Review Nomans Land – Raven Flight

Vor ein paar Jahren noch ein richtiger Geheimtipp, jetzt schon eine der bekanntesten Gruppen im Viking Metal und wahrscheinlich auch die bekannteste aus Russland. Ohne Zweifel ist hier von NOMANS LAND die Rede, die sich mit ihren Hymnen in eine Liga mit den ganz Großen spielen konnten. Sowohl „The Last Son Of A Fjord“ als auch der Nachfolger „Hammerfrost“, mit dem der Durchbruch in Europa gelang, heimsten durch die Bank positive Rückmeldungen ein und waren fast schon Referenzwerke in diesem Genre. Umso gespannter wurde der Nachfolger „Raven Flight“ erwartet, denn die Messlatte hatte man sich mit den beiden vorherigen Alben selbst sehr hoch gelegt.

Zum ersten Mal überhaupt gibt es ein Intro auf einen Album der Russen zu hören, welches noch keinen Kurswechsel vermuten lässt, doch der Schein trügt. „Sea Battlefield“ reißt mich erstmal aus allen Wolken, denn so aggressiv und schwarzmetallisch angehaucht hätte man NOMANS LAND auf ihrem neuen Album nicht erwartet. Das Tempo wurde merklich angezogen, der Gesang wurde um einiges rauer und der Anteil an Melodien ein wenig zurückgeschraubt, so dass sie sich nicht mehr so stark im Vordergrund aufhalten wie früher. Was sich auf der einen Seite ganz positiv anhört, stimmt auf der anderen Seite ein wenig wehemütig in Gedenken an den Vorgänger. Die Russen haben sich deutlich in Richtung des europäischen Viking Metals entwickelt und eine ganze Spur von ihrer Hymnenhaftigkeit und Majestätik eingebüßt, was vor allem daran liegt, dass der vorher so wunderbare Klargesang fast vollkommen verschwunden ist. Gerade nach „Hammerfrost“ hatte ich darauf gehofft, dass man wieder mehr davon einsetzt, doch leider wurde mein Wunsch nicht erfüllt.

Mit diesem Zwiespalt muss man bis zu „Bridge Warder“ warten, ehe man den russischen Ein-Mann-Chor Sigurd leider viel zu kurz hören kann. Für ein paar kleine Momente diese Gänsehautatmosphäre und warum nicht mehr davon, anstatt des 08/15-Keifgesangs, der bei Leibe nicht schlecht ist, aber einfach den Nordmannen kaum Individualität gibt. Etwas schmunzeln musste ich über „Hail Normann!!!“, der mich dank seiner drei Ausrufezeichen im Songtitel an Vader erinnert. Stücke wie der Titeltrack „Raven Flight“ und „Beard of Storm“ machen eigentlich richtig Spaß und knallen dank der sehr guten Produktion ordentlich, doch trotzdem wird man etwas vermissen, wenn man die beiden anderen Alben kennt.

Hat man NOMANS LAND den Vodka weggenommen? Wo sind die epischen, majestätischen Hymnen, für die man sie so lieben gelernt hat? Wo ist der erhabene Klargesang, wie ihn nur ein Russe wie Sigurd zu singen vermag? „Raven Flight“ ist mit Nichten ein schlechtes Album und liefert solide Kost für Freunde des Viking Metals, doch es fehlt das Einzigartige, die Ausnahmestellung, die sie bei mir früher inne hatten und es fehlen Songs wie „Lord Of The Seas“, bei denen man den Nordwind praktisch hören und die Lebenfreude der Russen spüren konnte. Das Label Einheit Produktionen schreibt dazu: „Mit dieser leicht modifizierten musikalischen Direktive haben die Russen nun internationalen Standard angenommen“. Leider muss ich den Label Recht geben, allerdings im negativen Sinne. „Raven Flight“ ist internationaler Standard und nicht mehr wirklich etwas ganz Besonderes wie es die Vorgängeralben waren.

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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