Review Tenebre – Hearts Blood

TENEBRE erheben den Anspruch Gothic Rock zu spielen, der zwischen den modernen Klangwelten der 69 Eyes oder Type O Negative und den traditionellen Größen des Genres wie The Cult oder den Sisters Of Mercy schwebt. Soviel also zum Anspruch. Was uns da unter dem Titel „Hearts Blood“ erreicht hat, kann diesen hoch gesteckten Zielen allerdings nur in einem Punkt gerecht werden: Nach den genannten Referenz-Bands klingts schon. Allerdings mehr im Sinne eines schlechten Plagiats.

Einige Beispiele gefällig? Der Gesang von Kalle klingt eigentlich durchweg wie derjenige von 69 Eyes Sänger Jyrki. Allerdings, ohne dessen Emotionalität und Kraft zu erreichen. Gähn!
So könnte man Vergleiche über das gesamte Material anstellen. Gleich der Opener „Silver Flame“ glänze mit Ideenlosigkeit. Die Gitarren halten sich im Hintergrund auf, die Riffs, wie das im Gothic so üblich ist, flächenartig. Dazu kommt ein sehr gesangsorientierter Aufbau des Stückes. Originalität? Fehlanzeige! „Mistress Of The Dark“ klingt eigentlich genau so. Hin und wieder gibt’s vielleicht einen anderen Akkord und auch der Text ist anders, aber musikalisch ist das genau so langweilig wie der Opener.

Weiter geht’s mit „Serpents Fire“, das nicht nur durch einen klischeebeladenen Titel, sondern auch durch ein ebenso klischeebeladenes Keyboard-Intro auffällt. Ansonsten gibt’s eigentlich nur bekanntes: Zurückhaltendes Riffing, simpler Rythmus und einige gezupfte Gitarrenklänge.
„Blue“ soll dann wohl für den modernen Touch innnerhalb der TENEBRE-Kompositionen sorgen. Zumindest legen die Keyboard-Klänge und die elektronischen Beats das nahe. Mit diesen Elementen erreichen TENEBRE nur, das das gesamte Stück noch unechter klingt als es eh schon der Fall ist. Da kann auch der frech bei HIM geklaute und nur mit einer dunklen Stimme versehen Refrain nicht mehr viel retten.

So lässt sich die Liste beliebig fortführen über „Pray“, „Nightmare“, „Black Void Nirvana“ und den Titeltrack „Hearts Blood“. Und dann steht am Ende noch… Na? Natürlich! Eine Ballade. „Night Reborn“ zeigt uns das, was wir schon lange kennen: Akustikgitarren und sphärische Keyboards in der Strophe und eine kleine Steigerung zum Refrain hin. Hätte jemand was anderes erwartet?
Insgesamt fällt zudem auf, dass die sechs Musiker einen Narren an Hippie artigen Schellenkranz-Rythmen gefressen haben. Insgesamt kommt aber das gesamte Werk wesentlich zu poppig daher.

Kommen wir nun also lieber schnell zum Ende und ziehen ein Fazit: Wem die genannten Referenz-Bands gefallen und wer auch mal darüber hinweg sehen kann, dass deren Stil schamlos kopiert wird, der könnte an „Hearts Blood“ tatsächlich seinen Spaß haben. Für eingefleischte Fans des Genres – und auch nur für diese – ist diese Platte also zumindest eingeschränkt zu empfehlen. Alle anderen sollten lieber ihre Finger vom Silberling lassen. Der Sound ist zu poppig, die Art der Stücke zu abgedroschen. Das lockt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Im Gegenteil. Es scheint sogar ein wenig so zu sein, dass TENEBRE versuchen auf den im Moment recht erfolgreichen Gothic Zug, der von HIM und den 69 Eyes angeführt wird, aufzuspringen. Schade.

Wertung: 4 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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