Review Lunar Aurora – Zyklus

„Zyklus“ von LUNAR AURORA beschreibt das Leben der Menschen. Wo es endet, das darf man schon auf dem Cover bewundern. Hier begrüßt uns ein Skelett mit einem zerfetzten Leichenkleid. Das Backcover hingegen zeigt auf, dass irdische Besitztümer nichts bedeuten, der Tod nimmt sie, nur eine Frage der Zeit.

Unterteilt ist „Zyklus“ in vier Teile, in welche auch ein Tag gegliedert ist. „Der Morgen“ beginnt mit Vögelgezwitscher, voller Harmonie und lieblichen Klängen, es könnte ein Mobile über dem Kinderbett sein. Die Welt empfängt gerade einen Neuankömmling, doch der Moment trügt. Bald schon scheinen Wolken am Himmel heraufzuziehen und es wird dunkel. Dann setzt die Musik ein. Ich will keinen Hehl daraus machen, LUNAR AURORA verzaubern seit jeher, wie sollte es hier anders sein? Gut, der Gesang hier sticht nicht allzu stark hervor, er wirkt vielmehr geflüstert. Doch auch aus der Tiefe dringt er bis nach oben und entfacht seinen eigenen Zauber. Dazu der vorzügliche Einsatz des Keyboardes. Omnipräsent und doch immer grandios, die Atmosphäre verdichtend, verfeinernd. Die Musik hier ist ein Gesamtkunstwerk, es ist nicht sinnvoll, einzelne Melodien oder Riffs hervorzuheben. Man schwebt in ganz andere Sphären empor, steht über der Welt und den Dingen, der Geist entfaltet sich frei und durchreist die Klangwelt, versucht sogar, die Quelle zu erreichen, was natürlich ausgeschlossen ist.
Das Schöne daran bzw. die Steigerung ist ja, dass jedes Lied einzeln schon diese Wirkung entfacht. Es gibt viele Alben, die als Gesamtwerk hervorragend sind, die einzelnen Tracks sind jedoch vielleicht gar nicht so hervorragend. „Zyklus“ zeichnet aus, dass es sowohl als Gesamtes als auch Stück für Stück in höchstem Maße grandios ist. Obwohl es in vier Teile gegliedert ist, ist das Werk eben doch eins. Hier soll meine Beschreibung enden, man kann „Zyklus“ nur fühlen, sich berühren und entführen lassen. Kaum eine andere Band erreicht solche musikalischen Höhen.

LUNAR AURORA sind eine dieser Bands, wo ich nur dazu raten kann, einen blinden Kauf einzugehen, es rentiert sich. Mir erschließt sich auch nicht, wieso sie verhältnismäßig unbekannt sind, wenn ich mir mal so Kapellen aus deutschen Landen wie Endstille, Cryogenic oder Agathodaimon anschaue. Vielleicht, nein, ganz sicher wurzelt dies in dem Umstand, dass man die Musik der Bayern nicht sofort erschliessen kann. Zu weitreichend ist ihr Kosmos, zu sehr erfordert es Aufmerksamkeit und Zeit. Doch fürwahr, es lohnt sich, „Zyklus“ ist ein Erlebnis.

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info