Review In Extremo – Mein rasend Herz

Nach der miesen „7“ hatte ich die Hoffnung in IN EXTREMO schon fast aufgegeben. Von „Mein rasend Herz“ jedenfalls hatte ich mir so rein gar nichts mehr erwartet, doch es ist eben doch meistens gut, wenn man vorurteilsfrei an neue CDs rangeht…

Grundlegend hat sich in den letzten zwei Jahren nicht gerade viel geändert. Die deutlichen Deutschrock-Einflüsse sind nach wie vor unüberhörbar vorhanden und bilden nun einen wichtigen Teil des Klanggewandes. Mit der ersten Single „Nur ihr allein“ hat die Band dann auch gleich den vielleicht untypischsten Song der Scheibe ausgekoppelt. Das Lied kommt ziemlich punkig und fröhlich daher, und mit seinem Refrain hat es wirklichen Hitcharakter und wird live von nun an auch zum festern Programm zählen. Zum mitmachen und abfeiern auf jeden Fall optimal, dafür halt recht einfach gestrickt.
Ihre Wurzeln verleugnen In Extremo auch nach wie vor nicht, so sind hier gleich drei akustische und mittelalterlich anmutende Stücke vorhanden. Das „Wessebronner Gebet“ erinnert sehr an den zweiten Teil der „Merseburger Zaubersprüche“, bei „Fontaine La Jolie“ beweist das letzte Einhorn, dass er auch französisch singen kann. „Tannhuser“ ist dann doch etwas komisch geworden, vom instrumentalen und sprachlichen her wirkt das schon irgendwie lustig. Ist aber wie die beiden anderen gut gelungen.

Zwei recht prominente Gastsänger hat man sich auch verpflichten können. Beim guten „Horizont“ singt Marta von Die Happy mit dem letzten Einhorn im Duett und beim ziemlich verträumten „Liam“ steuert Ray von Reamon seine Stimme bei. Das eröffnende „Raue See“ ist etwas schneller geraten und macht gleich zum Einstieg gut Laune, auch der Refrain kann überzeugen und dürfte ebenfalls zu einem Liveknaller werden. Zusammen mit den beiden eher düster gehaltenen Titeltrack „Rasend Herz“, dem stark an „Sünder ohne Zügel“-Zeiten erinnernden „Poc Vocem“ und dem abschließenden „Spielmann“ ist es einer der Höhepunkte des Albums.

Ein schlechtes Lied oder einen Durchhänger sucht man hier vergebens, auch oder vor allem nach zahlreichen Durchläufen., einzig und allein „Singapur“ finde ich austauschbar. Nach den ersten Hördurchgängen mag das Album nämlich nicht so richtig zünden, es braucht seine Zeit. Ein paar Versuche nach dem eher verunglückten ersten mal aber mag das Album wirklich zu gefallen. Micha singt hier größtenteils auch überraschend rau, was mir ebenfalls überraschend gut gefällt. Dazu sind potentielle Totalausfälle wie „Küss mich“ oder „Erdbeermund“ Gott sei dank nicht vorhanden. Ich hab auch den Eindruck, dass die mittelalterlichen Instrumente wieder etwas mehr in den Mittelpunkt gerückt sind.
„Mein rasend Herz“ kann ich daher jedem In Extremo-Fan empfehlen, auch wenn man die Qualität der älteren Alben nicht mehr ganz erreicht und deutlich moderner zu Werke geht. Wer wie ich die „7“ grottig findet, sollte sich hier trotzdem einen Ruck geben und dem rasenden Herz ein paar Durchläufe gönnen.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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