Review Perzonal War – Faces

Zwei Jahre nach dem Überalbum „Different But The Same“ gibt’s mit „Faces“ neue Kost von Perzonal War. Und diese geht mit einigen Veränderungen einher: Allesamt kurz geschoren blickt ein neuer Bassist dem geneigten Hörer vom Gruppenfoto entgegen. Und auch musikalisch geht man einige Schritte weiter, auf der einen Seite klingt das Ganze teilweise moderner, auf der anderen Seite wird häufiger die melodischere ruhigere Seite rausgekehrt wie noch auf dem Vorgänger. Doch auch auf Thrashfeuerwerke muss niemand vermissen, abgeschafft wurden diese keineswegs.

Genauso legt “Devil In My Neck“ dann auch los, als säße der Teufel den Herrschaften wirklich im Nacken. Das verhindert allerdings nicht, dass ein melodischer Refrain das Geknüppel immer wieder unterbricht, herrlich. „Burning Symbols“ ist ein treibender Song mit tollem Refrain, der seine Pracht vor allem gegen Ende zeigt, wenn in bester Machine Head Manier die Gitarren schleppend durch die Gegend sägen. Mit „My Secret“ steht wohl der kommerziellste Song an, den Perzonal War bis dato abgeliefert haben. Das dazu gehörige Video läuft auch inzwischen auf etwaigen Musiksendern. Was mich an so Auskopplungen stört, ist, dass dieser Song nicht wirklich repräsentativ für die Band ist, aber gut. Am Besten lässt sich das wohl als Halbballade beschreiben.

Mit “Divergent“ hat sich das Balladeske erstmal wieder erledigt, wobei zu Beginn des Songs wohl „Dead Heart In A Dead World“ von Nevermore Pate stand, es beginnt genauso mit einem Sound, wie man es früher von Vinyl-Scheibletten gewohnt war. Dann stampft es aber mächtig aus den Boxen, allerdings eben auch sehr modern. Das stellt aber bei Leibe keinen Negativpunkt dar. „From Within Through Time“ nimmt das Tempo wieder etwas heraus, besticht aber durch eine tolle Melodie und einen schönen Refrain.
Was hat es eigentlich mit Liedern auf sich, die im Titel irgendwas mit „Fire“ stehen haben? Jedes Mal entwickeln sich diese Songs mit zum Härtesten auf einem Album, genauso verhält es sich mit „Into The Fire“. Das Teil thrasht los, dass von der Nackenmuskulatur leider überhaupt nichts mehr übrig bleibt. Selten hat Matthias aggressiver gesungen wie hier. Eine Verschnaufpause gibt’s mit „All I Gave“ nicht wirklich, auch wenn der Bangrhythmus etwas langsamer ist, ein schleppender Stampfer, der endlich auch richtig schön düster daher kommt. Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt am gesamten Album gibt, dann den, dass zu wenig richtig düstere Stampfer wie auf den Vorgängern enthalten sind.

Aber apropos düster, „Tears“ ist ein Hammerbeispiel dafür, dass man eine Wahnsinns Ballade auch düster halten kann. Gänsehaut garantiert! Erinnert irgendwie an Paradise Lost zu deren Post “Draconian Times“ Phase. Nachfolgendes „The Essential“ sägt eher im Midtempo und wartet mit einem doch sehr Happy Refrain auf, was dem Song aber keinen Abbruch tut. Der Titeltrack überrascht dann mit Percussion mit nichts als Bassbegleitung zu Beginn und wahnsinnig geilem Gesang. Ein totales Highlight, ein schönes Stück düsterer Musik, dessen Kanon-artiger Refrain wunderbar mitgesungen werden darf. „Just Some Pain“ drückt nach dem kurzen Instrumental „Signs Of Chaos“ wieder aufs Tempo, inklusive Gang-Shouts und schön abgehackten Stakkato-Riffs.

Wer nun stolzer Besitzer der Limited Edition ist, darf sich über zwei Zugaben freuen. Und was für welche! War da nicht vorhin was mit fehlenden düsteren Songs? Damit räumt „The Sleeper“ ganz schnell auf. Treibender Song, bei dem man einfach herausfinden muss, ob die Nackenmuskulatur nicht doch noch ein bischen mehr strapaziert werden kann. Die Lyrics erinnern mich an eine textliche Fortsetzung von „Enter Sandman“. Wer dann bei „What We Call Progressive“ auch einen progressiven Song erwartet, hat sich mächtig ins Fleisch geschnitten, der Hammer wird noch einmal ausgepackt. Stören tut mich einzig der teilweise verzerrte Gesang. So etwas hat ein Ausnahmesänger wie Matthias nun wirklich nicht nötig. Trotzdem ein toller Abschluss einer fantastischen CD!Zusätzlich zu den Bonustracks gibts bei der Limited Edition noch eine Multimedia Section mit dem Video zu “My Secret”, einem Screen Saver und einem Wallpaper. Kaufanreiz sind meiner Meinung nach aber die 2 Bonustracks. Das Niveau des Vorgängers wurde gehalten, es wurde auch nicht der Fehler gemacht, das letzte Album noch einmal neu einzuspielen, die beiden Alben unterscheiden sich doch sehr, ohne dass ein Qualitätsverlust auszumachen wäre. Ein absolutes Highlight des Jahres 2004!

(Oli)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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