Review Code – Nouveau Gloaming

  • Label: Spinefarm
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Black Metal

CODE – Nouveau Gloaming. Selten hat ein Bandname, genauso wie ein Albumtitel weniger über die musikalische Stilrichtung ausgesagt wie in diesem Fall. Ich wurde jedenfalls bei der Promoverteilung auf diese Veröffentlichung gestoßen und war recht überrascht, dass es sich hier um eine Black Metal Band handelt. Laut Labelschreiben handelt es sich um eine Heirat zwischen Frühneunziger Old School Black Metal sowie dem neuen Avantgarde, welcher kürzlich noch von Emperor praktiziert wurde und von hartnäckigen Fans nur allzu gerne abgestoßen und verpöhnt wird. Ja „Nouveau Gloaming“ wird gar als neue Bewegung im Schwarzmetall angepriesen. Die Band besteht übrigens aus Mitgliedern verschiedener Black Metal-Bands aus Norwegen und Großbritannien. Void, DHG, Ved Buens Ende und Ulver um genau zu sein. Nunja, lassen wir das Scheibchen mal in der Stereoanlage rotieren.

„The Cotton Optic“ klingt anfangs recht primitiv, die Riffs sind simpel, das Drumming effektiv und der Gesang halt Black Metal. Aber trotzdem klingt das ganze nicht wirklich alt, kalt, hasserfüllt oder „ursprünglich“. Da ist noch irgendetwas anderes im Sound was das Ganze einfach „anders“ klingen lässt. Und der zweite Song bringt den Hörer noch mehr durcheinander, so wird hier doch hauptsächlich clean gesungen und eine etwas schräge, traurigstimmende Gitarrenarbeit dazu gebracht. Spätestens jetzt wird klar, was mit Avantgarde gemeint ist. Black Metal der aus dem Kontext ausbricht und sich gerne an genrefremden Stilmitteln bedient, die zwar eigentlich überhaupt nicht dazu passen dürften und doch gerade deswegen etwas Besonderes ist. Man höre sich nur „An Enigma In Brine“, wo die Gitarren wieder old school as fuck klingen, das Schlagzeug dazu jedoch einen schleppenden Rhythmus spielt und der Gesang zwischen Gekreische und cleanen Lienen wechselt. Und genauso geht es weiter. „A Cloud Formed Teardrop Asylum“ beginnt sehr träge und wird von Gesprochenem einer tiefen Männerstimme begleitet und nimmt auch im späteren Verlauf nicht an Fahrt an, sondern schleppt sich sieben Minuten lang bis zum nächsten Song.

„Aeon In Cinders“ weckt den Hörer dann jedoch wieder auf, denn dieses Lied klingt herrlich nach Khold. Ruppig runtergezockter Black’n’Roll, bei dem sogar erstmals Double Bass eingesetzt wird! Wunder geschehen immer wieder. Nach anderthalb Minuten macht das Stück allerdings eine Pause für eine Minute und als man die Band schon fast eingeschlafen glaubt kommt der Song zurück und kann mich diesmal sogar richtig begeistern. Durchgehend Double Bass, genügend Blast Beat und ein geiles Riff, dazu das Gekeife von Sänger Kyohst. Wieso kann die Band nicht das ganze Album über solche geilen Songs spielen? Und sie scheinen gelernt zu haben, denn „Tyburn“ beginnt mit einer Blast Beat-Einlage. Doch zu früh gefreut, denn wieder setzt der cleane Gesang und ein langsames Tempo ein. Schade. „Radium“ und „Ghost Formula“ reihen sich zu den ersten Stücken in die Kategorie „Nett, aber leider langweilig“ ein.

Nach 55 Minuten hat das ganze ein Ende und lässt den Hörer unzufrieden zurück. Denn auch wenn über die Hälfte des Materials nicht überzeugt hat, so zeigen doch manche Stücke und natürlich das tolle „Aeon In Cinders“, dass die Band auch andere Musik schreiben kann. Die Musik auf „Nouveau Gloaming“ ist beileibe nicht schlecht, kann aber einen von vielen Klassikern des Old School sowie Avantgarde Black Metal verwöhnten Hörer wie mich nicht auf seine Seite ziehen. „Nouveau Gloaming“ ist Black Metal für die, die es auch gerne langsamer und etwas schräg mögen. Ich bin mir aber sicher, dass CODE ihre Hörer finden werden.

Wertung: 5.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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