Review Nocternity – A Fallen Unicorn

  • Label: Omvina
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Black Metal

Spätestens seit „Onyx“ sind die Griechen in Black Metal-Kreisen richtig bekannt. Kein Wunder, war das Album doch ausgereifter denn je. Ein Geniestreich, wenn man mal die vorherigen Erzeugnisse betrachtet. Natürlich waren diese nicht schlecht, jedoch auch weit entfernt von exquisiter Qualität. Anscheinend gab es noch einige Stücke, die es nicht mehr auf das vorherige Werk „Onyx“ schafften, so dachte sich das griechische Duo wohl, man könne die drei verbleibenden Lieder zusammen mit 3 Tracks von Splits mit Kawir und Akitsa sowie dem Cover „Pagan Poetry“ (Original von Björk) und einer Einleitung, die von Vinterriket verfasst wurde, veröffentlichen.

„Klagelied des Windes“ heisst das Ambient-Stück, erschaffen von Christoph Ziegler. Nun, was soll man groß Worte verlieren? Es fängt die Stimmung des ganzen „Onyx“-Schaffens wunderbar ein, ist episch, zugleich voller Trauer und sehr berührend. Ergo: ein vorzüglicher Einklang. Die drei folgenden Erzeugnisse wurden, wie schon erwähnt, in einem Abwasch mit „Onyx“ aufgenommen und so klingen sie dann auch. Produktion und Stimmung dieselbe, soll heissen: Eine immense Gitarrendichte, ein Schlagzeug mit einem schönen Nachklang, es hallt ein wenig, und ein formidabel eingesetztes Keyboard, welches kraftvolle Waldszenarien heraufbeschwört. Hinzu kommt ein fantastisch keifender Merkaal, der vor finstrer und sinistrer Energie nur so sprüht. Die Gitarren wagen sich übrigens oftmals nach vorne, schenken dem Auditorium eine hochklassige Melodie nach der nächsten, nicht selten in unerwarteten Augenblicken. Die Zeit rast schier während dem Lauschvorgang, man wünscht sich viel mehr solcher Stücke, die den Namen Black Metal-Bombast zurecht verdienen würden, da nicht jede Kapelle solch feinsinnige und schwarze Töne vereinen kann. Man nehme nur den Melodiebogen in der Hälfte von „To Grey Olden Shores“; atemberaubend, fesselnd, melancholisch, malerisch, diese Begriffe kommen einem in den Sinn. Voller Magie und voller Schönheit ergiessen sich unzählige sich überschlagende Szenarien über den Hörer. Fantastisch.

Kommen wir zur zweiten Hälfte, „Side B“ betitelt. Diese inkludiert eben das Björk-Cover und die drei Tracks der Split-Werke. Das interessante an „Pagan Poetry“ ist wohl, dass man es nicht in Black Metal transformierte, sondern lediglich den Krächzgesang zum ansonsten sehr gelungen intonierten, atmosphärischen Schauspiel hinzufügte. Traumhaft schön, wie sich dieses Interludium fortbewegt. So, nun kommen wir zum Makel von „A Fallen Unicorn“: Die Split-Songs sind etwas älter, die ältere Version von „A Fallen Unicorn“ noch nicht so sehr wie die Lieder der Akitsa-Split. Dennoch lassen sich einfach deutliche Unterschiede ausmachen. Natürlich ist die ältere Version nicht miserabel, man merkt ihr aber an, dass NOCTERNITY in den Jahren danach noch bedeutend gereift sind in kompositorischer Hinsicht. „Worship the End“ und „Cold Wings of Noctisis“ stehen dann recht verloren da, sie sind nicht nur produktionstechnisch sondern auch qualitativ um Meilen von dem heutigen Standard der Griechen entfernt, da ist es fraglich, ob sich die Band damit einen Gefallen getan hat. Sicher, für Fans ist das eine nette Zugabe, sofern sie die Splits nicht besitzen.

Was bleibt, ist die Gewissheit, dass NOCTERNITY grenzgeniale Musik fabrizieren und bewiesen haben, dass eine Steigerung, welche man als aussergewöhnlich bezeichnen darf, durchaus möglich ist. Es ist erstaunlich, wie frisch und neu die Leadriffs manchmal erscheinen, als besäße das Duo einen mittlerweile unerschöpflichen Fundus an fabelhaften Ideen, von denen andere Gruppen nur träumen können.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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