Mit “Stabbing The Drama” bringen die schwedischen Melodie-Akrobaten SOILWORK ihr inzwischen sechstes Album heraus. Vor allem seit den letzten beiden Veröffentlichungen “Natural Born Chaos” (2002) und „Figure Number Five“ (2003) genießen Soilwork einen ansehnlichen Status bei Presse und Metalmeute. Und nun, im Jahre 2005, präsentieren uns die Schweden neues Material über Plattenfirma Nuclear Blast. Im Vorfeld gab es viele Diskussionen über das Cover-Artwork der Platte; die einen fanden sofort gefallen, andere mochten es nicht und wieder andere assoziierten das Cover mit coolen neuen Merchandise-Artikeln.
Nach dem schier unendlich drehenden Mitglieder-Karussell im Jahr 2004 setzten sie sich wieder zusammen um erneut schwedisch-moderne Hymnen an den Mann zu bringen. Musikalisch haben Soilwork sicherlich nichts verlernt, wie schnell deutlich wird. Aber dafür klar an Härte. Bewusst wählte ich als Genre-Bezeichnung „Modern Metal“, wie ich es auch beim letzten IN FLAMES-Output „Soundtrack To Your Escape“ hätte tun sollen. Mit dem ursprünglichen Gedanken des „Göteborg-Sounds“ hat das einfach nichts mehr zu tun. Der einleitende Titeltrack ist sicherlich mit aggressivem Gesang versehen, netten Doublebass-Passagen und tiefen Riffs, aber im Refrain wird schnell deutlich, worauf es der Band inzwischen ankommt: Zarte Eingängigkeit und viel Rhythmus. Selbstredend sind Soilwork Meister der extrem melodischen Refrains, aber wie stellen die sich das live vor? Schunkelnde Metaller, die verzweifelt auf einen Ansatz zum Bangen warten? Halten wir fest: „Stabbing The Drama“ startet mit durchaus harten Riffs, aber ab dem ersten Chorus geht die Härte nahezu gänzlich aus und es wird nur noch auf Eingängigkeit gesetzt. Dies ändert sich beim zweiten Song zwar etwas, aber dennoch ist das nicht wirklich Heavy Metal. Absolut ohrwurmtauglich wurde „Weapon Of Vanity“ aufgezogen. An Melodie mangelt es hier natürlich nicht und der Chorus setzt sich schnell in den Ohren fest. Kein schlechter Song, aber einfach nicht das, was wohl die meisten von Soilwork erwarten. Etwas aggressivere Stimmung wird dann bei „The Crestfallen“ verbreitet. Allerdings zeigt Strid hier eine selten so klar gehörte Stimme, die vermutlich einigen gefallen wird und für andere den Song zerstört. Mir will nicht ganz einleuchten, wie man erst voller Aggression den Text rausschreien kann und dann eine absolut klare Stimme aufsetzen kann.Einen anstandslosen Start bietet „Nerve“. Ein schönes Zusammenspiel von Schlagzeug und Gitarre leitet den Song ein und dann kommt endlich die vermisste Härte zum Vorschein. Der Song ist sehr solide und wurde zu Recht als Promo-Track zum Download veröffentlicht, da er bezeichnend für die gesamte Scheibe ist.
Über die ganze Platte hinweg wird das durch „Figure Number Five“ eingeleitete Bandkonzept unterstrichen. Fans der frühen Stunden wird es vermutlich eher stören als freuen, aber dafür gewinnt man unter jüngeren Hörern vermutlich viele Fans dazu. „Stabbing The Drama“ weiß als „Easy-listening“-Scheibe durchaus zu gefallen, und hat mit Songs, wie „Stalemate“ oder „Blind Eye Halo“ schnelle, aggressive Höhepunkte. Im Ganzen empfinde ich das Album aber eher als langweilig. Melodisch hat man sicherlich ein Maximum erreicht, aber die Priorität hätte man nicht mit 95% auf die Eingängigkeit und Melodie setzen sollen.
Wertung: 6 / 10