Review Fjoergyn – Ernte im Herbst

Wie aus dem Nichts kommen Stephan L. und Andreas T. mit FJOERGYN daher und könnten mit ihrem Erstling „Ernte im Herbst“ einiges an Aufmerksamkeit erlangen. Diesen beiden Thüringer verbinden hier geschickt wie kaum jemand zuvor Metal und Klassik zu einem fast vollkommenem Ganzen.
Der Name FJOERGYN stammt aus der isländischen Mtyhologie und steht einfach für Erde. Und genau darum geht es um „Ernte im Herbst“. Ein Konzeptalbum über die Erde, hier wird die Natur mal nicht als schön oder einladend dargestellt, sondern genau anders herum: Die Natur will den Parasiten Mensch loswerden.

Episch, erhaben und verträumt leitet das Intro „Monolog der Natur“ die Scheibe ein, wohl sinnbildlich stehend für die Schönheit und den Glanz der vom Menschen unberührten Natur. Das direkt im Anschluss folgende „Vom Tod der Träume“ entreißt den Hörer aus der träumerischen Stimmung mit anfänglichem Schlagzeuggewitter, um dann ebenso episch und bombastisch weiterzuführen, was die Einleitung begonnen hat. Man mag beinahe glauben, ein gesamtes klassisches Orchester habe an diesem Stück mitgewirkt, es stammt aus Kostengründen jedoch alles vom Keyboard. Das stört hier aber nicht im geringsten, da alles wirklich gut gemacht ist. Teilweise steht die Gitarre in der Rangordnung sogar hinter den orchestralen Elementen, was aber nicht groß stört, sondern sogar gut passt, wie es gelöst wurde. Gesanglich pendelt man zwischen klarem, leicht heiser gekrächztem und auch tiefem Gesang, wobei alle etwa zu gleichen Teilen zum Einsatz kommen. An vereinzelten Stellen kommen auch starke Chorgesänge zum Einsatz.
Zwar verwendet man hier einen Drumcomputer, dieser wurde aber so gut programmiert, dass die Tatsache gar nicht störend auffällt, stört ebenso wenig wie die Orchesterparts vom Keyboard.

„Der Tag der Wölfe“ beginnt etwas ruhiger als die beiden ersten Stücke. Hier schafft man eine tolle Atmosphäre, die erstmals so richtig an einen pompösen Soundtrack für einen mittelalterlichen Abenteuerfilm erinnert. Dieses soundtrackartige zieht sich durch das gesamte Album wie ein roter Faden. Außerdem wird man auch an die epischen Werke von Falkenbach und Bathory denken, ein großer Einfluss sind merklich auch Kompositionen von Richard Wagner. Das Label Black Attakk bewirbt Fjoergyn ja sogar als „Wagner on Black“. Die Einflüsse aus dem Black oder Pagan Metal sind allerdings nicht so offensichtlich und scheinen auch nur schwerlich durch das klassisch-orchestrale Soundgewand hindurch. Zwei absolute Höhepunkte hat man sich mit dem siebeneinhalbminütigen Titeltrack „Ernte im Herbst“ und „Requiem“ für den Abschluss aufgehoben. Bei letzterem ruhigem Stück geht es um einen Komponisten, der sein eigenes Requiem schreibt und sich nach anfänglichem Zögern das Leben mit einem Schnitt in die Pulsadern nimmt. Dabei setzt mit der „Ode an die Freude“ aus Beethovens 9. Sinfonie auch noch eine weitreichend bekannte Melodie ein, die hier überraschend hervorragend in das Songgerüst eingefügt wurde und nahezu perfekt mit den metallischen Einflüssen harmoniert. Einfach nur ein traumhafter Schluß für dieses wunderbare Stück Musik. Schade nur, dass man noch zehn Minuten Stille und drei Minuten undefinierbare Klänge anhängt, ein weiterer unnötiger „Hidden Track“, um eine Spielzeit zu verlängern. Das wäre aber auch der einzig „schwerwiegende“ Kritikpunkt…

Ansonsten kein Durchhänger, kein Schwachpunkt. progressiv und innovativ, Metal und Klassik bilden eine Einheit, die besser fast nicht sein kann. Dramatisch, imposant und bombastisch wurde die Vision des Duos hier in die Tat umgesetzt. Ein orchestrales Meisterwerk von großer Schönheit. Nicht zu vergleichen mit anderen Bands, ein nahezu einzigartiges Werk, eigenständig und einzigartig. Ein klarer Anwärter auf einen Platz in den Listen der besten Alben des Jahres 2005!

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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