Review Apophis – I Am Your Blindness

Wie heißt es so schön? „Gut Ding will Weile haben“, oder: „Was lange währt, wird endlich gut“. Ob diese alten Binsenweisheiten auch im Falle von „I Am Your Blindness“, dem neuen Tonträger der ungeahnt langlebigen deutschen Todesmetall-Formation APOPHIS greifen? Seit ihrem letzten Album „Heliopolis“ sind aufgrund mehrerer Besetzungswechsel schon sieben Jahre ins Land gegangen, und mit ihrer überraschenden Rückkehr beweist die Band nun, dass Totgeglaubte nicht nur dem Sprichwort nach länger leben. Bereits 1989 als Raise Hell gegründet und gegen Ende des Folgejahrs in Apophis umbenannt, durchqueren die Schwaben seitdem weitgehend solide die deutschen Untergrund-Gefilde, wobei sie auch schon Auftritte im Vorprogramm von namhaften Bands wie Exodus und bei großen Festivals wie dem Summer Breeze oder Czech Dynamo sowie eine Tour mit Sinister hinter sich haben. Was darf man also anno 2005 von Apophis erwarten?

Das Intro „Mount To Redeem“ präsentiert sich in einem absolut ausgelutschten und sehr unspektakulären Gewand. Abstrakte, elektrische Klänge und ach so pompöse, unheilvolle Keyboards sind bemüht, eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen, wobei die Dynamik im Verlaufe dieser Einleitung ganz klassisch und gleichmäßig ansteigt. Eine solche Introduktion hat man in ähnlicher und vor allem besserer Form schon unzählige Male gehört. Gut gedacht ist eben nicht immer gut gemacht.

„Sick At Heart“ kommt recht variabel daher, und so geht die eröffnende Passage, welche trotz des hohen Pulses ein bisschen lasch und schwunglos vor sich hin plätschert, nach zwanzig Sekunden in den adrenalinreichen, mit einem Blastbeat hinterlegten Chorus über, um ihn schon selbige kurze Zeit später wieder abzulösen. Schließlich weicht sie einem nur zehnsekündigen, brutal stampfenden Abschnitt, der von einem schnelllebigen, recht erfrischenden Zwischenspiel mit interessant duellierenden Leadgitarren unterbrochen wird und direkt im Anschluss daran noch mal zum Einsatz kommt. Danach erneut eine Beschleunigung, wieder der Chorus, kurzes Gitarrensolo, leichtes Herabsetzen der Geschwindigkeit und darauf folgend tragen Apophis das Stück im Midtempo seinem Ende entgegen, lediglich kurz vor Schluss wird in zackigen Vierteln erneut ein bisschen mehr Gas gegeben. Während dieser gesamten letzten Hälfte des Songs stechen zwei weitere nette Soli und die dezente Keyboardhinterlegung in der Schlussminute am ehesten hervor. Wohingegen das Lied beim erstmaligen Anhören noch fast komplett an einem vorbeirauscht, beginnt es mit der Zeit doch noch etwas Spaß zu machen.

„Welcome To My World“ wartet mit einem gedoppelten, leicht thrashigen Grundriff auf und besticht durch einen straighten, etwas gedrosselten Mittelteil, dessen letzte Sekunden von einer ungemein schweren und schleppenden Passage gefüllt werden, bevor das Lied in den Hauptriff zurückmündet und nachfolgend noch mit zwei ansprechenden Gitarrensoli punkten kann. Summa Summarum ein durchaus kraftvoller Song, wenngleich er keine Bäume auszureißen vermag. „Extinct Life“ beginnt mit einem simplen, zweitaktigen und überaus mächtigen Midtempo-Riff. Entgegen dem viel versprechenden Anfang dümpelt der Song im Folgenden bis ca. zur Mitte völlig belanglos vor sich hin. Ein kleines Wechselspiel zwischen dem normalen Grollgesang und ausdruckslos vorgetragenen lateinischen Versen gestaltet die Nummer in diesem Abschnitt wieder ein wenig spannender, vor allem aber versprüht hier das sehr geradlinige Agieren der Instrumentalfraktion einen gewissen Reiz. In den letzten zwei Minuten sackt der Song glücklicherweise nicht mehr ab und beschert dem Hörer einen relativ stimmungsvollen Ausklang, jedoch ohne sich damit insgesamt aus der unteren Hälfte der qualitativen Mittelklasse ziehen zu können. Schade.

„That’s Why I’ve Killed You“ wird über weite Strecken von wunderbar fettem Midtempo dominiert, weist aber leider einige Längen auf, die hauptsächlich darauf zurückzuführen sind, dass Apophis den Song leichtsinnigerweise über eine Spielzeit von mehr als sieben Minuten hinausziehen. Somit wirkt dieses ohnehin ziemlich schnörkellos intonierte Lied unnötig zäh, was den Gesamteindruck mal wieder ein bisschen schmälert. Weniger wäre in diesem Falle eben eindeutig mehr gewesen. „Reanimation“ ist anfangs herrlich langsam und schleppend gestaltet, doch schon nach nicht mal einer Minute wird das Gaspedal bis zum Bodenblech durchgetreten und dem Hörer ein kurzes, schnelles Gitarrensolo vor den Latz geknallt. Zur Mitte hin bewegt sich der Song wieder im gedrosselteren Tempo voran, die abschließenden drei Minuten werden von einer stattlichen Anzahl zeitweiliger Riff- und Geschwindigkeitswechsel geziert, wissen aber dennoch ebenfalls nur bedingt mitzureißen. Apophis lassen den Hörer hier – wie so oft auf dieser Platte – trotz des starken musikalischen Vortrages größtenteils ziemlich kalt.

Denn obwohl „I Am Your Blindness“ zweifellos ein handwerklich gediegenes Album ist, will der Funke einfach zu selten überspringen. Ihre Erfahrung kann man der Band durchaus anhören, die Songs bewegen sich auf technisch gehobenem Niveau und decken ein breites Spektrum an Tempi ab, allerdings klingen Apophis für meinen Geschmack schlichtweg zu identitätslos. Insbesondere der Gesang von Bernd Kombrink ist viel zu gleichförmig und kaum signifikant, auch wenn ich normalerweise nicht so stimmfixiert bin. Der schmächtigen Laufzeit von knapp über einer halben Stunde entsprechend, wird die Scheibe wenigstens zu einem einigermaßen fairen Preis angeboten und so bleibt jedem selbst überlassen, ob er seine restlichen Groschen am Monatsende in diese absolute Durchschnittskost investiert.

(Daniel H.)

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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