Review Michael Søbygge – Melodic Meltdown

  • Label: WizAl
  • Veröffentlicht: 1997
  • Spielart: Rock

Manchmal ist es schön zu wissen, dass sich auch Szene-Newcomer an uns wenden, um ihre Eigenproduktionen von uns besprechen zu lassen. Diese Bitte hatte auch Michael Søbygge aus Dänemark, der mit seiner aktuellen Band „Melodic Meltdown“ auf der Suche nach einem Plattenvertrag ist. Prompt sagte ich zu und hielt wenig später gleich fünf Silberlinge als Verkaufsversionen in der Hand.

Sein erster musikalischer Erguss schimpft sich so, wie seine jetzige Band lautet und geht zurück ins Jahr 1997. Dort verwirklichte sich der Gitarrist seinen langgehegten Traum, ein Soloalbum voller eigener Kompositionen aufzunehmen und lässt sich dabei nur von Bass und Schlagzeug unterstützen. Soll heißen: Hier gibt es in 42 Minuten 12 rein instrumentale Tracks aufs Ohr! Bevor ich auch nur ein Wort zur Musik schreibe, möchte ich schon mal das für die gegebenen Verhältnisse tolle Booklet ansprechen, dass zwar einfach, aber effektiv ist und zudem zu jedem Song sehr persönliche Kommentare enthält. Nette Sache!

Nun aber zur Musik: Los geht’s mit „Prelude“, einem netten Intro auf der akustischen Gitarre, welches um einige verzerrte E-Gitarren ergänzt ist. „Madness“ soll den zweiten Weltkrieg musikalisch darstellen. Hier tritt das Schlagzeug auch zum ersten Mal in Erscheinung. Um ehrlich zu sein, klingt es aber eher, als ob es aus der Dose kommt, auch wenn laut Booklet Joe Clancy hier draufhaut. Dieser Song ist im Wesentlichen eine Aneinanderreihung einiger Gitarrenriffs mit einem atmosphärischen, ruhigen Mittelpart. „Babylon“ haut in eine ähnliche Kerbe. „Daydreaming“ besteht aus fröhlichen Gitarrenlicks und lädt zum wirklichen Dahinträumen ein. Ich möchte an dieser Stelle allerdings mal erwähnen, dass die Soli von Søbygge oftmals eher an billige Keyboardsounds so mancher Powermetalkapelle erinnern. „Rainbows“ ist eine sehr nachdenkliche Ballade, die mit sanftem Regen und Gewitterklängen eingeleitet wird. Auch hier begegnen uns wieder die Keyboardsounds von der Gitarre. Insgesamt aber mein erster Anspieltipp. Denn irgendwie ist das Liedchen einfach nett. Man merkt, dass Michael hinter der Musik steht. Sie wirkt zwar nur bedingt professionell, dafür aber völlig ehrlich! Die bisherigen Songs sind als grundsolide Rocktracks mit E-Gitarre zu verstehen.

Mit „With Love“ und „Andante“ folgen jedoch nun zwei rein klassische Akustikgitarren-Nummern. Hier geht man sehr andächtig und zurückhaltend zu Werke. Insgesamt wirken diese Liedchen aber wesentlich reifer als das davor Gehörte. Dies mag insbesondere daran liegen, dass die analoge Aufnahme dieser Art von Musik gut zu Gesicht steht und die Songs lange nicht so kühl und steril rüberkommen wie die elektronischen Nummern.

Mit „Stonehenge“ kehrt die E-Gitarre ins Geschehen zurück. Und es klingt wie zuvor. Das folgende „The Road Home, Pt.1“ ist wiederum ein nett anzuhörender Akustiktrack, dem wenig später ein weniger überzeugender voll-elektronischer zweiter Part beigestellt wird. „The Two Friends“ lässt die Atmosphäre eines ruhigen Lebens in einer abgelegenen Hafenstadt aufkommen. Sehr entspannend! Der Abschlusstrack „Zenta (Goodbye To A Friend)“ behandelt wiederum ein sehr persönliches Thema: Eingeleitet von alten Audioaufnahmen aus dem Familienarchiv, behandelt Søbygge hier den tragischen Verlust seines tierischen Freundes, nämlich seines Hundes Zenta. Mein zweiter Anspieltipp!

Diese Platte nun abschließend zu beurteilen, ist nicht ganz leicht. Auf der negativen Seite stehen natürlich die naturgemäß bescheidene Produktion und der künstliche, drucklose, total dumpfe Sound, sowie die Tatsache, dass die elektronischen Tracks alle sehr gleich klingen und wenig „echtes“ Songwriting beinhalten, was aber vielleicht auch an dem fehlenden Gesang liegen mag. Positiv erwähnen muss man hingegen die teils sehr schönen akustischen Songs, die es durchaus vermögen, emotional zu betreffen, wenn man sich denn auf sie einlässt und sie nicht sofort als „langweilig“ oder einschläfernd tituliert.

Letztendlich merkt man „Melodic Meltdown“ vor allem eines an: Es ist ein Album, das von ganzem Herzen kommt! Für Michael hat es sicherlich eine große Bedeutung und Wirkung gehabt. Und ich bin mir ziemlich sicher: Würde man die Platte professionell und mit gutem Sound neu einspielen, so wäre zu der jetzigen Bewertung durchaus noch ein Punkt, wenn nicht sogar mehr, hinzuzuzählen.

Wenn ihr die Platte bestellen wollt, surft auf www.melodicmeltdown.dk

Wertung: 4.5 / 10

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