Review Tanzwut – Schattenreiter

  • Label: Pica
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Electronic

Den Mittelalterbarden von Corvus Corax scheint langweilig zu sein. Denn kaum haben sie ihr ehrgeiziges Projekt „Cantus Buranus“ in die Tat umgesetzt kommt mit „Schattenreiter“ auch gleich das nächste Album ihrer Zweitband TANZWUT daher. Und die hat noch nicht mal die Stärke einer normalen CD. Mitnichten. Auf zwei Silberlingen haben die Spielleute mal eben 19 Tracks verewigt.

Die Band wurde ursprünglich als Electronic-Projekt des Septetts gegründet. Mittlerweile hat sie sich allerdings einigen Stilwechseln unterworfen und ist nun vielseitiger denn je. Wie gewohnt findet sich auf dem Album natürlich ein ganzer Haufen an Dark Wave und Industrial Elementen. Dabei ist es allerdings natürlich nicht geblieben. Zusätzlich finden sich mittlerweile auch bei TANZWUT mittelalterliche Klänge aus Dudelsack und Schalmei, sowie ein ganzer Sack voll heftiger Metal-Riffs. Und so vielfältig wie diese Einflüsse, sind dementsprechend auch die Assoziationen, die von Rammstein oder gar Wumpscut bis zu In Extremo reichen.
Im Detail bedeutet das, dass uns auf „Schattenreiter“ Stücke präsentiert werden, die wegen ihrer elektronischen Anleihen in jeder Gothic Disco für zappelnde Glieder sorgen werden, dass aber eben auch Fans von Metal oder Mittelaltermusik mit dem Silberling mehr als warm werden dürften. Denn die sieben Musiker kleckern diese unterschiedliche Einflüsse nicht einfach so in einzelnen Tracks nebeneinander hin. Vielmehr ist es ihnen gelungen aus diesen unterschiedlichen Einzelelementen ein homogenes Ganzes zu schaffen, das Dank der gelungenen Produktion sehr kraftvoll aus den Boxen scheppert.
Auch textlich hat die Scheibe einiges für jeden Geschmack zu bieten. So finden sich auf der Scheibe neben „Im Tiefen Gras“, das sich mit den körperlichen Vorzügen der Liebe beschäftigt auch kritische Texte wie in „Der Arzt“ oder mit „Immer Noch Wach“ sogar eine waschechte Bandhymne.
Diese wurde überigens zusammen mit Thomas, Anna und Birgit von der Mittelalter-Kapelle Schandmaul aufgenommen. Und so klingt sie auch. Wie Mittelalter Metal, der zwar der gehobenen Kategorie zuzuordnen ist, aber eigentlich nichts Spektakuläres bietet. Und das ist auch der einzige Vorwurf, den man „Schattenreiter“ machen kann. Denn gerade die zweite CD klingt ein wenig zu oft nach diesem 08/15 Mittelalter Gezocke und der im Moment so beliebten Kombination aus Riffs und Dudelsack. Dennoch kriegen die Musiker meistens gerade noch die Kurve und bauen einen rythmischen Beat oder ein anderes interessantes Element aus dem Industrial ein.

Und darin liegt auch die eigentliche Stärke von „Schattenreiter“. Dadurch, dass sich der Siebener mittlerweile bewusst für alle Stile offen hält, gelingt es ihnen, Songs zu schreiben, die packen. Dabei ist es egal, ob sie gerade nach vorne los rocken, mit heftigen Beats aufwarten oder harmonische Dudelsackklänge produzieren. Irgendetwas passiert immer auf dieser Scheibe, die nur leider im zweiten Teil etwas zu gleichförmig geraten ist. Dennoch dürfte sie wohl Fans vieler unterschiedlicher Stilrichtungen zufrieden stellen und gerade im Sommer der häufigeren für gute Laune sorgen.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert