Review Placebo – Meds

Die britischen PLACEBO zählen nicht nur im modernen und ebenso alternativen Rock seit mehreren Jahren zu einer festen Größe, nein, auch übergreifend sind die Herren um Brian Molko aus den Charts nicht mehr wegzudenken. Ihre Verbindung aus Rock und hymnenhaften Melodien für Millionen garantiert den elektronisch verspielten Britrockern Charterfolg um Charterfolg. Im Jahr 2006 legen PLACEBO nach ihrem ’03er Release „Sleeping With Ghosts“ in Form des neuen Klangwerkes „Meds“ unverkennbar nach. Den im Jahr 2003 gesetzten Cover Artwork-Trend setzte man durch die Single Compilation und der zugehörigen DVD „Once More With Feeling“ fort. Das „Meds“-Covert ziert ein nacktes Weiblein, dessen eindeutige Geschlechtszuordnungsmerkmale geschickt verzerrt worden sind.

Schon das Intro „Meds“ lässt auf erneut gigantische Melodien für jederzeit hoffen. Sänger Molko hat hierbei Unterstützung von der Frontdame der Kills, namentlich VV. Ein wirkliches Hitpotenzial würde ich dem ersten der 13 neuen Songs allerdings nicht zuschreiben wollen. Sehr erfrischend hingegen zeigt sich „Infra-Red“. Zwar ist der elektronische Anteil nicht zu verschweigen, allerdings gestaltet sich dieser Song – vorallem im Refrain – durchaus rockig. Ein lupenreiner Rocksong zischt nun mit „Drag“ durch die Gehörgänge. Der Song hat klanglich etwas Positives, ist textlich aber eher depressiv gehalten. Ein richtiges Gänsehaut-Gefühl kommt erstmalig auf der „Meds“ mit dem sehr elektronischen Song „Space Monkey“ auf. Diesen Song umgibt eine düstere Aura, doch wenn Molko anfängt zu vordergründiger zu agieren, paart sich die dunkle Stimmung mit gut inszenierter Dramatik. Hinzuweisen ist auch auf das Keyboard im Hintergrund, dass dem Song zusätzlich ein gewisses Etwas verleiht. Eine sehr ansprechende Nummer. Sehr melancholisch gehen PLACEBO anschließend mit „Follow The Cops Back Home“ zu Werke. Wären wir im Film, gliche diese Nummer größtenteils der Slomotion. Tempo ist hier kaum vorhanden und so bieten die Engländer eine massenkopatible Ballade, die zum Ende hin durch die Elektronik einen gewissen Aufwind erfährt.
Hymnenhaft leitet „Post Blue“ einen gewissen Break ein, der nach dem vorrausgegangenen Lied durchaus angebracht ist. Die erste Singleauskopplung des Albums in England war „Because I Want You“. Ein erfrischender Track, der absolut zu den Anspieltipps der Platte zählt. Hier kommen die Stromgitarren und das Tempo endlich zurück, bis mit „Blind“ und „Pierrot The Clown“ wieder der andächtigen Stimmung gefröhnt wird. Zwei Titel für eher traurige oder ruhige Stimmung. Zweiterer ist allerdings um einiges besser, als „Blind“. Absolute Popkultur hält nun mit R.E.M.-Sänger Michael Stipe Einzug. Der charismatische Glatzkopf lässt zum Anfang von „Broken Promise“ eine sehr ruhige Piano-Ballade vermuten. Allerdings hat dieser hübsch strukturierte Song im Chorus wirkliche Hochs, die „Broken Promise“ im Handumdrehen an die qualitative Spitze des Albums führt. Molkos abschließender Sologesang passt allerdings überhaupt nicht in dieses Lied. Mit vorerst gewagter Elektrospielerei erstreckt sich nun „One Of A Kind“ über seine knapp drei einhalb Minuten. Wieder ist es Refrain, der diesem Titel große Klasse gibt. Die erst als gewagt abgestempelten Spielereien am Synthesizer erweisen sich doch noch als sehr passend. Leider passiert mir bei „In The Cold White Light“ viel zu wenig, als dass ich diesen Song sonderlich empfehlen könnte. Er könnte sicher gut zu etwaigen Abschiedsszenen in Dramen passen. Wer aus Verzweiflung das Messer über die Pulsadern hält, sollte sich diesen Song eher nicht anhören… Den Abschluss macht nun der Song, der mir die vorliegende Platte erst schmackhaft machte: „Song To Say Goodbye“ heißt die beste Nummer der „Meds“. Textlich wird hier selbstverständlich ein schmerzhafter Abschied behandelt. Melodie und Gesang passen großartig zusammen und die Tempowechsel runden den Song optimal ab.

Damit verabschieden sich PLACEBO einstweilen auf der „Meds“ und hinterlassen ein gutes Album, dass gleichermaßen von seiner melodiösen Vielfalt, als auch von den eingängigen Traurigmachern lebt. Im Großen und Ganzen dürfte die Platte etwas rockiger sein, aber für gewisse Stimmungen kann sie Gold wert sein. Bei Liebeskummer bietet sich der „Song To Say Goodbye“ in Dauerrotation wärmstens an. Im Übrigen muss ich noch anmerken, dass mir Molkos Gesang wider Erwarten nicht auf den Zeiger geht. Ein Manko, dass so ziemlich jede britischen Pop/Rock Band begleitet. Mich stört es nicht.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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