„The Final Experiment“ wagte ein Holländer namens Arjen Anthony Lucassen anno 1995 als seine damalige Combo Vengeance keinen Plattenvertrag bekommen sollte und sein Soloalbum, das er unter dem Namen Anthony veröffentlichte, floppte. So gründete Arjen das Projekt AYREON wo er hochkarätige Gastmusiker einlud und „The Final Experiment“ zusammenzimmerte. Das Projekt brachte den gewünschten Erfolg und nun, 10 Jahre danach, wird dieser Silberling wiederveröffentlicht. Dazu gibt es noch eine Bonus CD – das Gesamtpaket bleibt aber bei dem Preis einer Einzel-CD.
Wenn man sich AYREON zu Gemüte führt darf man einfach nicht daran denken, dass der Gros der musikalischen Ideen von nur einem Mann stammt.The Final Experiment beginnt mit einer sanften Stimme die erklärt was AYREON darstellen soll – ein Mann aus dem sechsten Jahrhundert der Stimmen aus einer fernen Zukunft vernimmt. Und schon hört man die typischen Elemente dieser Band heraus. Eingängige, ruhige Stücke treffen auf vertrackte Fragmente die oft in eine bombastische, farbenfrohe Musikorgie ausartet. Hier kommen dem Projekt die Gastsänger zu Gute da sie eben durch ihre verschiedenen Gesangsarten verschiedene Wirkungen auf das Gesamtkonstrukt sowie den Zuhörer haben.
Während des Hörens kann es leicht passieren, dass man überhaupt nicht weiß, was uns AYREON vermitteln wollen. Hier wird ausschließlich mit Melodie gearbeitet – selbst der Gesang dient als äusserst filigranes Instrument welches manchmal sogar melodiöser als die üblichen Instrumente erscheint. Wo wir aber schon von den Instrumenten reden darf man ruhig erwähnen, dass AYREON nicht einfach nur aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard bestehen. Synthesizer, Flöte, Cello, Mandoline und Sompona seien nur einige die erwähnt werden sollten. Doch von Chaos keine Spur. Arjen hat es geschafft, all diese unterschiedlichen Instrumente für die passenden Stimmungen einzusetzen und die Titel gehen auch nahtlos dabei ineinander über.
Insgesamt kann man sagen, dass dieses Album eigentlich für jedermann zugänglich ist, solang er oder sie ein offenes Ohr für progressive Musik hat. Ein Konzeptalbum das Herr Lucassen meiner Meinung nach nur selbst 2004 mit dem Erscheinen der „The Human Equation“ überbieten konnte.
Die Bonus CD bietet semiakustische Versionen einiger Titel von „The Final Experiment“. Das Ergebnis ist ein fast neues Album das vor allem Folk Rock Fans begeistern dürfte, da die neuen Versionen der alten Songs doch eher an eine Mischung aus Kammermusik und Jethro Tull erinnert.
Das finale Experiment war erfolgreich. Die auf dem Silberling enthaltene Musik sollte doch wirklich jeden bewegen können. Auch ältere Generationen können hier getrost zugreifen, denn trotz der verzerrten Gitarren geht es hier eher gemächlich zu. Der Sound ist einwandfrei und stellt dem Hörgenuss kein Hinderniss dar. Aber Vorsicht – AYREON kann man nicht leicht verstehen. Auch die im Booklet vorliegenden Texte können zu Verwirrung führen.Anspieltipps sind beide Versionen von „Dreamtime“ (auf der ersten CD bei „The Awareness“ mit eingearbeitet), „Listen To The Waves“ und „Swan Song“.
Wertung: 8.5 / 10