Review Twilightning – Plague-House Puppet Show

Man schaue einmal auf die Genre-Beschreibung…Ja, genauso habe ich auch geschaut. Die Band, die dieses Kunststück vollbringen möchte, besteht aus 6 Finnen, die mit vorliegender Platte ihre zweite Veröffentlichung bei Spinefarm Records abliefern, der Erstling „Delirium Veil“ erschien 2002 (und konnte auf dem Cover mit einer halbnackten Schönheit sicherlich mehr Augen reizen wie dieses Motiv hier). Vorschusslorbeeren können die Jungs En Masse vorlegen, so sind sie in ihrem Heimatland und besonders in Japan, wo man Helloween supportete, schon eine sehr bekannte Nummer. Nun soll auch Europa gewonnen werden. Ob das allerdings gelingen wird…

Ich werde ja immer schon einigermaßen hektisch, wenn ein Keyboarder in Reihen einer Band steht. Das soll nicht heißen, ein Keyboard wäre zwangsläufig ein schlechtes Instrument, in den richtigen Maßen eingesetzt, kann Jenes eine tolle Note zu jedem Song hinzufügen. Doch es gibt eben auch das Extrem, in dem das Keyboard anstelle der Gitarre die Soli spielt. Und nachdem das Intro des Titeltracks wirklich Hoffnung macht, Herr Pöyhiä sich wie der kleine Zwillingsbruder von Ralf Scheepers anhört, was allerdings nicht negativ gemeint ist, und der Song wirklich ein sehr gutes Stück Musik ist, setzt beim folgenden „Into Treason“ genau jenes Phänomen ein. Nachdem ich schon beim Intro denke, jemand hätte „Jump“ von Van Halen eingelegt, gewinnt das Keyboard im Verlaufe des Songs immer mehr die Oberhand, obwohl die Gitarrenriffs klasse aus den Boxen kommen. Dass wir uns verstehen: Der Song ohne Keyboard wäre ein Klasse Song!! Aber gut, bei einem Song wäre das ja noch zu verkraften. Bei „The Fiend“ ist dann auch nur eine leichte Keyboard-Unterlegung zu vernehmen, was dem Ding aber auch nicht wirklich hilft, und „Victim Of Deceit“ drückt dann sogar etwas aufs Tempo, was den Herren eindeutig sehr gut zu Gesicht steht. „Painting The Blue Eyes“ ist eine Ballade, ganz nett, aber vielleicht sollten die Herren mal bei Landsmann Tolkki in Lehre gehen, wie man wirklich fantastische Balladen zaubert! „In The Fervor’s Fontier“ besteht dann fast nur noch aus Keyboard, und könnte ein weggeworfener Song von Bon Jovi oder Firehouse sein, fürchterlich. „Fever Pitch“ schlägt in exakt die gleiche Kerbe, wenn auch mit einem netten Gitarren-Zwischenpart. „Diamonds Of Mankind“ kommt zwar auch nicht ohne Keyboard aus, doch ist das Lied ein Hoffnungsschimmer, wirklich toller Song mit geilem Gesang! Leider schimmerts net sehr lang, „Riot Tage“ könnte ein sehr guter Song sein, doch..Ihr habt es sicherlich schon erraten..verdirbt mir ein gewisses Instrument mal wieder alles. Wirklich Schade. Beim abschließenden „Lubricious Thoughts“ die gleiche Leier, dabei verpacken die Jungs hier eigentlich ein sehr geiles Riff in fürchterliche Keyboardklänge. Wobei mich das Ende des Liedes dann doch nochmal einigermaßen besänftigen kann,

Wirklich klasse Songs wie der Titeltrack, „Victims Of Deceit“ oder „Diamonds Of Mankind“ stehen einem Rest des Albums voller Keyboardgenudel gegenüber. Was schade ist, denn Potenzial hat die Band, nur sollten sie sich von 6 auf 5 Personen verkleinern, und sich auf Gitarre, Bass und Drums beschränken. Wer sich am Keyboard nicht stört, und sich für eine Mischung aus Firehouse und Stratovarius (ohne deren Genialität und Epik) begeistern kann, soll mal ein Ohr riskieren!

(Oli)

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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