OTEP, die Band mag wenigen ein Begriff sein, auch ich wurde erst vor kurzem auf sie aufmerksam – leider nur durch Samples. Ich ging also in den Laden, hörte mir die CD durch und musste diese einfach kaufen. Zur Besetzung kann ich nicht viel sagen, nur Joey Jordison fällt ins Auge. Bei Slipknot ist er für mich der beste Mann.
Track 1 beginnt ruhig, diverse Instrumente begleiten das Gesprochene von „Otep“. Doch zunehmend entwickelt sich „Requiem“ in einen psychisch bedrückenden Song: viele Samples, Geschrei und wilde Schläge, vermutlich an eine Person gerichtet. Hier wird eindeutig jemand misshandelt. Das mag schockieren, trifft aber die Absichten Otep’s. „Warhead“ hingegen beginnt traditionell (für Metal diverser Genres) mit drückenden Gitarren, heftigen Drums, Double Bass und geshouteten Lyrics. Der Gesang ist aber keinesfalls vergleichbar mit Gesang a la Kittie. Das hier kann wesentlich mehr überzeugen. Wie sich später herausstellen wird, ist „Warhead“ der härteste Track auf dieser CD. Doch schlägt er nur knapp Track Nr. 3, „Buried Alive“. Dieser beginnt wieder ruhig, baut aber eine immense Dynamik auf, elektrische Effekte, langsam einsetzende Drums und dazu wieder der Sprechgesang, bis der Song schließlich explodiert und seine gesamte Energie an mich abgibt. Der Refrain hält voll drauf und gibt dem Hörer einiges zu verdauen. Das Dynamik-Spielchen wird bis zum Schluss mit uns gespielt. Großartiges Songwriting!
„Sepsis“ beginnt wild, aber nicht unbedingt hart, ein konsequenter Beat zieht sich durch den Song und baut in mir diverse Gefühle von Wut, Hass, aber auch von Vergebung und Glück auf. „House of Secrets“ beginnt ähnlich wie „Requiem“, eine Art Hörspiel mit eher tragischem, gesellschaftskritischem Inhalt. Dann eine kurze Stille bis der Song selbst einsetzt. Beruhigender Sprechgesang begleitet von einer cleanen Gitarre, Bass und Drums. Einer der wenigen beruhigenden Momente dieser CD. Doch nach zweieinhalb Minuten zerbricht die heile Welt in ein Gewitter bestehend aus bösartigem Geschrei und Drums, wie ich sie so selten erlebt habe. „Hooks & Splinters“ setzt dies fort, Double Bass und rhythmischer Gesang sind hier die markanten Elemente. Immer wieder auffällig: Die Songs ändern schlagartig die Dynamik. Im einen Moment noch wild und wütend, im anderen still und beruhigend. „Gutter“ ist ein erneutes Hörspiel. Es gibt einiges worüber man sich Gedanken machen kann. „Autopsy Song“ baut seine Dynamik wieder langsam auf. Dieser Stil, der nie gleich zu sein scheint, ist für mich einmalig. Ich kann das nur sehr schwer beschreiben. Beim nächsten Track „Suicide Trees“ scheint es wirklich so, als würde Otep aus ihrem tragischen Leben erzählen, gleichzeitig ihre Weltansicht. Diese gibt sie untermalt von vielen verschiedenen Instrumenten und Samples wieder. Die Geschichte zieht sich ca. 4 Minuten hin, bis der Song plötzlich Druck aufbaut, um diesen wenig später wieder abzubauen. Eines kann ich definitiv sagen, auch wenn ich mich wiederhole: so etwas habe ich zuvor noch nie gehört. Track 10, „Nein“, kommt mir vor, als würde er noch zu „Suicide Trees“ gehören. Richtig böse sind Otep hier. Das macht sich auch bemerkbar – mit einer ähnlichen Brutalität wie in „Warhead“ oder „Buried Alive“ werden hier die Instrumente gespielt, das Geschrei gibt seinen Anteil dazu. „Self-Made“ ist dann wieder ein etwas „normalerer“ Song, zwar hart, aber nicht dermaßen melancholisch. Passt an dieser Stelle aber gut, um etwas Erleichterung zu schaffen. Schließlich noch Track 12, „Shattered Pieces“. Otep’s Gesang, begleitet von einem Klavier, dazu nochmals Samples die bedrückende Stimmung schaffen. Mit den Worten „I am an emotional nightmare“ geht die Disc schließlich zu Ende.
Ich musste erstmal kräftig durchatmen, diese 44 Minuten waren kein Leichtes für mich. Dennoch muss ich sagen: genial. Das sind sechs Buchstaben, die diese CD exakt beschreiben. Noch nie habe ich „ein Album gehört, wie einen Film gesehen“.
Diese CD hier ist Kunst! Diese Scheibe muss man sich als Ganzes anhören – anders (so denke ich) war es nie gedacht.
Wertung: 9 / 10