Review Kamelot – One Cold Winters Night (DVD)

„Man bekommt mehr als bloß eine Live-CD einer der Vorzeigebands des Genres, wer KAMELOT verpasst ist selber schuld!“
Der Kollege Florian Fuss hat es bereits zum Abschluss seiner Rezension der Live-CD – dem „kleinen Bruder“ dieser Doppel-Live-DVD – bestmöglich geschrieben. KAMELOT sind inzwischen zu einer der absoluten Vorzeigebands im Melodic- / Power Metal-Sektor geworden und sind absolut eigenständig geworden. Eine DVD kommt somit und ausserdem mit sieben Alben in der Hinterhand genau zur richtigen Zeit.

Zum musikalischen Inhalt des knapp eineinhalbstündigen „One Cold Winters Night“-Konzertes muss ich ja nicht mehr viel schreiben, dafür verweise ich erneut auf den eben schon erwähnten Text zur CD. Das einzige Manko bei dieser ist, dass die Fans etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt worden sind. Das ist hier zwar nicht anders, doch ist es in Verbindung mit den Bildern einfach ein ganz anderes Erlebnis und versetzt einen viel einfacher in die Liveumgebung hinein. Die Besucher werden oft gezeigt, vor allem wenn es ans Klatschen und Mitsingen geht, und das lassen sich die Anwesenden nur selten entgehen und machen durchgehend Party.
Auch die Band selbst zeigt sich in bester Spielfreude. Ob nun Thomas Youngblood an der Gitarre, der anscheinend am liebsten zu keiner Sekunde still stehen möchte, der sehr agile und häufig in die Kamera posende Schlagzeuger Casey Grillo oder natürlich auch der heftigst charismatische Frontmann Roy Khan, der den ganzen Auftritt noch eine Stufe sympathischer wirken lässt. Eine weitere Attraktion ist der Auftritt von Simone Simons (Sängerin bei Epica), die wie schon auf Konserve ihre Vocals beisteuert. Leider nicht dabei ist Dimmu Borgirs Shagrath, der „March of Mephisto“ muss hier leider auf seine Stimme vom Band zurückgreifen. Immerhin einen „Gast-Panda“ (Snowy Shaw von King Diamond) bekommt man dafür. Die Bühnenshow ist auch sehr ansehlich, zu der hübsch dekorierten Stage hat man sich noch einiges einfallen lassen. Bei „Abandoned“ etwa wird die Halle komplett in ein kaltes, blaues Licht getaucht und der Kunstschnee rieselt von der Decke. Beim „March of Mephisto“ gibt es das gegenteilige Bild, warmes rotes Licht verteilt sich über die Bühne und dazu gibt es noch Feuerfontänen, die aus dem Boden schießen. Und was für das Sehvergnügen unerlässlich ist: Hier wurde auf schnelle und hektische Schnitte zugunsten einer augenfreundlichen Darbietung und bestmöglichem Einfangen der Atmosphäre verzichtet! Für mich ist das immer einer der wichtigsten Kritikpunkte einer Musik-DVD, genau so wie hier soll es sein, dann ist es nicht nur ein Fest für die Ohren, sondern auch noch eins für die Augen! Die Musik soll eben für sich selbst sprechen, live in der Halle bekommt man ja auch keine hektischen Schnitte zu sehen.
Während die Band nach 90 MInuten gefeiert wird, der Schnee nochmal leise rieselt und der Abspann läuft, könnte man auch nochmal eine weitere halbe Stunde KAMELOT live gut und gerne vertragen. Es war einfach ein klasse Konzert in Oslo, nach dem Genuss des Mitschnitts wünscht man sich, dabei gewesen zu sein.

Wer nun noch nicht genug hat, wechselt den Rundling im Abspielgerät aus und bekommt noch einiges an Bonusmaterial geboten. Auf der zweiten DVD findet man erstmal einige Videoclips, nämlich „The Haunting“ inklusive einem kurzen Making Of (leider nur mit dem Lied unterlegt und ohne gesprochenes Wort dazu), „March of Mephisto“ als Clip sowie Livevideo vom Sweden Rock 2006 und „Serenade“. Die üblichen Extras gibt es natürlich auch hier, als da wären Discografie, Fotogallerie oder Bandbios. Letztere sind einigermaßen interessant aufgemacht, so wird kein ellenlanger Text über jedes Mitglied geschrieben, den eh niemand liest, sondern jeder gibt zu verschiedenen Themen wie Film, Musik, Tourleben etc. seine jeweiligen Top 5 an. Das knapp 17-minütige „Halo Vision“ ist auch schön anzuschauen. Roy Khan erzählt vor allem von der Entstehung der DVD, in der zweiten Hälfte des Films beantworten die Bandmitglieder einige Fragen von den Fans, was teilweise auch sehr interessant ist. Auch die von Epica „ausgeliehene“ Simone Simons kommt in einem eigenen Interview zu Wort.
Etwas für eine Metal-DVD aussergewöhnliches gibt es dann auch noch. Casey Grillo darf man etwa dabei beobachten, wie er sich bei Ddrum mit neuem Schlagzeugzubehör ausrüstet und sich das Lager zeigen lässt. Die drei „Up Close“-Interviews mit Thomas, Casey und Keyboarder Oliver sind dann noch eine nette Idee, die an MTV Cribs erinnert. Wer die Serie nicht kennt, dem sei gesagt, dass die Leute bei sich zuhause interviewt werden und das Kamerateam ein wenig durchs Haus führt und den Lebensraum zeigt.

Ein ziemlich volles Paket ist „One Cold Winters Night“ also geworden. Ein grandioses Konzert inklusive einer sehenswerten Bonus-DVD abseits des typischen „Schaut her wieviel wir saufen können, ok.“-Alltags wird dem KAMELOT-Fan geboten. Als Freund der Band ist diese Veröffentlichung ein absoluter Pflichtkauf, hier kommt man nicht drum rum. Wer melodischen Power Metal mag, der sich selbst nicht eingrenzt und KAMELOT bisher noch nicht kennt – unbedingt antesten! Sie sind eben eine der Vorzeigebands des Genres geworden, und wer sie verpasst…

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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