(Synth Rock/ Future Pop) Ein lockerer 12-Stunden-Arbeitstag klingt bei Bananen-Vanille-Pudding-Kuchen und alkoholfreiem (!) Bier aus. Diese bunte Mischung wird weiter angereichert durch eine farbenfrohe Sammlung altbekannter Lieder in neuem Gewand, dargeboten von den Norwegern APOPTYGMA BERZERK. Um es gleich vorweg zu sagen: selbst für weltoffene Gotiker ist es ein seltsames Album geworden. Üblicherweise spielen die Mannen um Fronmann Stephan Groth irgendetwas zwischen Dancefloor, Techno und Gothic Rock und in etwa in diesen Spielarten nähern sie sich auch den 13, hauptsächlich genrefremden Stücken an, wenn ich dies den Credits bei den jeweiligen Songs richtig entnehme. Problematischerweise muss ich gestehen, dass ich bis auf zwei Lieder (wovon eines auch noch der „Hidden-Track“ ist), keinen der Songs im Original kenne, so dass eine Aussage über gelungen oder nicht-gelungen ziemlich schwierig ist. Vermutlich liegt es auch ein bißchen daran, dass die Lieder im Original größtenteils aus den 80ern und frühen 90ern stammen.
So gesehen gibt es nur drei Möglichkeiten, einen Song zu covern. Entweder man spielt ihn orginalgetreu nach und die Qualität ändert sich kaum (z.B. „Garage Days revisited“ von Metallica). Oder man spielt den Song originalgetreu nach und die Qualität verschlechtert sich (u.a. „Rebell Yell“ von Scooter (glaube ich, die Techno-Phase meiner besten Freunde ist glücklicherweise schon sehr lange her)). Oder aber man spielt den Song gänzlich anders nach, wobei eine Aussage zur vergleichenden Qualität dann schwierig wird, denn im Prinzip hat man es ja fast mit einem neuen Song zu tun. Ein eben solcher Fall scheint hier vorzuliegen.
Ich schreibe bewusst „scheint“, denn wir bereits erwähnt, sind mir fast alle Lieder im Original unbekannt. Sehr wohl bekannt ist mir allerdings „Fade To Black“, im Original eine der Rock-/Metal-Hymnen überhaupt, geschrieben von Metallica. Was hier mit dem Song passiert, ist jedoch schon fast erschreckend: von vorne bis hinten elektronisch kommt der Song als Techno daher, da gibt es keine andere Beschreibung. Auf der einen Seite ist das natürlich schon ziemlich schlimm, aber mit diesem phantastischen Original eine derartige Frevelei zu veranstalten, ist schon sehr derbe. Man stelle sich vor, dass Dark Funeral das „Ave Maria“ covern würden und das dazugehörige Video gemeinsam mit dem Papst im Petersdom aufnehmen würden. Unverständlich, mit dem Lied hätte man wesentlich besseres anfangen können. Was zum Beispiel auf den Opener zutrifft; „Cambodia“ von Kim Wilde ist vermutlich schon im Original ein recht tanzbares Stück, hier wird es mit einigen Gothic-Rock-Gitarren angereichert und könnte, auch aufgrund der einprägsamen Keyboardmelodie, aus der Feder von The 69 Eyes und Konsorten stammen. Oder auch das von U2 geschriebene „Who`s Gonna Ride Your Wild Horses“, welches sich als Ohrwurm allererster Güte in die Gehörgänge brennt und dabei so leicht und unbeschwert wirkt wie der Tau einer warmen Somemrnacht.
Mit „Shine On“ (The House Of Love), „The Damned Don`t Cry” (Visage) und “Bizarre Love Triangle” (New Order), wo mir zur Abwechselung nicht nur Songs, sondern auch Bands mal gar nichts sagen, gibt es noch weitere nette Nummern auf „Sonic Diary“. Und mit dem Hidden-Track, der es auch hier bleiben soll, wetzen die Jungs die „Fade To Black“-Scharte wenigstens wieder ein bisschen aus, soviel sei hier verraten. Was allerdings den Rest angeht: leider ist das alles doch relativ belanglos. Die Songs kommen immer dann ganz gut, wenn den Gitarren der Einsatz befohlen wird, oftmals werden die Songs aber rein elektronisch performt, was auf die Dauer zu einer gewissen Langeweile und schließlich auch zu einer schnellen Abneigung führt. Ich bin mir aber auch nicht sicher, dass ein Metal-Magazin wirklich der richtige Ansprechpartner für eine solche Band ist. Sicher gibt es viele Metaller (und da möchte ich mich auch zuzählen), die einiges Interesse an Depeche Mode entwickelt haben, aber APOPTYGMA BERZERK sind nicht unbedingt Depeche Mode und daher bleibt doch noch zu viel in meinen Ohren Stückwerk. Vermutlich wird dies ein Liebhaber der BERZERKER bzw. der von ihnen angebotenen Spielart etwas differenzierter einordnen können, ich kann an dieser Stelle jedoch nur auf die angesprochenen Lieder als Anspieltipps verweisen und die CD denjenigen ans Herz legen, die ein Faible für Techno und anverwandte Spielarten haben. Ich gehöre da leider nicht zu.
Keine Wertung