DEVIN TOWNSEND meldet sich zurück. Der „Mad Scientist Of Metal“ macht schon wieder von sich reden. Nur ein Jahr nach dem Album „Alien“ seines Projekts Strapping Young Lad erscheint nun ein neues Album mit dem Titel „Synchestra“ unter seinem eigenen Namen.
Normalerweise lassen sich die Alben des Kanadiers vor allem durch ihren enormen Breitwandsound, ihre Chaotik und eine nicht wegzudiskutierende Grundhärte und Brachialität charakterisieren. Insbesondere bei Strapping Young Lad lotet er nach eigenen Aussagen seine persönlichen Grenzen aus – hinsichtlich einem „emotionalen Weg, an dessen Ende alles andere als Kuschelecken warten“. Platten von DEVIN TOWNSEND nehmen den Hörer mit auf eine höchst emotionale, an Wahnsinn grenzende Achterbahnfahrt. Seine Musik ist eine Herausforderung, der nicht jeder standhalten kann. Doch diesmal ist etwas anders.
Der „Scientist“ bringt zum Ausdruck, mit „Synchestra“ den Gegenpol zu „Alien“ von Strapping Young Lad geschaffen zu haben. „Ich möchte den Leuten etwas geben, das sie frohgemut stimmt.“, so Townsend. Und auch, wenn ich ihm da nicht uneingeschränkt zustimmen möchte, ist an dieser Aussage dennoch etwas dran: Das vorliegende Album lässt sich zumindest im Vergleich mit den vergangenen Taten des Kanadiers wesentlich einfacher konsumieren. Man kann es in der Tat in einem Rutsch durchhören, ohne erschöpft den „Stop“-Button zu drücken. Auch sind ein Großteil der Songs tatsächlich relativ ruhig und besinnlich geworden. Da sich zwischendrin allerdings auch wieder hektische Ausbrüche a la „Vampira“ und kongeniale Songwriting-Chaotik mit überschäumendem Bombast breit machen, wirkt das Ganze als Gesamtpaket immer noch nicht wie der ultimative Stimmungs- und Gute-Laune-Macher. Allerdings ist Townsend auch immer für eine Überraschung und einen Lacher gut. In diesem Zusammenhang sei nur auf das kurze „Vampolka“ hingewiesen, bei dem der Titel tatsächlich Programm ist. Aber auch plötzliche Stimmungswechsel wie in „Hypergeek“ oder „Triumph“, in das ein kurzer Western-Country-Part eingearbeitet ist, sind ein Trademark seines Sounds. Auf dem letztgenannten Track gibt es zudem ein Gitarrensolo von Altmeister Steve Vai zu hören. Überaus wichtig ist auch seine charakteristische Stimme, die zwischen aggressiven, mehrstimmigen Alptraum-Kreischereien und süßen Schlummermelodien die gesamte stilistische Breite abdeckt. Die interessante, äußerst dynamische Schlagzeugarbeit von Ryan Van Poederooven und die sehr vielseitigen Gitarrenparts, die von schnellen oder tonnenschweren Riffs über atmosphärische Soli bis hin zu akustischen Parts reichen, halten das Album über die gesamte Spieldauer spannend.
Die Platte ist übrigens als ein langer Song bzw. Songzyklus ausgelegt, die einzelnen Songs können aber auch größtenteils für sich allein betrachtet überzeugen. Als Ganzes wirkt das Album eher wie eine Reise in die Tiefen der menschlichen Gefühlswelt – der perfekte Longtrack liegt hier sicherlich nicht vor und wird auch nicht Ziel von Townsend gewesen sein.
Zusammenfassend betrachtet halte ich „Synchestra“ jedenfalls als ein sehr gelungenes Werk, das es verdient hat, von jedem aufgeschlossenen Rock- und Metalhörer einmal angecheckt zu werden. Die Ideen- und Soundvielfalt der Platte spricht für sich und sollte für jeden, der gitarrenlastiger Musik nicht abgeneigt ist, etwas bereit halten. Ein bisschen Ausdauer und Experimentierfreude solltet ihr dennoch mitbringen. Mit dem typisch klassischen Progrock der 70er Schule, wie ihn heute Spock’s Beard oder die Flower Kings zelebrieren, hat das hier gar nichts zu tun. DEVIN TOWNSEND erschafft sich lieber seine eigene, unverwechselbare und modern anmutende Prog-Welt.
Das Album erscheint übrigens auch als Special Edition mit einer DVD, auf der die DEVIN TOWNSEND BAND einen 57-minütigen Live-im-Studio-Gig darbietet.
Wertung: 8.5 / 10