Review Carnival In Coal – Collection Prestige

Wer die Franzosen CARNIVAL IN COAL noch nicht kennt, sollte sich besser gut festhalten. Allein vom Cover der aktuellen oder auch der vorherigen Veröffentlichungen würde kaum jemand darauf schließen, dass das irgendwas mit Metal zu tun hat. Warum nennt sich ein Franzose überhaupt Axel Wursthorn? Hier entsteht gern mal der Eindruck, dass total durchgeknallte Psychopaten am Werk sind und alles an Instrumenten und Einflüssen verarbeiten, was sie bei einem langem Waldspaziergang in der tiefstehenden Abendsonne gefunden und erlebt haben.

Das Intro „Party at your house“ ist gleich mal eine Parodie auf nahezu alle Metalintros: Unheimliche Geräusche, belangloses Geriffe und ein Sammelsurium aus undefinierbaren Geräuschen, die überhaupt nicht zusammenpassen. Muss man auch über die komplette „Collection Prestige“ so sagen: Sie ist eine einzige, völlig überzogene Parodie des gesamten Metalgenres.
Dazu gesellen sich wie in „Fuckable“ auch gern mal Discofunk, bis der Song mit Dimmu Borgir-ähnlichen Orchesterspielereien und total verrückten und sinnlos zusammengesetzten Samples daherkommt.

Textlichen langen CARNIVAL IN COLE auch kräftig zu. In „Satanic Disaster“ wird der Underground Black Metal auf die Schippe genommen (mit unerwarteter und absolut cooler jazziger Einlage), das Thrash-Stück „Right Click… Save As…“ verurteilt auf ironischste Weise illegale MP3-Sammler und „Cartilage Holocaust“ erzählt von einem Unfall-Fetischisten, der sich gerne mal das ein oder andere „Souvenir“ vom Tatort genehmigt oder sich auch sonstige Weise dort vergnügt… Und das auch noch zu einer Melodie, die man spontan zu einer Band wie Abba ordnen würde.
„The Lady And The Dormant Sponge“ (ist der Titel genial oder was?) setzt dem ganzen fast noch einen drauf. Der einleitende Klang des Windes wird einfach mal als Gitarrenmelodie umgesetzt in einem Lied zwischen Disco, Metalcore und Black Metal. Dabei wird das Geknüppel einfach mal abrupt für ein Schnarchen oder Türklopfen unterbrochen und an der gleichen Stelle fortgesetzt. Abgeschlossen wird das Lied mit der Parodie eines nie enden wollenden Solos, sehr genial gemacht!

Bei der ganzen Sache zwischen absolut dämlich und unglaublich genial darf man aber nie aus den Augen lassen, dass dieser Wursthorn und die ganzen Gastmusiker ihre Instrumente schon klasse beherrschen können, und Arno Strobl hat ein ewig weites Stimmspektrum. Die restlichen Stücke beschreibe ich nun mal einfach nicht – wer jetzt interessiert ist, wird sichs eh anhören, und wer nicht, den jucken auch die restlichen Lieder nicht.
Wer also Spaß versteht und selber reichlich krank im Hirn ist, sollte CARNIVAL IN COAL kennen. Da sich nach mehreren Durchläufen immer mehr verrückte Details auftun, hat man auch länger was von der CD… Nur zum Nebenbei laufen lassen absolut nicht geeignet – akute Gefahr, durchzudrehen. Auf eine Bewertung verzichte ich hier mal. Ich bin mir auch nach mehreren Wochen und zahlreichen Anhörungen nicht sicher, ob ich die Scheibe nun mag oder nicht… Sie fasziniert jedenfalls, und auch wenn sie einem an manchen Tagen auf den Geist geht, will man sie immer wieder einlegen und genüsslich den Kopf schütteln oder auch mal herzhaft lachen.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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