TODESSTOß ist bekanntermaßen das Solo-Projekt von Martin Lang, welcher nicht immer mit seiner Musik auf Gegenliebe stieß bzw. stößt. So verschreckte „Pantherwelle“ wohl eher als zu beeindrucken. Im Booklet finden sich die Texte zu zwei Stücken, das sogar bilingual. Das Cover heisst im Original „Schreckgespenst des Glücks“ und passt einfach perfekt zu TODESSTOß. Man kann es gar nicht erklären, aber dieses Motiv bei dieser Band stimmt eben.
Obwohl nur 33 Minuten lang, hat man hier eine Veröffentlichung vor sich, welche um einiges mehr an Material besitzt, als man sonst von Martin Lang geboten bekommt. Kein Wunder, kamen bisher doch nur EPs und Demos heraus. Da ich nicht begeistert von seinen letzten Werken („Beutetrieb schwarzer Witwen“ und eben „Pantherwelle“) war, fiel es schwer, unbefangen an das Album heranzugehen. Doch letztlich ist es ein typisches Todesstoß-Album, insofern fiel dieser Faktor kaum ins Gewicht. „Stelldichein“, das gleichnamige erste Stück, hat Wiedererkennungswert. Korrekterweise müsste man sagen, man erkennt die Handschrift von M. Lang. Es wird eine durchaus beklemmende Atmosphäre aufgebaut, eine gewisse Leere und Tristesse entsteht vor dem inneren Auge des Hörers, jedoch ist es kein sonderlich kräftiges Bild. Im darauf folgenden „Einst am Westfriedhof“ vernimmt man nun auch die Stimme von M. Lang. Sicher, es ist Geschmackssache, doch mir fällt dieses hohe Gekeife, Geknurre oder Gewinsel in der Regel negativ auf, da es maßlos überzogen und übersteuert ist. Hinzu kommt, dass es schlicht nach einer Weile nervt. Der Sound ist für TODESSTOß aber ganz akzeptabel, wenngleich auch alles andere als gut, „Stelldichein“ klingt wie eine nicht so gut produzierte Demo. Jedoch besser als so manch anderes von dem Solo-Projekt. Instrumental ist das Lied aber ganz gut gelöst, da kann man nicht klagen, auch wenn man kein besonders großartiges Stück vor sich hat. Nur am Ende das Vogelgezwitscher wirkt zunächst unpassend gewählt, in Anbetracht des Songtitels und der zeitgleich verhängnisvoll tönenden Gitarrenmelodie ist dieses Detail aber recht gut eingebaut. „Schweigen ist Gold“ ist, was es verheisst. Kein Gesang, nur instrumentale Darbietung. Sehr atmosphärisch, sehr nahe gehend bewegt sich der Track bedrohlich, kalt und furchterregend fort. Permanent hört man zudem eine Art steriles Raunen, wie man es von Filmen kennt, in denen der Protagonist durch eine Einöde wandert und man weiss, das gleich ein Unheil auf ihn zukommt.
Es folgt das längste Lied des Albums, es ist annähernd so lang wie die restlichen Stücke zusammen. „Menschenscheuche“ beginnt mit einer Melodie, welche ausschweifender als die bisherigen, simpel gestrickten Klänge ist. Nach gut dreieinhalb Minuten verstummt die Melodie und macht Platz für die nächste, welche von sanften, orgelartigen Tönen unterstützt wird. Nach sechs Minuten vernimmt man schliesslich das erste Mal eine wimmernde Stimme, welche bald sehr extrem kreischt und teils einfach nur grausig klingt. Man kann es keiner Person verübeln, welche schon nach wenigen Minuten die CD aus dem Player reisst und Ohrenschmerzen als Erinnerung davonträgt. Das Gedicht als Abschluss des Albums ist auf einer Musik-CD einfach nur unnötig. Hinzu kommt die schlechte Sprachkonstruktion. Man kann stilisiertes Deutsch ja mögen und so Gedichte verfassen, doch wenn es wie hier arg gekünstelt und somit dilettantisch wirkt, sollte man es bleiben lassen.
Es gibt Projekte und Bands, mit denen werde ich wohl nie warm. Ob es am mangelnden Talent liegt oder dass mir diese Musik unbegreiflich erscheint, das vermag ich kaum zu sagen. Die Musik von TODESSTOß stößt durchaus auf positive Resonanz bei manchen Personen, weshalb ich Martin Lang nicht alles absprechen möchte, vor allem da er es freilich versteht, manche Gänsehaut-Melodie zu kreieren. Man kann ihn durchaus expressionistisch nennen, zumindest von seinem Stil her, jedoch gab es auch da Akteure, die durch nicht gerade berauschende Erzeugnisse glänzten. Aufgrund der Stimmlage kommt es zu einem erheblichen Abzug, da darf man als Sympathisant wohl noch etwas addieren.
Wertung: 4 / 10