Dass der Metalcore schon seit einiger Zeit schwer im Trend ist, dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Neben einer Hand voll stilistisch markanter und nicht nur primär technisch überzeugender Bands, die einen gewissen Charme sowie verhältnismäßig hohen Wiedererkennungswert besitzen, überfluten unzählige Epigonen und Plagiate den Markt, so dass eine jede Seele doch letztendlich – bedingt durch die Aufdringlichkeit dieser massiv gepushten und im wahren Geiste keineswegs retrospektiven Musik – verzweifelt nach purem Anachronismus schreien müsste. Fall Of Serenity lassen sich – der akustischen Ausdrucksform ihrer Werke zufolge – nicht zwingend in diesem Genre einordnen, jedoch wird über jene Tatsache oftmals hinweggesehen, weshalb das aus Schleiz stammende Quintett häufig in einem Atemzug mit dieser Stilbezeichnung erschallt, was höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass die Thüringer im Jahre 2000 eine Split-LP mit den derweil sehr angesagten Heaven Shall Burn aufgenommen und herausgebracht haben.
Noch im selben Jahr schoben Fall Of Serenity ihre vier „Demonstration Tracks 2000“ hinterher und veröffentlichten im Januar 2002 über Voice Of Life Records schließlich das Debütalbum „Grey Man’s Requiem“. Kürzlich hatten sie sogar die Ehre, als Support-Act die letzte Woche der Europatournee von den glorreichen Dismember mitbestreiten zu dürfen, welche den Fünfer – über unsere deutschen Grenzen hinaus – durch die Niederlande bis hin nach England führte. Und lauscht man einem so minuziös ausgearbeiteten Werk wie „Royal Killing“, welches den aktuellsten Output der Band darstellt, scheint das Angebot zu dieser großartigen und auch dementsprechend wahrgenommenen Chance keineswegs von ungefähr gekommen zu sein. Das straff zusammengezogene Melange aus melodischem Death Metal der ebenso ausgeschlachteten wie nichtsdestotrotz noch immer beliebten schwedischen Prägung, sowie rudimentären Thrash-Einflüssen, lässt den Hardcore beinahe gänzlich außen vor und schafft somit eine erfrischende, wenn auch nur geringe Distanz zum Metalcore.
Schon das gelungene Eröffnungsdoppel, bestehend aus „Thirst For Knowledge“ sowie dem nachfolgenden Titeltrack „Royal Killing“, verdeutlicht ohne jegliche Indulgenz, dass es dem Songwriting auf dieser Platte in keinster Weise an Fluss fehlt. Zudem gelingt es Fall Of Serenity, trotz aller Variationen und Vielschichtigkeiten, beinahe problemlos, durchweg nachvollziehbar zu klingen, wobei die Authentik teilweise leider etwas auf der Strecke bleibt. Dies gilt es für das gesamte Album zu protokollieren. Den glücklicherweise nur sehr kurzen, cleanen Gesangspart beim erwähnten Opener erachte ich nicht gerade als wohltuend und songdienlich. Wenn ich ein bisschen gemein wäre, würde ich glatt behaupten, dass er viel mehr eine der Eingängigkeit diametral gegenüberstehende Wirkung erzielt.
„Falling Apart“ manövriert in noch melodischere Ebenen, ohne sich dabei selbst ein paar Kohlen aus dem Feuer zu nehmen. Die Schlusspassage des Songs geht einfach wunderbar unter die Haut und lässt mein Herz akut höher schlagen: Von Bedrohlichkeit und Zynismus ist sie geprägt – minimale, schwarzmetallische Anleihen bestärken dies. Triolisch schleppend, ergreifend düster sowie dennoch elegant und formvollendet. Ein sehr starker Ausklang! „The Forthcoming“ ist ein tonnenschweres Bangmonument, welches vor allem aufgrund seines militant groovigen Charakters gewisse Parallelen zu Bolt Thrower offenbart. Aber auch Tracks wie „Mask Of Hatred“ und „Casting Shadows“ meißeln vorbildlich auf die Vitalität des Hörers ein.
Mit dem überaus hymnischen Rausschmeißer „Demon-(Mon)Archy“ haben Fall Of Serenity nicht nur wieder eine Coverversion am Start, sondern obendrein auch noch ein richtiges Ass im Ärmel. Wagte man sich auf dem letzten Album bereits an „Electric Funeral“ von Black Sabbath, so stammt dieser Song im Original aus dem Repertoire der leider beerdigten, thüringischen Formation Impending Doom. Die Abstimmung der Sechssaitenfraktion ist hier mal wieder absolut hervorragend und strotzt nur so vor Spielwitz. Ohnehin ergänzen sich die zwei Gitarrenspuren auf diesem Album einfach großartig, obgleich bei doppelläufigen Lead-Duellen, skelettierenden Riffsalven oder klassischer Einbettung der Leitmelodie in der rhythmischen Akkordbegleitung.
Handwerklich betrachtet schreiten Fall Of Serenity sicherlich auf hohem Niveau, auch wenn jenes heutzutage wohl eher eine inferiore Rolle spielt. Ich bin der Ansicht, dass das Quintett seine Musik bezüglich Komplexität nicht noch weiter extensieren sollte, da ansonsten durchaus die Gefahr besteht, dass sich Band sowie Hörerschaft in der praktischen Umsetzung des offensichtlich sehr großen Ideenreichtums verirren. Über mangelnden Individualismus darf man sich aber auch bei Fall Of Serenity nicht wundern und zumal jener negative Aspekt in der Musik von unzähligen anderen Vertretern dieses Genres ebenfalls präsent ist, muss man ihn wohl leider einfach schon als gegeben ansehen.
(Daniel H.)
Wertung: 7 / 10