Review ASP – Duett

  • Label: Trisol
  • Veröffentlicht: 2001
  • Spielart: Electronic

Dort irgendwo ganz tief in mir, verbirgt sich dieses alte Tier.
Es ist das Tier, das Sehnsucht heißt, das sich durch meinen Körper beißt.
Es wütet, kratzt und beißt und kreischt und wühlt sich durch mein weiches Fleisch.
Das Vieh, es läßt mir keine Ruh‘. Ich lock‘ es an und greife zu.
„Jetzt hab‘ ich dich! Jetzt bist du mein! Ich schlage dir den Schädel ein!“
„Nein tu mir nichts! Kann nichts dafür, ich bin doch nur ein wildes Tier.“

Der schwarze Schmetterling ist zurück. Bereits ein Jahr nach dem Debüt, im Jahr 2001, erklingt das „Duett“ und versorgt die Fanschar wieder mit einem ganzen Stapel Gothichymnen von überdurchschnittlicher Qualität.

Sehr elektronisch, teilweise minimalistisch und ganz sicher bedrohlich wie das letzte Album aufhörte erklingt der erste Song „Die kleine Ballade vom schwarzen Schmetterling“. Interessant ist hier auch die Rückbesinnung auf das Debüt, welches durch ein die Textzeile „Hast du mich vermisst“ geschieht. Diese Doppeldeutigkeit lässt jedes Fanherz höher springen. Die Einleitung ist schon einmal perfekt gelungen und auch im folgenden „Schwarz“ wird eine düstere Weltuntergangsstimmung gezeichnet, die nicht an Qualität vermissen lässt. Wenn die Apokalypse so aussieht wie dieses Album klingt kann ich nur hoffen das die Zeugen Jehovas endlich recht behalten. „The little big man“ ist ein trauriger, anklagender Song und bricht aus dem Konzept des Albums heraus, man könnte es wohl als Halbballade einordnen. Ein sehr schöner Song. Elektronischer wird es dann wieder mit „Kokon“, welches auch die Geschichte des schwarzen Schmetterlings weiterführt, welcher mittlerweile wohl die Überhand über den Besessenen gewonnen hat und nur noch den letzten verzweifelten Widerstand brechen will. Doch ASP gibt nicht auf und lehnt sich weiter gegen den Dämon in ihm auf, diesmal wieder auf Englisch. „Maybe“ ist ein echter Ohrwurmsong, den man so schnell nicht wieder los wird. Fortgeführt wird dieser Kampf in „Besessen“ und der schwarze Schmetterling ist entschlossener den je. In der folgenden Ballade „Versuchung“ gibt der Besessene schlussendlich resigniert auf. Interessant an diesem Stück ist vor allem der Gesang, der abwechselnd den Besessenen und den Schmetterling mit unterschiedlichen Tonlagen darstellt, sogar im Duett: Sanft und leise auf der einen Seite, tiefer und fordernder auf der anderen. „Unheilbar krank“ lautet die verzweifelte Diagnose. „Tiles“ ist erneut ein klasse Ohrwurmsong, bevor es mit 10-minütigen Longtrack „Fading away“ auf die Zielgrade geht. Dieser Song ist schon der kleine Höhepunkt des Albums, da sich der Kreis hier schließt und einige Motive der anderen Songs aufgegriffen werden. Hinzu kommen einige der genialsten Textstellen des Albums gepaart mit wunderbare Melodien und Rhythmen.

Kritisieren kann man mit Sicherheit, dass sich ASP seit dem letzten Album kein Sück weiter entwickelt haben. „Duett“ klingt genauso wie „Hast du mich vermisst“. Das ist allerdings Stagnation auf hohem Niveau, oder beschwert sich jemand bei Motörhead, dass sie 25 Jahren das selbe Zeug spielen ? Wer das erste Album mochte kann hier blind zugreifen. „Duett“ hat darüber hinaus auch nicht mit zwei Ausfällen zu kämpfen wie der Vorgänger, was sich positiv in der Bewertung widerspiegelt. Erwähnt werden müssen die Texte, die fast durchgehend genial sind und eine ganze Reihe wundervolle Metaphern für diesen inneren Kampf und für die Besessenheit bieten.
(Sebastian Klein)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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