Ronnie James Dio ist ein Phänomen. Der kleine Sänger macht seit den Mittsiebzigern Musik, Bands wie Rainbow, Elf oder Black Sabbath trugen seine Stimme, und seit 1983 besteht seine eigene Truppe, die auch seinen Namen führt. Im Jahre 2004 melden sich die Hard Rocker aus Amiland mit „Master Of The Moon“ zurück. Da ich bisher nur das Best Of der Jungs kenne, ist mein Blick sicherlich eingeschränkt, was die Schaffensphasen der Band betrifft, aber was auf jeden Fall im Hinblick auf die Klassiker auffällt, ist das Tempo, was allgemein eher gedrosselt ist.
Nach dem eher flotten und groovigen „One More For The Road“ setzt mit dem Titelsong zum Beispiel eine schleppende, streckenweise fast schon doomig wirkende Nummer ein, Erinnerungen an Black Sabbath werden wach. DIO zeigt sich aber doch deutlich melodischer als die Urväter, bei denen Ronnie James selbst einst sang. Ähnlich klingt „The End Of The World“, das zwar aus netten einzelnen Riffs besteht, aber vom Gesamtbild eher mau erscheint. Spannender zeigt sich auch „Shivers“ nicht wirklich, bisher schleppt sich das Album eher zäh durch den Player. Das ändert sich auch nicht durch „The Man Who Would Be King“, der noch etwas balladesker als die Vorgänger klingt, aber auch keine ernsthafte Abwechslung bietet, außer durch das etwas dominantere Keyboard. Eine ganz müde Nummer ist auch „The Eyes“, hier geht es so monoton wie selten zu, und das über sechseinhalb Minuten, eine leichte Steigerung ist erst eine Minute vor Schluss zu hören. Der Refrain ist bemüht, aber auch nicht gelungen, obwohl der gesamte Klang nicht schlecht ist, begeistert er doch kaum.„Living A Lie“ hingegen ist wieder ein kleiner Lichtblick. Dieser Track kehrt wieder ins gehobene Tempo zurück und rockt einfach im Vergleich zum Rest deutlich besser. Die Riffs gehen wirklich ins Ohr, das Solo weiß zu gefallen (die Soli sind allesamt recht ansprechend), ein seltener Ohrwurmkandidat, der jedoch immer noch kein Wunderwerk darstellt.
Der beste Song der Scheibe folgt allerdings nun: „I Am“ glänzt durch seinen eingängigen, rockigen Charakter, Mitgrölkandidat Nr. 1 der CD, aufgelockert durch zwei gute Gitarrensolo. „I Am“ ist aber auch der einzige Song auf „Master Of The Moon“, dem ich ein ähnliches Klassikerpotential für eine zweite Best Of-CD zutraue. Sowohl „Death By Love“ als auch „In Dreams“ versacken zwar nicht mehr so im Kriechtempo wie die erste Hälfte des Albums, stechen aber auch nicht wirklich als Besonderheiten heraus.
Tja, da hätte man – besonders eine Größe wie DIO – mehr draus machen können. „Master Of The Moon“ ist das eindrucksvolle Beispiel, dass die Aneinanderreihung von einigen netten bis guten Riffs kein 1A-Album erzeugt. Es fehlt das gewisse Etwas, das Tempo ist zu oft im Keller, die Songs wirken uninspiriert und langweilig, die klassischen Ohrwürmer fehlen. Zwei bis drei gute Songs auf einem Album, das zehn Tracks umfasst, ist einfach wenig. Vielleicht ist die beste Zeit der Amerikaner – beziehungsweise die beste Zeit von Ronnie James – allmählich zu Ende, vor kreativen Ideen sprüht er jedenfalls auf dieser Scheibe nicht. Nett zu hören, aber Begeisterung? Fehlanzeige.
Wertung: 5 / 10