Review Misery Index – Discordia

MISERY INDEX “Discordia” ist eines meiner am sehnlichsten herbeigewünschten Alben des Jahres 2006. So hatten die Jungs mit „Overthrow“, „Retalitate“ und „Dissent“ neben einigen anderen Splits, geniale Scheiben eingetrümmert und damit viele Fans gewonnen. Einige Sorgen bereitete mir und wohl auch so manch anderem Anhänger die ständigen Besetzungswechsel. Bis vor kurzem war ungewiss wie sich Mark Kloeppel und Adam Jarvis in den Rollen von Bruce Greig und Kevin Talley behaupten könnten. Vorallem Kevin Talleys Abgang war für viele doch ein kleiner Weltuntergang, und um es bereits vorweg zu nehemen: Jarvis füllt die übergroßen Fußstapfen von Talley mehr als nur zufriedenstellend aus. Wie nicht anders zu erwarten sind die Texte wieder mal einen Blick ins Booklet wert und sehr sozialkritisch von Jason Netherton umgesetzt.

Doch nun zur Mucke auf „Discordia“ selbst. Diese ist auf den ersten Blick, bzw. das erste Hören MISERY INDEX-Kost wie man sie kennt. Doch habe ich so einige Veränderungeren wahrgenommen. Die Songs ansich sind schnell, furios und tödlich, wie man es nicht anders erwartet hat. Auch das Zusammenspiel der Band ist natürlich absolut tight und doch klingt einiges anders. Der Blick ins Booklet verrät dann das, was ich schon vermutet habe. Mark Kloeppel hat die Hälfte der Songs auf „Discordia“ geschrieben, ein fleißiger Mann also. Er hat seinen Stil ganz klar dem Sound der Band angepasst, trotzdem klingen seine Riffs weit Death Metal-lastiger und melodischer, als man es von MISERY INDEX gewohnt ist. Ich rede hier selbstverständlich von Todesmetall mit einer stellenweise melodischen Note, nicht von Melodic Death Metal wie man es aus Schweden gewohnt ist (bestes Beispiel: Breathing Pestilence). Man könnte meinen, dass MISERY INDEX den etwas komplexeren Weg, den sie auf „Dissent“ eingeschlagen haben weitergegangen sind, doch ich denke, dass hier eher Mark Kloeppel verantwortlich ist für den etwas vielschichtigeren Sound der Band. War klar, dass in den Anfangstagen der Band Jason Netherton und Sparky Voyles noch den Großteil des Materials geschrieben haben, so hat sich das mittlerweile wieder relativiert. Von Netherton stammen diesmal nur noch zwei Songs, welches auch gleich an der etwas punkigeren Attitude der Stücke klar wird. Sparky Voyles hat demnach drei Lieder geschrieben, darunter „Sensory Deprivation“ was für mich ein kleines Highlight des Albums ist da es gleich zwei Soli enthält und auch dermaßen geil nach vorne geht, dass man die Bude auseinander nehmen möchte.

Adam Jarvis macht seinen Job, wie vorhin schon erwähnt, sehr gut und steht Kevin Talley in nichts nach. Sein Spiel gefällt mir sogar mehr als ausgesprochen gut, da er viel mit der Doublebass arbeitet (keine durchgehenden Teppiche!) und die Becken auch recht viel miteinbezieht. Bei den Drums gibt es also keine Mängel, einzig hätte ich die Bassdrum etwas weniger getriggert, da zu MISERY INDEX ein etwas organischer Sound meiner Meinung nach besser passen würde. Jason Nethertons Gesang ist wiedermal dermaßen aggressiv, dass es eine wahre Freude ist ihm zuzuhören, nur leider teilt er seine Vocals mit Mark Kloeppel, welcher eine doch eher durchschnittliche Growlstimme hat, einzig seine höheren Screams sind eine nette Abwechslung. Da hat mir der Wechselgesang zwischen Jason Netherton und Bruce Greig doch wesentlich besser gefallen. Auch wenn es jetzt klingt, als wollte ich Mark Kloeppel runterputzen ist das nicht der Fall, es ist nunmal einfach recht offensichtlich, dass durch ihn einige Veränderungen den Sound der Band unterwandert haben.

Anno 2006 klingen MISERY INDEX dementsprechend wesentlich durchdachter, ja vielleicht sogar kalkulierter, wodurch die Raserei und umwerfende Brutalität der Anfangstage leider etwas flöten geht. Natürlich sind die Jungs immer noch härter und brutaler als 99,9 % der Konkurrenz, jedoch hätte ich mir einfach zwei bis drei Stücke mit der „1,2,3,4…los!“ Grind, Crust, Punk „was auch immer“-Mentalität gewünscht, wie man es von „Overthrow“ oder „Retaliate“ kennt. Ich fürchte zudem, dass dieses Album etwas kurzweiliger ist als ihre früheren Releases, und man sich deshalb eher satt hören wird. So, jetzt Schluss mit der Nörgelei, ihr seht, hier spricht ein Fan. „Discordia“ ist das bisher beste Death Metal-Release des Jahres. Und wenn man im Gespräch mit Sparky Voyles von eben jenem nahegelegt bekommt, man solle sich das Album doch einfach runterladen, wenn man es gerne hören möchte, zeugt das doch von wahrer Hingabe für die Fans. Legt euch „Discordia“ zu.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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