Review Bruce Dickinson – Tyranny Of Souls

  • Label: Mayan
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Heavy Metal

Sieben Jahre hat es gedauert, bis Bruce Dickinson uns mit seinem siebten Solo-Album erfreut. Gleichzeitig ist “Tyranny Of Souls“ Solo-Album Nummer eins nach dem Widereinstieg bei Iron Maiden. Stilistisch führt die Scheibe das weiter, was mit den beiden Vorgängeralben “Accident Of Birth“ und dem Überalbum “The Chemical Wedding“ begonnen wurde, sprich, mit Maiden hat die Scheibe ungefähr so viel zu tun wie ne Nonne mit nem Gangbang. Und ebenso wie die beiden Vorgänger ist auch das neue Werk ein widerspenstiges Biest geworden, das mehr als einen Durchlauf benötigt, bis es richtig zündet. Und als dritte Gemeinsamkeit hat Bruce auch dieses Mal das Album zusammen mit Gitarrist und Produzent Roy Z. zusammen geschrieben.

Schon das Intro mit Namen “Mars Within“ begrüsst uns mit düsteren Klängen und beim Einsetzen des Gesangs setzt die erste Gänsehaut ein. Gleich danach ballert der Opener “Abduction“ aus den Boxen, und die Marschrichtung ist klar: Melodiöser Metal mit starkem US Einschlag mit immer wiederkehrenden härteren Abgehparts. Und mal wieder kann man die Gitarrenarbeit von Roy Z. nur bestaunen, fantastische Soli und Grundriffs wie aus dem Schulbuch. Alles in allem könnte “Abduction“ auch locker auf der “Accident Of Birth“ gestanden haben. Und ohne Pause geht es weiter, schon der Beginn von “Soul Intruders“ macht deutlich, dass Herr Dickinson nicht gedenkt, sich auf die faule Haut zu legen. Die Gitarren bretzeln und Bruce singt wie ein junger Gott. Der Refrain dürfte live der absolute Mitsing-Favorit werden. Unglaublich, wie ein Song von Intensität zu Halbballade und zurück wechseln kann. Ist dieses Niveau aufrecht zu erhalten? “Kill Devil Hill“ beantwortet diese Frage mit einem “Ja!“ in Großbuchstaben und Ausrufezeichen. Diesen fünf Minuten Göttersong in zwei Zeilen zusammen zufassen scheint mir unmöglich, man muss einfach hören, wie Dickinsons Gesang mit den Instrumenten harmoniert, Wahnsinn. Der balladeske Abschluss des Liedes leitet bereits über zur nachfolgenden Ballade “Navigate The Seas Of The Sun“. Und diese ist das Bilderbuchbeispiel für eine Ballade, die ohne etwaigen Kitsch oder Klischee auskommt, und trotzdem ein so wunderschönes Lied geworden ist, dass dem Rezensenten während des Schreibens eine Träne die Backe runter kullert. Wobei man fairerweise auch anmerken muss, dass er wohl nie mehr seine Überballade “Tears Of The Dragon“ (vom “Balls To Picasso“ Album) wird Toppen können.

Genug verschnauft, “River Of No Return“ setzt die Zeichen wieder auf düster, hier kommt mega-“Chemical Wedding“ Atmosphäre auf, wahrscheinlich eine der besten Gesangsleistungen des Albums und seiner ganzen Karriere. Kein schneller Song, doch die Gitarren dringen schwer und hart in die Gehörgänge. Bei nachfolgendem “Power Of The Sun“ gibt es Nostalgie der anderen Art, dieses Lied könnte aus der Feder von Steel Prophet stammen, als diese noch geniale Songs geschrieben haben, alleine die Doppelgitarren erinnern frappierend an die Stahlpropheten, herrlich. Mit “Devil On A Hog“ steht sicherlich der dank seiner eigenwilligen und ungewöhnlichen Melodie- und Refrainführung gewöhnungsbedürftigste Song des Albums an, nach ein paar Durchläufen kann ich allerdings nur sagen, dass auch dieses Lied eine unbestreitbare Klasse besitzt. Track Numero 9 mit Namen “Believil“ mutet wie ein Überbleibsel der “Chemical Wedding“ Session an, schon der Beginn besitzt genau diese dunkle Atmosphäre, die den Vorgänger auszeichnete. Wunderbar düsteres Stück Musik, mit einer sowas von perversen Lache des Herrn Dickinson am Ende, passend zum Wortspiel des Titels. Mit dem Titeltrack steht dann leider schon der Abschluss auf dem Programm, und der hat es in sich, einem an Nevermore erinnerndes Intro (und das nicht nur instrumental) folgt gleich der wahnsinnig geniale Refrain. Das unglaubliche Gespür der beiden Herren für abwechslungsreiche Songs zeigt sich nach ca. 3 Minuten, wenn der Song auf einmal die Härteschraube nach oben dreht, und eine völlig neue Wandlung nimmt, die ganze Passage inklusive fantastischem Gitarrensoli ist einfach nur göttlich. Ein wahrlich krönender Abschluss.

Wie schon zu Beginn geschrieben, ist “Tyranny Of Souls“ zu Beginn ein sperriges Vieh, doch nach einigen Durchläufen offenbart sich ein weiteres Meisterwerk von Herrn Dickinson, auch wenn es meiner Meinung nach nicht ganz an “The Chemical Wedding“ herankommt, aber ganz ehrlich, das hat wohl auch keiner erwartet, und ich wüsste auch überhaupt nicht, wie das gehen sollte. Unglaublich welch wahnsinnigen Songs er mit Guitarhero Roy Z. dieses Mal wieder ausgepackt hat, dieses Album ist für jeden Metal-Fan gleichermaßen einfach nur uneingeschränkt empfehlenswert, absoluter Hammer! Ganz heißer Kandidat für “Album des Jahres“.

(Oli)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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