Review Before The Dawn – The Ghost

BEFORE THE DAWN veröffentlichen mit „The Ghost“ bereits ihr drittes Album nach „My Darkness“ (2003) und „4:17am“ (2004). Mit einer ziemlich guten und einer weniger überzeugenden Scheibe haben die Finnen aber nie wirklich den Durchbruch geschafft. Das feste Line-Up dieser beiden Alben ist nun auch noch dahin, die Band ist wie bereits nach der Gründung 1999 wieder Tuomas‘ Soloprojekt. Doch dieser Wegfall der Mitmusiker und die vollständige und alleinige Kontrolle über die Musik muss ja nicht immer schlecht sein, hier wirkt sich das sogar positiv aus.

Nach der recht lahmen „4:17am“ geht es nun wieder aufwärts, „The Ghost“ bietet zehn durchgängig gute und düstere Stücke zwischen Melodic Death und Gothic Metal. Mit einem sehr einprägsamen Riff leitet „Disappear“ die 40 Minuten ein, dazu werden gleich einige herrliche Melodien geboten. Der Wechsel und das Zusammenspiel von klarem und Growlgesang funktioniert nun besser als je zuvor, ausserdem klingen beide Stimmlagen auch einfach noch ein Quentchen angenehmer als auf den Vorgängern. „Repetance“ – welches leider auf klaren Gesang verzichtet – und „Fade Away“ schließen direkt an und bieten ebenfalls eingängige Riffs und Melodien. Das ist auch das Grundkonzept des Albums, leider wird daraus nicht ausgebrochen, wodurch das Ganze stellenweise zu vorhersehbar wirkt und zu selten wirklich fesselt.

Höhepunkte des Albums sind neben der im Allgemeinen sehr schönen Gitarrenarbeit die herrlichen Gesangslinien und das Wechselspiel der Stimmlagen, das wirklich toll ausgearbeitet worden ist. „Scar“ oder „Black Dawn“ etwa werden im Refrain schon beinahe ein wenig poppig, aber die leicht fröhliche Grundnote in der ansonsten düsteren und melancholischen Grundstimmung lockert das Ganze ganz gut auf und bringt so ein wenig Abwechslung rein. Eine kleine Überraschung hat der Finne am Ende von „Ghost Town“ eingebaut, ein Growl geht direkt in einen Sprechgesang bzw. schon Rap über, der nach 20 Sekunden durch melodeathiges Riffspiel abgewürgt wird. Gewöhnungsbedürftig ist das in jedem Fall. Schade ist nur ein wenig, dass vor allem die nichtklaren Gesänge in der Produktion etwas gegenüber den Instrumenten untergehen, vor allem die Gitarren sind nämlich sehr klar und druckvoll abgemischt.

Zwischen Dark Metal mittlerem Tempos und gemäßigten melodischen Death Metal-Einschüben findet man hier vieles, dieser Bereich wird aber nie groß verlassen. Die hier gebotene Mischung jedenfalls ist gut gelungen, im Vergleich zu den Vorgängern ist absolut keine Stiländerung, aber eine wohlwollende Weiterentwicklung auszumachen. Den Durchbruch werden BEFORE THE DAWN aber wohl auch hiermit nicht schaffen, zu einer ganz großen Nummer fehlt hier einfach das Besondere, dass den letzten Kick gibt, dass die Musik zu etwas macht, an das man sich auch Monate später noch gerne erinnert. So aber kommt immerhin ein gutes Album raus, dass im Bereich von Bands wie Insomnium, Rapture oder Noumena keinen schlechten Stand hat und für Fans der genannten Truppen auf jeden Fall empfehelenswert ist.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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