Review Borknagar – Epic

Das sechste Album der Norwegischen Vorzeige Prog-Black Metaller BORKNAGAR – hinter Songwriter Øystein G. Brun – mit dem kurzen aber prägnanten Titel „Epic“ sollte den Erfolg von „Empiricism“ und „Quintessence“ fortsetzen. Nach solch klasse Alben sind natürlich die Erwartungen immer entsprechend hoch und „Epic“ wurde aufgrund dessen haüfig unter Wert verkauft, da es ja irgendwie „nicht so toll wie…“ ist. Hier möchte ich mal versuchen dem Album, mit der einzigartigen Stimme Vintersorgs, der sich schon auf „Empircism“ für die Vocals verantwortlich zeigte, eine Besprechung zukommen zu lassen, die dem Silberling gerecht wird. Einige Vergleiche zu den Vorgängern lassen sich natürlich nicht vermeiden.

Wie auch der direkt Vorgänger „Empricism“ beginnt „Epic“ mit einigen kurzen Introklängen, die aber sofort von heftigem Riffing inklusive Blastbeats unterbrochen werden. Hier könnte man beinahe noch ein geradliniges und brachiales Album erwarten, doch man kann sich kaum mehr täuschen! Trotz heftigem Kreischen, Grunzen und Gitarreneinsatz im Auftakt ist dies mit Sicherheit das progressivste und somit auch vielschichtigste Album der Band, was sich schon im weiteren Verlauf des ersten Songs abzeichnet: Einsatz von akustischer Gitarre, häufige Rhythmuswechsel und Melodienreichtum. Besonders bemerkenswert ist die dichte Stimmung die BORKNAGAR auf die Beine stellen. Auf dem gesamten Silberling finden sich keinerlei Durchhänger oder Lückenfüller und jedes Stück unterscheidet sich extrem von seinem Vorgänger. Mit einer Gesamtspielzeit von ca. 58 Minuten bekommt man hier auch eine Menge für sein Geld geboten. Allerdings verlangt diese lange Spielzeit auch ihren Preis: Eine Menge Aufmerksamkeit vom Hörer! Diese CD erschließt sich sicher nicht nach nur ein bis zwei Durchläufen. Genug Geduld ist also eine Grundvoraussetzung. Außerdem gibt es da noch drei andere Dinge die es bei „Epic“ unbedingt zu bedenken gilt:

Erstens: „Epic“ macht zumindest seinem Titel (episch) alle Ehre! Lieder wie „Origin“, „Relate (Dialogue)“ und „Quintessence“ vermitteln ein unheimliches Gänsehautgefühl, in das man mit jedem Durchlauf tiefer eintaucht, bis man schließlich völlig darin versinkt. Dieses Gefühl erstreckt sich dann über alle Tracks und die knappen 60 Minuten rauschen vorbei. Dabei gibt es jedoch immer wieder etwas Neues zu entdecken und es kann viel Spaß machen, die zahlreichen Facetten jedes Songs zu genießen. Man stößt auf neue Harmonien und noch nicht bemerkte Riffs, die in den undifferenzierten ersten Hördurchgängen vollkommen untergehen können.

Zweitens: Vorsicht! Auf „Epic“ gibt es keine „Hits“! Jeder Song ist gleichgestellt und sollte eigentlich überhaupt nicht aus dem Zusammenhang gerissen werde, weswegen ich hier weitestgehend auf eine Song-by-Song-Analyse verzichten möchte. Dennoch lässt sich leicht zusammenfassen, was einen erwartet: Bombast Black Metal mit herzzerreißenden Melodien, grandiosen Vocals und ausgiebigem Keyboardgebrauch. Natürlich wird auch wieder eine Menge experimentiert, was die Norweger mit Titeln wie dem melodiös-brutalen (ja, sowas gibt’s) „Cyclus“, dem nachdenklichen Abschluss „The Wonder“ oder dem Instrumental „The Weight Of Winds“ zum Ausdruck bringen, wobei letzteres allerdings extrem ruhig und etwas abgehoben daherkommt. Doch in solchen Fällen, wie „The Weight of Winds“, geben die Jungs direkt danach wieder Vollgas – hier mit „Resonance“ – scheinbar um das langsame Stück durch entsprechende Härte aufzuwiegen. Ein sehr cooler Effekt und der Übergang dieser zwei Songs ist wirklich ein Hinhörer.

Drittens: Vintersorgs Einfluss lässt sich auf der ganzen Scheibe durchgehend erkennen! Die Black Metal-Wurzeln sind zwar immernoch deutlich auszumachen (womit „Epic“ für frischen Wind sorgen kann wenn man sich denn darauf einlässt), wer aber ein Problem mit (sehr!) progressiven Elementen im Black Metal hat sollte lieber die Finger davon lassen, denn das ganze ist alles andere als traditionell.

Fazit: Das Überalbum „Empiricism“ wird zwar nicht übertroffen, aber „Epic“ bietet dennoch eine ähnlich dichte Atmosphäre und stellenweise beachtliche Härte. Somit könnte es für den aufgeschlossenen Metaller – der Vintersorg oder anderen BORKNAGAR-Werken nicht abgeneigt ist – eine Perle in der CD-Sammlung sein.Das Ende Oktober erscheinende nächste Werk aus dem Hause BORKNAGAR trägt übrigens den Titel „Origin“ und wird ein reines Akustikalbum werden, bei dem vor allem die epischen Elemente von BORKNAGAR in den Vordergrund treten sollen. Man darf äußerst gespannt sein.

Redakteur: Sebastian Döring

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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