht lange bis das zügigere Tempo wieder eingeschlagen wird. Das sehr präsente Drumming und die rauschenden Gitarren verleihen der Musik nicht nur hier sondern in allen Stücken einen markanten und gefallenden Sound, sofern man sich damit denn grundsätzlich anfreunden kann. Der erwähnte Gesang steuert hier noch viel bei, da er aus der Musik letztlich durch seine Emotionsfülle etwas Einzigartiges macht. Die Lieder ähneln sich alle sehr stark, viele Riffs oder Ideen werden nicht genutzt, sieht man mal von manchen Interludien in Form von ruhigerem Klang ab. Doch das kümmert den geneigten Hörer hier wohl kaum, da die Musik mit Schwärze und Gefühl besticht, geradezu brilliert. Man ziehe nur das peingeplagte Kreischen in „Grim Screams of Mourning in the Funeral Night“ heran. Es ist von solcher Intensität, dass es den Hörer fesselt und bannt. Viel passiert in diesem Track nicht mehr, die Instrumente imitieren die Agonie des Titels perfekt, so dass der Hörer völlig mitgerissen wird. (8/10)
Kommen wir zu SPECTRE, welche zwar mit mehr Stücken vertreten sind, dafür fallen jene auch kürzer aus. Ich bin hier mal so dreist und zitiere mich aus der Argar-Rezension: „Der Gesang nutzt übrigens gerne höhere Tonfrequenzen, meistens dann, wenn eine Stelle in ihrer Intensität betont werden soll. Das liegt sicher nicht jedem, Freunde von Aaskereia, Skaur oder auch Wigrid werden daran aber sicherlich ihre Freude haben. Ansonsten hört man normales Gekeife, welches sehr souverän und gelungen ist.“ Hier es ist ebenfalls so, bis auf das normale Gekeife, welches fast komplett weggefallen ist. Die Stücke sind alle recht gleich gestaltet, hier verhält es sich also wie bei GRIM FUNERAL. Nur durch die etwas schlechtere Produktion entfachen SPECTRE eine minder starke Wirkung, wobei man heraushört, dass die Musik der vier Spanier schon exzellent ist. Man könnte darüber nämlich ansonsten einfach die Worte, welche ich zu GRIM FUNERAL äußerte, wiederholen. (7/10)
Es ist schon bemerkenswert, wie Solistitium immer wieder südländische Bands zu Tage fördert, die viele Combos aus dem Norden verblassen lassen. Mit GRIM FUNERAL und SPECTRE verhalf man hier zwei vielversprechenden Gruppen zu ihrem Debüt, welches bisher jedoch wenig zur Kenntnis genommen wurde und kaum über die Grenzen Spaniens bekannt sein dürfte.
Wertung: 7.5 / 10