Review Red Harvest – Internal Punishment Programs

In den letzten zehn Jahren ist es dem norwegischen Quintett Red Harvest gelungen, eine Pioniers-Rolle in Sachen elektronischem Metal einzunehmen. Nicht erst seit gestern wissen abertausend die ständige Grenzgängerei der Mannen um Elektro-Meister Lrz zu schätzen und freuten sich daher auch auf das 2004er-Werk, entstanden im sympathischen Aufnahme-Kabuff in Form der Osloer Subsonic Society-Studios und abgemischt im bekannten Studio Fredmann. Auf den Namen „Internal Punishment Programs“ hörend, werden 10 vollwertige Stücke des technoiden Wahnsinns geboten.

Nach einer morbiden Elektro-Einführung schießt dem geneigten Hörer auch ohne jegliche Vorwarnung „Anatomy of the Unknown“ entgegen und bombt mit schweren Double Bass-Geschützen erst einmal einiges in die Steinzeit zurück, ehe die Gitarren im Sinne der tief gesprochenen Strophen ein weniger melodisch agieren. Was auf dem gesamten Album folgen wird, zeichnet sich hier bereits ab: Red Harvest verstehen es, Härte und Elektronik so zu mischen, ohne dass sich beide Faktoren in die Wolle geraten. „Fall of Fate“ führt diese Tradition weiter und ist in Sachen Gesang insgesamt schon typischer für die Langrille als der Eröffner. Ofu Kahn bringt seinem Unmut mit tief gebrüllten Worten zum Ausdruck, trotzdem mangelt es ihm nicht an Wandlungsvermögen oder Abwechselung.
Sehr technische, sprich in diesem Fall elektronische Momente wie „Abstract Morality Junction“ oder der Beginn von „Symbol of Decay“ sind freilich nicht das, was viele Leute auf einer Metal-Scheibe hören wollen, belanglosem Techno-Gedudel ist man aber selbstverständlich zu keiner Sekunde ausgesetzt. Vielmehr ist es so, dass die nicht überladenen Elektro-Parts atmosphärisch und nie aufgesetzt wirken, sich insgesamt doch gut in das Gesamtbild des Albums einfügen. Wer es dann doch lieber brachialer hat ist bei Stücken wie „Teknocrate“ bestens aufgehoben, dort wird ohne Rücksicht auf heißlaufende Schaltkreise losgebrettert, dass es eine wahre Freude ist. Durch die ganz und gar saubere Produktion kommt besonders das Schlagzeug mit den bereits erwähnten Double Bass-Salven zur Geltung, was einen weiteren Pluspunkt darstellt. Von extrem abgefahren („Synthesize my DNA“) über Thrash-angehaucht („Wormz“) bis zum kurzen Instrumental „4.4.1.8“ ist noch einiges geboten, bis man schlussendlich beim Titelstück angelangt ist. Dieses kann neben dichter Atmosphäre auch sehr interessantes Riffing verbuchen, dass zu guter Letzt noch einmal die Eigenwilligkeit von Red Harvest unterstreicht.

Im Nachhinein müsste in meiner Einleitung eigentlich etwas wie „Herzlich willkommen zu einer der Platten, die man lieber hören als beschrieben bekommen sollte“ stehen. Die fünf Norweger gehen ihren individuellen Weg und rutschen dabei gerne mal von einem Extrem ins andere. Auch wenn gerade die harten Stücke teilweise von ihren monotonen Strukturen und Riffs leben, bietet „Internal Punishment Programs“ an und für sich genug Abwechselung und Vielfalt, um über seine gesamten 40 Minuten Spielzeit zu überzeugen.
Einfach mal Probehören, vom Kovenant-Fan der sich mehr Metal und weniger Pop wünscht bis zum Schwarzmetaller könnte das hier einigen Leuten gefallen. Mir auf jeden Fall!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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