Im Jahr 2005 erschienen 3 Inches of Blood auf der Bildfläche mit dem selbst gesteckten Ziel, den Heavy Metal mit neuem Anstrich wieder aufleben zu lassen – und das mit reger Beteiligung von altbekannten Strippenziehern der Metalszene: Neil Kernon (u.a. Queensrÿche) als Producer und Colin Richardson (Napalm Death, Machine Head, Cannibal Corpse) als Engineer zum Beispiel. Quasi eine Hommage an alte Größen wie Iron Maiden und Judas Priest wollten die Kanadier schaffen – das Ergebnis ist diese Scheibe.
Das nur wenige Sekunden lange Intro lässt die Bombe wortwörtlich platzen, zumindest akustisch. Darauf ertönt das erste Riff, und ein ziemlich unmenschlicher Schrei ertönt – und wie sich später herausstellt, ist das nicht nur ein kleiner Nebeneffekt, diese Schreie stellen tatsächlich eine der Gesangsspuren auf diesem Album dar, das auf eine Gesamtspielzeit von rund 50 Minuten kommt. Relativ gewöhnungsbedürftig, dieser Gesang, aber warum nicht? Dazu gesellt sich ziemlich hoher Klargesang, der mich irgendwie an Rumpelstilzchen erinnert. Recht interessante Kombination also.
Textlich bewegt man sich in einer bunten Welt mit allerlei Geschichten, die sich um Piraten („Upon the Boiling Sea“ I-III), axtbewehrte Krieger („Axes of Evil“), die altbewehrten Orks („Destroy the Orcs“), größenwahnsinnige Maschinen („Wykydtron“) und sogar Feinde des Metal („Deadly Sinners“) drehen. Da steckt doch wirklich mal Abwechslung drin! … Möchte man meinen. Denn egal welches Thema nun angeschnitten wird, seien es die Piraten oder die Orks oder die Axtschwinger – alles klingt gleich. Immer wieder knüppelt das Sextett mit Uptempo-Riffs los, entfesselt Knüppel- oder Schreiattacken, bringt fulminante Soli, aber ein Element könnte man mit der Lupe suchen und es nicht finden: Die Atmosphäre. Technisch ist das hier alles auf ziemlich hohem Niveau, die Schießbude kommt tight daher, die Soli machen echt Spaß, die Riffs sind (zumindest überwiegend) klasse, und auch die exotische Kombination der beiden Gesangsstile hat ihren Charme, auch wenn mir dieses etwas an Black Metal-Kreischen vom Crazy Frog erinnernde Gekeife gegen Ende der Scheibe etwas auf die Nüsslein zu gehen droht.
Doch das alles will mich irgendwie nicht wirklich mitreißen. Ein Song nach dem anderen kommt aus meinen Lautsprechern, und wären nicht die stillen Pausen zwischen den verschiedenen Tracks, dann wüsste ich nicht, wo auf der Scheibe ich mich befinde. Es ist einfach alles zu uniform, was hier geboten wird, kein Stück mag so wirklich hervorstechen. Die Kanadier lassen sich zu wenig Zeit, und irgendwie habe ich das Gefühl, als wollte man die Songs im Studio so schnell wie möglich einspielen, so hektisch wirkt dieses Werk teilweise.
Nunja, genug gemeckert. Die Scheibe hat durchaus ihre Vorzüge, die oben schon erwähnte gute Ausführung und auch die gelungene Produktion, auch vereinzelte gute Melodien sind zu finden, doch so wirklich Spaß machen will mir das alles irgendwie nicht. Hier steckt Potenzial drin, aber die Jungs sollten wirklich mit der Flex an ihren Songwritingfertigkeiten feilen, auch mal das Tempo zumindest ein wenig runterschrauben und versuchen, eine andere Stimmung als Hektik und Hysterie zu vermitteln, denn so wird das nichts mit dem angepeilten „classic Metal“-Album. Im November diesen Jahres stürmen die Jungs erneut das Studio – auf ihre Entwicklung darf man gespannt sein. Muss man aber nicht. Und nun erstmal ein wenig Doom Metal zur Beruhigung der Nerven…
Wertung: 5.5 / 10