Review Nagelfar – Virus West

  • Label: Ars Metalli
  • Veröffentlicht: 2000
  • Spielart: Black Metal

„Virus West“ war das bis dato letzte Album der deutschen Black Metal-Schwergewichte NAGELFAR. Nachdem Kettenhund Records ihre Tätigkeit einstellten, wechselte man zu Ars Metalli. Da das Album jedoch sehr gefragt ist, veröffentlichten Ván heuer eine Neuauflage des Albums. Jander verliess die Gruppe, dafür übernahm Zingultus, heute bei Graupel aktiv, den Sangespart.

Die Band schafft es, sich immer wieder neu zu erfinden. War „Srontgorrth“ noch sehr elektronisch und experimentell, so schlägt das Trio mit dem erhabenen, vor Kraft berstendenden und hymnischen „Virus West“ zurück. Archaischer und roher als auf den beiden Vorgängern geben sich die Aachener, haben sich also recht verändert und doch merkt der Hörer sogleich, dass es sich um NAGELFAR handelt. Die deutsche Kombo hat es also geschafft, ihren Geist, ihre Merkmale unverkennbar einfliessen zu lassen. Dass jene keine schlechten sind, steht ausser Frage. Das Album als Ganzes zu beschreiben, ist gar nicht mal so leicht. Schliesslich werden unter anderem vier Stücke mit einer Laufzeit von mehr als zehn Minuten geboten, was durchaus beachtlich ist. Diese bieten allesamt eine nicht gerade geringe Klangesspanne, man bekommt jedes Mal ein kleines Werk für sich zu hören. Charakteristisch für „Virus West“ sind zudem der einnehmende Kreischgesang von Zingultus, welcher wirklich sehr gut ist, sowie die fabelhaften Riffs, welche mal sirrend, mal sägend, mal absetzend erscheinen. Hinzu kommen zweifellos immerzu passende Breaks und viele sinnvoll gewählte, hinzugefügte Klangdetails, man denke nur an die majestätischen Fanfaren in „Meuterei“.Doch fangen wir mit „Hellebarn“ an: Hundegebell ertönt bis die Musik beginnt. Nach ein paar Sekunden wird das Tempo schon wieder gedrosselt um dem zischenden Gesang einen angemessenen Rahmen zu bieten. Bis zum Refrain wird das Tempo anschliessend hochgehalten, die Musik gefällt, doch der Refrain („Es kommt ein Sturm heut Nacht…“) schlägt alles, lässt den Hörer aufmerken und geistig mitkreischen, das Lied miterleben. Nach fast sieben Minuten ertönt dann nur noch eine Akustik-Klampfe begleitet von Regengeplätscher bis ein Chor samt der gemäßigten Musik aufs Neue beginnt. Das sind freilich nicht die einzigen Wendungen innerhalb dieses Stücks, da es einfach zu komplex und facettenreich ist. „Sturm der Katharsis“ wird mit einem nicht alltäglichen Getrommel eröffnet, bevor fast schon orientalisch angehauchte Gitarren-Melodiebögen die Szenerie bestimmen. Schleppend aber bestimmt schreitet der Track voran und verursacht zugleich Gänsehautmomente beim Hörer. Man könnte immer weiter fortfahren, jedes Lied, jede Minute ist erwähnenswert und hervorragend, weshalb ich diesen Rezensionsteil nun abschliesse, es würde sonst ein sehr langer Text mit der ewig gleichen Aussage werden.

NAGELFAR haben mit „Virus West“ ein letztes Mal bewiesen, was sie auszeichnet und warum sie von vielen zurecht hochgelobt werden. Black Metal der höchsten Spielklasse, welcher trotz hoher Geschwindigkeit melodisch und abwechslungsreich ist, wie nicht auf vielen andere Werken der Fall. Man kann daher von Glück sagen, dass die Künstler nun in anderen Projekten ihr Können nutzen um dort Hochwertiges zu schaffen und nicht einfach aufhören, als Musiker zu existieren.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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