Review Koroded – The Absurd Beauty Of Being Alone (EP)

Wie kann es sein, dass eine Band wie Koroded nach fünf Veröffentlichungen immer noch keinen Plattenvertrag hat? Nun, ich kann es mir nur so erklären, dass keiner der Vorgänger eine solche Qualität wie dieses Scheibchen hier hat. Jedoch will ich der Band kein Unrecht tun, über die anderen Alben seit 1998 kann ich leider nur spekulieren. Wichtiger als die Vergangenheit ist diese Platte hier. Denn durch sie bekam die Band aus Jülich im November 2004 endlich die Möglichkeit einen Plattenvertrag mit Silverdust Records zu unterschreiben.

Sofort springt einem das apokalyptische Cover des Künstlers Michael Hutter aus Köln ins Auge. Eine brennende Großstadt, menschenleer und aus einem Turm setzt ein Mann zum Drachenflug an um der Flammenhölle zu entkommen. Wirklich ein wahrer Genuss!Musikalisch geht’s gleich deftig zur Sache mit „Blowback“. Harte groovende Riffs und sirenenartige Gitarreneffekte sowie deftige Schlagzeugparts mit Double-Base werden einem im klasse Eröffnungslied um die Ohren gehauen. Röder wechselt dabei gekonnt zwischen melodischen Gesangslinien, astreinen tiefen Shouts und gelegentlichem Gekreische. Nach dem ersten Durchhören wirkt das Ganze dabei vielleicht noch eher wie ein durchschnittlicher Mix aus New Metal und Metalcore, jedoch ändert sich das recht schnell. Man sollte die CD also nicht gleich nach dem ersten Mal beiseite legen.
Die Einflüsse liegen laut Presseinfo in Bands wie den Deftones, Machine Head, Sepultura und Pantera. Irgendwie trifft diese Beschreibung auch recht gut auf Koroded zu. Der Sound der Band ist jedoch eigenständig genug um begeistern zu können. Das Quartett straft alle diejenigen Lügen, die die Band als bloße Metalcore-Trittbrettfahrer bezeichnen. Zugegeben, die fetten Gitarrenlinien von Leifeld und Overmanns Stickarbeit erinnern zuweilen an die modernen Thrash-Bands der Neunziger, trotzdem kann man die Songstrukturen oftmals klug varieren und den Sound somit variabel gestalten.
Mal wird der Schwerpunkt eher auf Melodie gelegt, allerdings ohne die notwendige Härte zu vernachlässigen („Unbreakable“ und das Titelstück „T.A.B.O.B.A.“). Beim nächsten Stück hingegen erzielt man den vollen Arschtritt-Effekt. Lediglich die Schnelligkeit könnte manchmal noch mehr erhöht werden. Denn das Mid-Tempo haben eigentlich alle Songs gemein und das schadet ein wenig dem Langzeitspaß. Des weiteren ist zu erwähnen, dass Koroded zwar ihren eigenen überzeugenden Stil haben, aber neue Quantensprünge machen sie in dem Genre auch nicht. Das war’s dann aber auch mit der Negativ-Kritik.
Erwähnenswert wäre da noch der Gastauftritt von Kris (NewNoiseCrisis) beim letzten Stück – ein beeindruckendes Hardcore-Organ hat der Mann!
Versteckt sind schließlich noch ein atmosphärisch düsteres Instrumental-Schnipselchen mit einem mir unbekannten Filmzitat und ein bisschen Rumgeblödel aus dem Studio.Ansonsten muss man die Produktion von Achim Kaiser ausdrücklich loben. Einen so guten Sound bekommt man selten bei einer Band ohne Plattenvertrag!
Zudem wissen die Texte von Jan zu gefallen (löblicherweise im Booklet abgedruckt). Die Themen sind Gesellschafts- und Politikkritik, beendete Beziehungen und der Tod seines Vaters, der in „T.A.B.O.B.A.“ eine wahre Ode bekommt („I miss you like the desert misses the rain“). Aus diesem Verlust ist auch der Albumname erwachsen. Ein schöner Titel, sehr philosophisch.

Insgesamt gesehen kann ich diese halbstündige EP jedem Metalcore- und Modern Thrash-Fan wärmstens empfehlen, auch wenn die großen Innovationen fehlen. Aber Koroded machen stimmige Songs und haben dazu noch sehr viel Potenzial für die Zukunft. Mal sehen was das nächste Werk bringt.

(Thomas)

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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