„Srontgorrth“ ist der Nachfolger des sehr gerühmten Albums „Hünengrab im Herbst“ von NAGELFAR. Die Gruppe hatte bei der Entstehung leider mit einigen Problemem zu kämpfen, Unstimmigkeiten mit Jander führten dazu, dass er nicht auf allen Lieder Gesang hinzusteuerte. Jander schied danach aus der Band aus, doch das ist hier nicht weiter wichtig. Lyrisch kann man schonmal gratulieren, „Srontgorrth“ ist in dieser Beziehung sehr schön. Die Bilder im Booklet sind vom Leid und Tod durchtränkt, so auch das Klangwerk?
Zuerst muss man vielleicht die elektronischen Klänge besprechen, die anfänglich ungewöhnlich erscheinen, man mag sie ablehnen oder als wirr abtun, doch sie tragen etwas Bestimmtes zur Atmosphäre bei. Sie ergänzen den reinen Black Metal, machen ihn um eine Facette reicher. Ob man damit letztlich seinen Frieden schliesst und sie begrüßt, das sei jedem selbst überlassen. Mit eben solchen beginnt „Kapitel eins, der Frühling“ auch. Die Elektroklänge helfen hier, das Aufblühen und Ertasten der Natur darzustellen, die übrige Musik sorgt für eine Überschattung der Ereignisse. Janders besonderer Stil zu kreischen fällt auf, wenn man sich dazu den Text im Booklet durchliest. Sein Stimmesorgan ertönt völlig anders, als man sich denken würde. Dieser Fakt verleiht der Musik aber eher noch etwas besonderes, sie unterstreicht die Faszination, welche von „Srontgorrth“ ausgeht. Überhaupt ufert Jander oft aus, sein Gesang ist reich an Intensivität und sehr emotional geführt. Meilenwalds Schlagzeugspiel ist sehr präzise und gut, es verkörpert eine gelungene Umsetzung. Riffs und Melodien sind facettenreich, oftmals hebt sich ein Riff über die Musik empor um zu verzücken. Soviel zu den rein spielerischen Eigenschaften, doch prinzipiell lässt sich die Musik von NAGELFAR nur spirituell ausmachen. „Srontgorrth“ und damit den Hörer zieht es in ferne Weiten, man gleitet auf Schwingen über sie, doch in sie hinein wird man nicht gezogen. Ein absolut tiefes Hineintauchen in die Welt von „Srontgorrth“ findet nicht statt. Zwar beeindruckt das Album, spielerisch eine absolut famose Leistung und voller Leidenschaft und Kreativität, aber es ergreift zu wenig Besitz vom Hörer. Bis man dann zum letzten Lied kommt. Hier entfaltet sich „Srontgorrth“ in voller Schönheit, vereint alles, was brillianten Black Metal ausmacht, in sich. Hier empfiehlt sich: Augen schliessen und geniessen, versuchen, alle Einzelheiten zu erhaschen.
Bewertet habe ich die Musik exklusive der Elektronikbeats, da man hier sicher zweigeteilter Meinung sein kann, besonders „Kapitel vier, der Winter“ ist nichts für den konservativen Black Metal-Anhänger. Wie gesagt, NAGELFAR verleihen „Srontgorrth“ damit die letzten Schliffe, erzielen Stimmungen, die man sicher auch mit reinem Black Metal hätte erreichen können, jedoch sind diese hier eben anders ausgedrückt. „Srontgorrth“ ist jedoch ein Album voller Kraft, Ideen und Atmosphäre, wenngleich „Hünengrab im Herbst“ als ein wenig stärker anzusehen ist.
Wertung: 7.5 / 10