Review Menhir – Ziuwari

Wer sich für Pagan / Viking Metal oder auch melodischen und folkloristisch oder mittelalterlich angehauchten Black Metal erwärmen kann, wird zwangsläufig zumindest schon mal über den Namen Menhir gestolpert sein, groß vorstellen muss ich die Jungs und das Mädel also wohl nicht mehr. In inzwischen neun Jahren Bandgeschichte haben die naturverbundenen Thüringer seit 1995 mit ihrem Debütalbum „Die ewigen Steine“, der MCD „Buchonia“ und dem zweiten Album „Thuringia“ schon großartige Werke geschaffen. „Ziuwari“ stellt aber bis dato das Meisterwerk im Schaffen Menhirs dar.

Gleich zu Beginn wird mit dem siebeneinhalb-minütigen „Wotans Runenlied“ ein Hammer ausgepackt, der den Hörer in vergangene Zeiten entführt und ihn dazu bewegen mag, sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen und diesen traumhaften Klängen zu lauschen. Wie auch bei den nachfolgenden Stücken kommt man hier kaum aus dem Staunen heraus, welch geniale Melodien Menhir auf diesem Meisterwerk gezaubert haben. Es ist einfach nur göttlich, jedes mal wieder eine wohlige Gänsehaut zu verspüren, wenn die erste Note von „Das verborgene Reich“ erklingt und eine epische und träumerische Melodie aus den Boxen kommt, zu der ein kurzes, altes, germanisches Gedicht verlesen wird. Sogar das kurze, vorhergehende ruhige Zwischenspiel „Herminafrieds Klage“ wirkt nicht zweckmäßig oder aufgesetzt, sondern fügt sich hervorragend zwischen die sechseinhalb-minütige „Letzte Schlacht“ und den eben erwähnten Song.

Auch wenn das Keyboard hier eine sehr tragende Rolle übernimmt, und fast durchgehend präsent ist, wirkt es weder störend, noch nervig aufgrund des häufigen Auftretens. Nein, es wird einfach ständig wunderbar eingesetzt, erzeugt herrliche Melodien und eine nahezu romantische Atmosphäre.
Etwas außergewöhnlich vielleicht ist, dass man hier größtenteils auf klare Gesänge setzt und diese den Black Metal-Vocals deutlich überlegen sind. Das ist aber auf jeden Fall die richtige Wahl. Man höre nur das komplette mit klarem Gesang versehene „Das verborgene Reich“, es ist unglaublich, wie episch und leidenschaftlich Heiko seine Stimme inzwischen einsetzen kann, dagegen verblassen seine garstigen Gesänge etwas. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt an diesem ansonsten über alle Zweifel erhabenen Album: Der klare Gesang sollte meiner Meinung nach noch dominanter sein, denn die BM-Vocals wirken teilweise etwas kraft- und drucklos, auch wenn sie meistens in passenden Momenten eingesetzt werden.
Trotz all der herrlichen Melodien kommen natürlich auch treibende Schlagzeugpassagen, manchmal auch Blastbeats und die harten Gitarrenklänge nicht zu kurz. Meistens sind die Riffs recht Heavy Metal-lastig, entstammen aber auch öfter mal dem Black Metal-Lager und sind zwischendurch auch mal etwas thrashig.

Aber wen interessieren hier eigentlich einzelne Instrumente? Alles, was hier Klänge erzeugt, fügt sich zu einem in diesem Genre nahezu alles überragendem Gesamtkunstwerk zusammen, dass jedem Anhänger dieser Musikrichtung gefallen wird. Wenn man gegen auch gegen Kitsch und Pathos in nicht zu geringen Mengen in einem heldenhaften Gewand nichts einzuwenden hat, sollte man die „Ziuwari“ aber eh schon längst im heimischen Plattenlager haben. Und wenn nicht, schämen und sofort zulegen! Hier lohnt es sich definitiv.
Leider ist die CD nach knapp 38 Minuten schon vorbei. Nachdem die Veröffentlichung nun auch schon mehr als zwei Jahre her ist, wäre der geneigte Heide doch mal wieder froh, etwas neues in akustischer Form hören zu können. Bis es soweit ist, muss man sich eben mit dem vorhanden Material glücklich schätzen und versuchen, die Gruppe mal auf einer Bühne zu erwischen um dort mit anderen Gleichgesinnten und Menhir zu feiern.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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