BENEA REACH aus Norwegen wurden von Ex-Extol Gitarrist Christer Espevoll zusammen mit Marco Storm gegründet, welche auch die treibenden Kräfte sind. Interessant ist, dass sich die Texte wohl zum großen Teil mit dem christlichen Glauben beschäftigen, jedoch findet man bei der mir hier vorliegenden Promoversion keine Texte vor. Schade eigentlich, denn die sonst übliche Darstellung von Christen im norwegischen Metal dürfte ja hinlänglich bekannt sein. Beschränkt man sich rein aufs Musikalische, so dürfte man nach dem ersten Durchlauf nur ungläubig dastehen, denn das Album, welches von Marco Storm selbst produziert wurde, entpuppt sich nicht nur nach dem ersten Durchlauf als düsterer Koloss.
Ist das nun Death, Doom oder doch Black? Eine eindeutige Antwort wird weder der geniale Opener „Ground Slayer“, noch die weiteren 11 Titel auf dem Album liefern. „Ground Slayer“ geht noch viel weiter als diese drei Genres zu mischen und wie selbstverständlich werden hier auch für einige Sekunden sehr ruhige, halbakustische Parts eingestreut, die in ihrer Wirkung enorm hoch einzuschätzen sind. Dieser Song hat nicht nur die Seiten Aggression und Melancholie, sondern alle nur denkbaren Abstufungen dazwischen, innerhalb der sieben Minuten Spielzeit. Dass es sich hier nicht um leichtverdauliche Kost handelt ist von den ersten Sekunden an klar. Die Songstruktur ist überaus komplex, entfernt mit Meshuggah vergleichbar und öffnet sich dem Hörer erst nach mehrmaligen Hören. Auch das mit nur knapp drei Minuten wesentlich kürzere, nun folgende, „Inheritor“ trumpft groß auf, mit einer tollen Mischung aus Aggression, Melodie und Härte. Der Gesang wandelt zwischen Gekeife aus dem Black Metal, über leicht epischen Gesang bis hin zu Shouts mit Hardcore-Anleihen. Bis zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit eine CD, die es so auf eine Wertung im Bereich der 9, wenn nicht sogar 10 Punkte gebracht hätte.
Aus meiner Andeutung sollte es klar sein, was nun folgt: Die Ernüchterung. BENEA REACH schaffen es nicht die gewaltige Atmosphäre aus den ersten beiden Songs beizubehalten und scheinen von ihren geschaffenen Koloss fast selbst erdrückt zu werden, was selbst kürzere Songs wie „River“ langatmig erscheinen lässt. Da kommt eine akustische Erholungspause wie „Conflux“, die dringend nötig war, gerade richtig, jedoch stört mich hier die Sprecherin im Hintergrund, die mich ziemlich an eine Nachrichtensprecherin erinnert. Interessanter wird es dann vor allem mit dem flotteren „Immaculate“, welches fast an die ersten beiden Songs heranreicht und längst verloren geglaubte Atmosphäre wieder aufkeimen lässt, sowie mit dem interessanten, zwölfminütigen „Venerate“. Zwar kommen hier einige Längen vor, allerdings gefallen mir die beinahe tranceartig anmutenden letzten fünf Minuten dieses Songs sehr gut, die ohne Pause in das gelungene Outro „Drapery“ übergehen, welches den von 60 Minuten Konzentration ausgelaugten Hörer seine verdiente Entspannung gönnt.
Diese hat man auch nötig. Denn „Monument Bineothan“ erfordert vom Hörer eine hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit, um alle Facetten, die sich oft erst nach mehrmaligen Hören zeigen, wahrzunehmen. Man merkt es den Norwegern an, dass sie den Hörer herausfordern wollen, jedoch schießen sie an vielen Stellen über ihr Ziel weit hinaus und verlieren sich in den selbst erschaffenen musikalischen Abgründen. Auch wenn die Plattenfirma einen Vergleich mit Tool, Meshuggah und Mastodon anstrebt muss man ehrlich sein und eingestehen, dass doch noch viel zu viele Defizite bestehen und zu den genannten Bands noch eine mehr oder minder große Lücke klafft. Songs wie das großartige „Ground Slayer“ lassen jedoch erkennen, welch riesiges Potential in BENEA REACH steckt.
Wertung: 6.5 / 10